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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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doch Frankreich …
    – Frankreich steht gesicherter, denn es bildet einen Theil des Continentes! fiel ihm Kapitän Servadac schon einigermaßen erregt in’s Wort.
    – Wie? Gesicherter als England? …
    – England ist zuletzt doch nur eine Insel und dazu von so zerrissener Gestaltung, daß es recht wohl ganz und gar zu Grunde gehen konnte!«
    Jetzt drohte ein unangenehmer Auftritt. Den beiden Briten schwoll der Kamm und Kapitän Servadac schien auch um keinen Fuß breit weichen zu wollen.
    Graf Timascheff suchte die Gegner, welche sich wegen einer eitlen Nationalitätsfrage erhitzten, vergeblich zu beruhigen.
    »Meine Herren, erklärte Kapitän Servadac sehr kühl, ich glaube, diese Auseinandersetzung dürfte nur gewinnen, wenn sie unter freiem Himmel weiter geführt würde. Hier sind Sie zu Hause, wenn es Ihnen gefällig wäre mit hinauszutreten? …«
    Hector Servadac verließ das Zimmer. Graf Timascheff nebst den beiden Engländern folgte ihm auf dem Fuße nach. Alle kamen auf einer offenen, den höchsten Punkt des Eilandes einnehmenden Stelle zusammen, welche Kapitän Servadac gleichsam für neutralen Boden hielt.
    »Meine Herren, wandte sich Kapitän Servadac hier an die beiden Engländer, wenn Frankreich durch den Verlust Algeriens auch noch so empfindlich geschädigt wurde, so ist es doch immer noch in der Lage, jeder Provocation, von welcher Seite sie auch ausgehen möge, entgegen zu treten. Als französischer Officier habe ich die Ehre, mein Vaterland auf dieser Insel mit demselben Rechte zu repräsentiren, wie Sie, meine Herren, Großbritannien.
    – Ganz einverstanden, antwortete Brigadier Murphy.
    – Ich werde also niemals dulden …
    – So wenig wie ich! sagte Major Oliphant.
    – Und da wir hier auf neutralem Boden stehen …
    – Auf neutralem? rief Brigadier Murphy. Sie befinden sich hier auf englischem Grund und Boden, mein Herr.
    – Auf englischem?
    – Gewiß, auf einem Boden, über dem die Flagge Englands weht!«
    Der Brigadier zeigte bei diesen Worten nach dem Banner Großbritanniens, das auf dem höchsten Punkte des Eilands im Winde flatterte.
    »Bah, sagte ironisch Kapitän Servadac, also deshalb, weil es Ihnen gefiel, diese Flagge nach der Katastrophe aufzupflanzen …
    – Sie wehte schon vorher an derselben Stelle.
    – Als Zeichen des Protectorates, nicht des Besitzes.
    – Des Protectorates? riefen beide Officiere gleichzeitig.
    – Meine Herren, fuhr Hector Servadac unbekümmert und mit dem Fuße stampfend fort, dieses Eiland ist Alles, was von dem Areale einer repräsentativen Republik übrig blieb, der gegenüber England nie etwas Anderes als das Recht der Protection zustand.
    – Was? Eine Republik? erwiderte Brigadier Murphy, dessen Augen sich ganz über die Maßen weit öffneten.
    – Und dazu, fiel Kapitän Servadac wieder ein, läßt sich dieses zehnmal verlorene und zehnmal wieder erlangte Protectionsrecht über die Ionischen Inseln noch vielfach bestreiten.
    – Die Jonischen Inseln! rief Major Oliphant.
    – Und hier auf Korfu …
    – Auf Korfu?«
    Das Erstaunen der beiden Engländer sprach sich in deren Zügen so auffällig aus, daß Graf Timascheff trotz seiner Zurückhaltung und seiner Neigung, die Partie des Stabsofficiers zu nehmen, sich veranlaßt fühlte, beschwichtigend in das Gespräch einzugreifen. Er wollte sich eben an Brigadier Murphy wenden, als dieser schon mit weit ruhigerem Tone das Wort an ihn richtete.
    »Mein Herr, begann er, ich kann Sie unmöglich länger in einem uns allerdings unerklärlichen Irrthume lassen. Sie stehen hier auf einem Boden, der seit 1704 englisch ist durch das Recht der Eroberung und des unbestrittenen Besitzes, ein Recht, welches der Vertrag von Utrecht ausdrücklich bestätigte. Wohl haben sowohl Frankreich als auch Spanien in den Jahren 1729, 1779 und 1782 England zu verdrängen gesucht, sie erzielten damit aber keinen Erfolg. Sie sind auf diesem Eiland, und wäre es noch so klein, also ebenso gut in England, als befänden Sie sich auf dem Trafalgar-Square in London.
    – Wir wären demnach nicht in Korfu und nahe der früheren Hauptstadt der Ionischen Inseln? fragte Graf Timascheff im Tone des höchsten Erstaunens.
    – Nein, meine Herren, das nicht, hier sind Sie in Gibraltar.«
    Gibraltar! Wie ein Donnerschlag traf dieses Wort das Ohr des Grafen Timascheff und des Stabsofficiers. Sie glaubten in Korfu, am östlichen Ende des Mittelmeeres zu sein, und sahen sich nun in Gibraltar, am westlichen Eingange zu jenem, trotzdem die

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