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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ein Wort, stumm. Nur ihre Füße klackerten auf dem Boden. Rhodan sah ein buntes gemischtes Publikum. Zunächst hatte er geglaubt, auf diesem Jahrmarkt seien nur Menschen unterwegs, dann entdeckte er einige Fantan-Leute, Ferronen und Topsider, Individualverformer, tellerköpfige Blues.
    Er sah zwei oder drei Posbis eng umschlungen Zuckerwatte in gläsernen Tuben chemisch analysieren. Ein Haluter randalierte, weil man ihn nicht auf die Schiffsschaukel lassen wollte. Maahks, Twonoser und Gaids. Zwei Paddler traten lautlos lachend aus der Holzwand einer Geisterbahn mit dem Namen Bar diocs Höllenfahrt. Traumforum. Eine holografische Leuchtschrift warnte: ACHTUNG! Pro Gondel nur eine Person! Okefenokees schritten neben Gurrads und Dumfries. Insektoide Karduuhls und echsenartige Lacoons, Laren und aneinandergeklammerte Hyptons, wuchtige Kelosker zankten sich schweigend um einen Apfel in rotem Zuckerguss, greise Yaanztroner mit goldschimmerndem Haar schleckten Softeis. Er sah Hulkoos mit Stachelpelzen, die auf kleinen Schlitten eine große, gläserne Schüssel mit einer hirnähnlichen Substanz zogen.
    Was für ein Gewimmel!, dachte er. Wie viele Völker? Wie viele Individuen?
    Manche von ihnen gingen ungelenk, mit merkwürdig pendelnden Beinen. Andere schienen zu schweben. Im Licht der Buden und der Karussells blitzten hin und wieder die Drähte auf, an denen sie hingen. Die Drähte führten hinauf in einen nachtschwarzen Himmel, der langsam und bedrohlich rotierte und soeben einen sanften, beinahe unmerklichen Sog auf Rhodan auszuüben begonnen hatte.
    Das Krathvira, erkannte er. Der Paraabstrakt-Transponsor der Fundamentalisten. Er nimmt an Stärke zu. Meine Zeit wird knapp.
    *
        »Ich bin RHODAN.«
    Rhodan fühlte sich unter die Achseln gefasst und emporgerissen. Der Jahrmarkt und seine glitzernden Lichtgirlanden blieben unter ihm zurück. Für einen Atemzug fürchtete Rhodan, er müsste sich in dem Gewebe der Drähte verfangen, die die Heerschar der Marionetten befehligte.
    Aber er ging wenn das denn eine Erklärung war an den Gestaden eines Meeres entlang. Die Szenerie war offenkundig umgeschlagen. Er war allein. Es war sehr kalt. Kein Licht, keine Siedlung, kein Leuchtturm, so weit das Auge reichte. Nur das schwarze Meer zu seiner Seite. An der anderen Seite tauchte der breite Strand in die Dämmerung.
    Dämmerung. Täuschte er sich, oder kam ihm jemand vom Horizont her entgegen?
    Szenenwechsel...
    Es war ein atemberaubender Flug. Jemand trug ihn, er spürte die Hände seines Trägers in den Achseln, es tat weh. Sie waren schnell. Ein schwarzer Mantel umflatterte sie. Der Mund seines Entführers ganz nah an seinem Ohr. Rhodan hörte ihn im Sturm fragen: »Wozu leben wir?«
    Gute Frage.
    »Wir Mächtigen wissen die Antwort«, brüllte die Stimme ihm ins Ohr. »Ich zumal. Ich bin RHODAN. Ich trage Fioranos Anzug der Einsamkeit.«
    »Oh«, lachte Rhodan. Er wusste von Parr Fiorano, dem Anzugmacher, der diese übermächtigen Ausrüstungsgegenstände gefertigt hatte: den Anzug der Phantome, den Anzug der Gravitation, den Anzug der Zeit die Garderobe der Kosmokratendiener. »Wer ist dein Schneider? Der Anzug ist dir etwas zu groß, möchte ich meinen.«
    »Ich wachse hinein.«
    Rhodan blickte auf das Meer hinab. Erstaunt bemerkte er, dass die flachen Wellen gefroren waren. Ein vereistes Meer. Ein strenger Winter. Die Gestalt vom Horizont näherte sich langsam.
    Der Flug wurde noch schneller, noch irrsinniger. »Täusch dich nicht«, sagte sein Träger. »ES hat dir Zeit spendiert, eine Menge Zeit. Jedenfalls auf den ersten Blick. 20.000 Jahre?«
    »20.000 Jahre«, sagte Rhodan.
    »Nur ein Hauch«, schrie die Stimme. »Vorüber in einem Herzschlag der Sternenuhr. Denke schneller. Löse das kosmische Rätsel, bevor es dich löst!«
    Szenenwechsel ...
    Rhodan sah über dem Meer in der Ferne vier oder fünf Ballone. Obwohl es windstill war, schienen sie gemächlich auf ihn zuzutreiben. Rhodan blieb stehen. Er schaute den Ballonen zu. Ja, kein Zweifel. Sie kamen näher.
    Szenenwechsel ...
    Die Stimme im Sturm. »Wozu leben wir? Hast du dich das nie gefragt?«
    »Doch«, schrie Rhodan zurück. Die Rockschöße des schwarzen Mantels flatterten wie wahnsinnige Raben. Der Wind heulte.
    »Und?«, schrie die Stimme. »Was hast du dir geantwortet?«
    Szenenwechsel ...
    Rhodan kniff die Augen zusammen. Das, was er für Ballone, für Heißluftballone vielleicht, gehalten hatte, waren Menschen. Sie trugen Mäntel, lange Röcke,

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