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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jenes Wiederzusammentreffen lebhaft herbeiwünschten, einer gewissen Beunruhigung nicht entschlagen. Wenn auf der Erde, wie Lieutenant Prokop meinte, Vorkehrungen getroffen wurden, um die drohenden fürchterlichen Folgen zu mildern, sollte es da nicht am Platze sein, auf der Gallia an etwas Aehnliches zu denken? Diese Frage verdiente wohl später in Betracht gezogen zu werden.
    Wie dem nun auch sein mochte, man blieb bei dem Beschlusse, den 1. Januar gebührend zu feiern. Auch die Russen sollten sich dabei den Franzosen und Spaniern anschließen, obgleich deren Kalender den Jahresanfang nicht für den nämlichen Tag angiebt. 1
    Weihnachten kam heran. Der Jahrestag der Geburt Christi wurde kirchlich, wenn man hier so sagen darf, gefeiert.
    Der Jude allein schien sich an diesem Tage noch tiefer in seine dunkle Ecke zu verkriechen.
    Während der letzten Woche des Jahres war Ben-Zouf außerordentlich beschäftigt, um ein anziehendes Programm aufzustellen. Von sehr verschiedenen Vergnügungen konnte auf der Gallia ja von vornherein nicht die Rede sein. Man kam also dahin überein, den Tag mit einem tüchtigen, auserlesenen Frühstück zu beginnen und mit einem Ausfluge auf dem Eise nach der Seite der Insel Gourbi zu beschließen. Die Rückkehr sollte unter festlicher Beleuchtung erfolgen, d.h. mittels Fackeln, welche man aus den nöthigen, auf der Hansa sich vorfindenden Ingredienzen selbst verfertigte.
    »Wenn das Frühstück ausnehmend gut ausfällt, philosophirte Ben-Zouf, so wird der Ausflug nicht minder lustig werden, und weiter braucht es ja nichts!«
    Die Zusammenstellung des Speisezettels gestaltete sich also zu einer sehr wichtigen Angelegenheit. Die Ordonnanz des Kapitän Servadac hatte darum wiederholt Besprechungen mit dem Koch der Dobryna, deren Endresultat in einer glückverheißenden Verbindung der russischen und französischen Küche gipfelte.
    Am 31. December Abends war Alles bereit. Die kalten Gerichte, wie Fleischconserven, Wildpastete, Galantine und andere, welche man zu gutem Preise von dem Juden Isaak Hakhabut erworben hatte, figurirten schon auf der Tafel des Hauptsaales, die warmen Speisen sollten erst am nächsten Morgen in dem Lavaosen zubereitet werden.
    An diesem Abend berührte man noch eine Frage bezüglich Palmyrin Rosette’s. Sollte man den Professor einladen, an der Festtafel theilzunehmen? Gewiß erforderte das die Höflichkeit. Würde er die Einladung auch annehmen? Das erschien mehr als zweifelhaft.
    Nichtsdestoweniger erging diese Einladung. Kapitän Servadac hatte sie persönlich nach dem Observatorium überbringen wollen; Palmyrin Rosette empfing aber alle ungeladenen Gäste so barsch, daß man es vorzog, ihm ein Briefchen zu senden.
    Der junge Pablo erbot sich, dasselbe zu überbringen, und kam bald darauf mit einer in folgende Worte gefaßten Antwort zurück:
    »Palmyrin Rosette hat nichts Anderes zu sagen, als das: Heute ist der 125. Juni und morgen wird der 1. Juli sein, da man auf der Gallia doch wohl Veranlassung hat, nach dem hier giltigen Kalender zu rechnen.«
    Das war zwar ein wissenschaftlich abgefaßter Absagebrief, doch eine Absagung blieb es immer.
    Am 1. Januar, eine Stunde nach Sonnenaufgang, fanden sich Franzosen, Russen, Spanier und die kleine Nina, welche Italien repräsentirte, zu einem Frühstück vereinigt, wie ein solches die Gallia noch niemals gesehen hatte.
    Bezüglich des solideren Theiles desselben hatten Ben-Zouf und der Küchenmeister der Dobryna sich thatsächlich selbst übertroffen. Eine Schüssel mit Rebhuhn und Kohl, welch’ letzterer hier durch »Carry« ersetzt und so zart war, daß er die Papillen der Zunge und die Schleimhaut des Magens fast gelöst hätte, bildete den Glanzpunkt der Speisekarte. Die aus den Vorräthen der Dobryna entnommenen Weine lobten sich selbst. Da trank man denn französische und spanische Weine zur Ehre ihres Vaterlandes und selbst Rußland fand durch einige Flaschen Branntwein gebührende Vertretung. Es war wirklich, wie Ben-Zouf gehofft, sehr schön und sehr heiter.
    Zum Schluß rief ein Toast auf das gemeinsame Vaterland, die alte Erdkugel und auf die Rückkehr nach derselben einen solchen Beifallssturm hervor, daß Palmyrin Rosette ihn gewiß in der stillen Höhe seines Observatoriums vernehmen mußte.
    Nach Beendigung des Frühstücks hatte man noch drei volle Stunden Tag vor sich. Eben passirte die Sonne den Zenith – eine Sonne, welche niemals die Reben von Bordeaux oder Burgund, deren Blut man eben getrunken,

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