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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ausgenommen, einen Felsen, der nahe bei Karthago das Wasser überragte, mit dem Grabe eines Königs von Frankreich …
    – Ich glaube Ludwig’s IX.? sagte der Brigadier.
    – Bekannter unter dem Namen des heiligen Ludwig, mein Herr!« warf Kapitän Servadac ein, den Brigadier Murphy mitleidig besänftigend anlächelte.
    Dann erzählte Graf Timascheff weiter, daß die Goëlette nach Süden bis zur Höhe des Golfes von Gabes vorgedrungen sei; daß das Meer der Sahara nicht mehr existire – was die beiden Engländer schon deshalb, weil jenes eine Schöpfung Frankreichs gewesen, ganz natürlich zu finden schienen; – daß vor dem Küstengebiete von Tripolis eine neue, fremdartig gebildete Uferwand emporgestiegen sei und diese etwa längs des einundzwanzigsten Meridians von Süden nach Norden ungefähr bis zur Höhe der Insel Malta verlaufe.
    »Und diese englische Insel, beeilte sich Kapitän Servadac hinzuzufügen, also Malta, sammt Lavalette, seinen Forts, Soldaten, Officieren und dem Gouverneur ist Algerien in den Abgrund nachgefolgt.«
    Einen Augenblick lang verdunkelte eine Wolke die Stirn der beiden Briten, aber bald und fast gleichzeitig verrieth ihr Gesicht nur noch den ausgesprochensten Zweifel an dem, was der französische Officier gesagt hatte.
    »An einen derartigen absoluten Untergang ist doch nur schwer zu glauben, bemerkte Brigadier Murphy.
    – Und warum? fragte Kapitän Servadac.
    – Malta ist Eigenthum der britischen Krone, erwiderte Major Oliphant, und als solches …
    – Ist es ebenso spurlos verschwunden, als hätte es China angehört! unterbrach ihn der Stabsofficier.
    – Vielleicht ist bei Ihren Aufnahmen während der Fahrt der Goëlette ein Fehler untergelaufen.
    – Nein, meine Herren, versicherte Graf Timascheff, von einem Beobachtungsfehler kann hierbei nicht die Rede sein; hier gilt es, sich der nackten Wahrheit zu fügen. Die Zerstörung betrifft England gewiß in hervorragendem Maße, denn nicht nur die Insel Malta existirt nicht mehr, sondern es hat auch ein neuer Continent den östlichen Theil des Mittelmeeres überhaupt abgeschlossen. Ohne eine ganz schmale Durchfahrt, welche an einem einzigen Punkte dessen Küstenlinie unterbricht, hätten wir nimmermehr hierher zu Ihnen gelangen können. Es unterliegt also leider keinem Zweifel, daß, wenn Malta dem Untergange verfiel, auch nichts mehr vorhanden sein wird von den Ionischen Inseln, welche seit einigen Jahren wieder unter dem Protectorate Englands standen.
    – Und mir scheint, fügte Kapitän Servadac hinzu, Ihr Chef, der Lord-Obercommissär, möchte nicht viel Ursache haben, sich wegen der Resultate jener Umwälzung zu beglückwünschen.
    – Der Lord-Obercommissär … unser Chef? … antwortete Brigadier Murphy mit einer Miene, als verstehe er die Worte des Franzosen nicht.
    – Ja gewiß, fuhr Kapitän Servadac fort, nicht mehr Ursache, als Sie haben, sich zu dem Reste zu gratuliren, der Ihnen von Korfu geblieben ist.
    – Korfu? … erwiderte Major Oliphant. Sagte der Herr Kapitän wirklich Korfu?
    – Gewiß, Kor–fu!« bestätigte Hector Servadac.
    Die beiden Engländer standen vor Staunen einen Augenblick stumm und sahen sich fragend an, was sie von dem französischen Officier halten sollten; doch ihre Verwunderung steigerte sich noch, als Graf Timascheff zu wissen wünschte, ob sie entweder durch englische Schiffe oder mittels des submarinen Kabels Nachrichten aus England erhalten hätten.
    »Nein, Herr Graf, belehrte ihn Brigadier Murphy, das Kabel ist gebrochen.
    – So stehen Sie mit dem Festlande aber doch noch mittels der italienischen Telegraphenlinie in Verbindung?
    – Der italienischen? fragte Major Oliphant verwundert. Sie wollten ohne Zweifel sagen, mittels der spanischen?
    – Italienische oder spanische, fiel Kapitän Servadac ein, darauf kommt nicht viel an, meine Herren, wenn Ihnen nur überhaupt Kunde aus der Hauptstadt zugegangen ist.
    – Noch sind wir ohne Nachricht, erklärte Brigadier Murphy, indessen flößt uns das keinerlei Unruhe ein, denn es kann nicht mehr lange währen …
    – Vorausgesetzt, daß es überhaupt noch eine Hauptstadt giebt! sagte Kapitän Servadac jetzt ernster.
    – Keine Hauptstadt mehr?
    – Gewiß, wenn es überhaupt kein England mehr giebt!
    – Kein England mehr!«
    Brigadier Murphy und Major Oliphant fuhren gleichzeitig in die Höhe, als würden sie von ein und derselben Feder empor geschnellt.
    »Mir scheint, ließ sich Brigadier Murphy vernehmen, eher als England wüßte

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