Reise durch die Sonnenwelt
Sternen-oder Sonnensysteme hätte er da beobachten können! Die Gallia hätte ihren Ort verändert gleichzeitig mit jenen Gestirnen, deren Unbeweglichkeit nur eine scheinbare ist, und die sich dennoch fortbewegen, wie z.B. der Arktur mit einer Schnelligkeit von 13. 2 Meilen in der Secunde. Auch unsere Sonne hat eine Jahresbewegung von 37. 2 Millionen Meilen in der Richtung nach dem Sternbilde des Hercules hin. Die Entfernung dieser Sterne ist aber so groß, daß ihre betreffenden Stellungen trotz dieser so geschwinden Fortbewegung für die Beobachter der Erde noch nicht im geringsten verändert erscheinen.
Immerhin müssen diese Jahrhunderte andauernden Ortsveränderungen einmal nothwendig die Gestalt der Sternbilder modificiren, da jeder Stern mit verschiedener Schnelligkeit fortrückt oder doch fortzurücken scheint. Die Astronomen sind im Stande gewesen, die neue Stellung zu bestimmen, welche die Fixsterne nach Verlauf sehr vieler Jahre gegen einander einnehmen werden. Man hat sogar Zeichnungen der Sternbilder, wie sie sich in 50,000 Jahren darstellen werden, graphisch vervielfältigt. Sie zeigen z.B. an Stelle des unregelmäßigen Viereckes des großen Bären ein langgezogenes Kreuz, und statt des Fünfeckes im Sternbilde des Orion ein einfaches Viereck.
Doch weder die jetzigen Bewohner der Gallia, noch die der Erde, wären im Stande gewesen, diese nach und nach eintretenden Dislocationen wahrzunehmen. Das war es auch sicherlich nicht, was Palmyrin Rosette in der Sternenwelt zu ergründen suchte. Doch wenn irgend ein Umstand den Kometen dem Centrum seiner Attraction entrissen hätte, um denselben irgend welchem anderen Gestirne zuzuführen, so wären seine Augen gewiß entzückt gewesen bei Betrachtung der Wunder, von welchen unser Sonnensystem keine Vorstellung geben kann.
Die Planetengruppen des Weltraumes werden nämlich keineswegs von einer einzigen Sonne regiert. Das monarchische System scheint nur auf einige Punkte des Himmels beschränkt. Es gravitiren hier eine, dort zwei, da sechs Sonnen, welche von einander abhängen, unter ihrem gegenseitigen Einflusse. Da giebt es verschiedene gefärbte Sterne, rothe, gelbe, grüne, orange-und indigofarbene. Wie wunderbar mögen die Lichtcontraste sich ausnehmen, welche sie auf die Oberfläche ihrer Planeten werfen. Und wer weiß, ob die Gallia beim Tagesanbruch nicht nach und nach Licht von allen Farben des Regenbogens an ihrem Horizonte zu sehen bekommen hätte.
Doch, es sollte ihr nicht beschieden sein, unter der Anziehung eines anderen Centrums ihren Weg fortzusetzen, sich unter jenen Sternhaufen zu mischen, welchen die mächtigen Teleskope noch aufzulösen vermögen, noch sich nach jenen Nebelsternen hin zu verlieren, die bis jetzt nur zum Theile aufgelöst sind, oder gar nach jenen Nebelmassen, welche selbst den größten Reflectoren widerstehen, Nebelmassen, deren die Astronomen im Himmelsraume über 5000 kennen.
Nein, die Gallia sollte die Sonnenwelt niemals verlassen, noch die Erde aus dem Gesichte verlieren. Nachdem sie aber eine Bahn von 378 Millionen Meilen beschrieben, hatte sie doch nur eine verschwindend kleine Reise durch das Universum vollbracht, dessen Ausdehnung ja keine Grenzen kennt.
Zwölftes Capitel.
Wie man den 1. Januar auf der Gallia feierte und auf welche Weise dieser Festtag endete.
Mit der zunehmenden Entfernung der Gallia wuchs nun auch die Kälte sehr merkbar. Schon war die Temperatur auf zweiundvierzig Grad unter Null herabgegangen. Unter diesen Verhältnissen hätten die Quecksilber-Thermometer nicht benutzt werden können, da das Quecksilber bei zweiundvierzig Grad gefriert. Es wurde also das Alkohol-Thermometer der Dobryna in Gebrauch genommen, und dessen Säule fiel dann auf dreiundfünfzig Grad unter den Eispunkt.
Jetzt zeigte sich auch die von Lieutenant Prokop vorausgesehene Wirkung der Kälte an den Rändern der Bucht, welche den beiden Fahrzeugen als Ueberwinterungshafen diente. Die Eisschichten unter dem Rumpfe der Hansa und der Dobryna hatten sich in langsamem, aber unwiderstehlichem Fortschreiten verdickt. Nahe dem felsigen Vorlande, das sie deckte, sah man die Goëlette und die Tartane hoch auf ihrer krystallenen Schaale erhoben, so daß sie schon fünfzig Fuß über das Niveau des Meeres emporragten. Die etwas leichtere Dobryna stand noch etwas höher als die Tartane. Keine menschliche Kraft aber war im Stande, dieses langsame Empordrängen auf zuhalten.
Lieutenant Prokop beunruhigte das der Goëlette bevorstehende
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