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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Parallel-Universum, in das es ihn im 25. Jahrhundert alter Zeitrechnung verschlagen hatte.
    Diesmal aber ging es nicht gegen eine Kopie oder gegen eine parallele Gestalt, sondern gegen sich selbst. Gestatten, Dr. Jekyll, dachte er. Was plant Mr. Hyde?
    »Welche Optionen habe ich?«, fragte er Pral.
    »Ich könnte versuchen, diesen Teil deiner selbst dich zurückzubringen. Möglich, dass du dein anderes Imago hier zurücklassen kannst.«
    Rhodan dachte einen Moment darüber nach. Schon dass ich darüber nachdenken muss, zeigt, dass das keine Option sein kann. Ohne dieses Imago bin ich entscheidungsschwach. Ein mattes Spiegelbild meiner selbst.
    »Nein«, sagte er. »Ich würde für das, was ich zu tun habe, nicht mehr taugen. Möglich übrigens, dass mein Zellaktivator diese amputierte ÜBSEF-Variante nicht mehr als Perry Rhodan erkennt oder anerkennt. Zu riskant.«
    »Dann musst du ihn stellen«, sagte Pral.
    Rhodan lachte. »Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ihn jagen muss. Wenn jemand von uns beiden Jäger ist, dann er. Ich ... «
    »Du bist die Beute«, sagte Pral.
    »Demnach müsste ich nichts tun, als auf ihn warten.« Er lauschte. Aber er hörte kein Pochen, keinen Schritt, der sich näherte. Waren ihre Gedankenwelten auf ihm undurchschaubare Art verbunden? Hatte sein Imago gemerkt, dass Rhodan nicht mehr vor ihm fliehen wollte? Hatte er aus dieser Haltungsänderung seine Schlüsse gezogen, verbarg das Imago sich vor ihm?
    Rhodan musste lachen. Wunschdenken. Natürlich hat er sich nicht zurückgezogen. Er wartet. Er lauert und plant. Und dann greift er an.
    Sollte er darauf warten?
    Er überlegte. »Diese Reflektorenfelder sie helfen mir, eine Welt zu gestalten, in der ich mit diesem Körper leben, agieren, mich bewegen kann?«
    Pral bestätigte.
    »Hat das, was ich über die Reflektorenfelder gestalte, für ihn denselben Wirklichkeitsgrad wie für mich?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Pral. »Aber wenn ich mir seine Konstruktionen ansehe, das Solare Imperium, das er errichtet hat, und wenn ich sehe, wie wirklich diese Welt für dich ist, würde ich sagen: Allerdings, ihr beide teilt euch eine Wirklichkeit.«
    Rhodan lächelte. »Dann werden wir darangehen, ihm einen angemessenen Empfang zu bereiten.«
    Als ginge ein lautloser, aber kräftiger Wind, der in trockenes Laub fuhr, kam Bewegung in die unzähligen Scherben, die über den Boden verstreut lagen. Lautlos begannen die Splitter zu schweben. Sie sortierten sich, fügten sich neu zusammen.
    Der Spiegelsaal nahm Gestalt an.
    *
    Die Rekonstruktion des Spiegellabyrinths war abgeschlossen, aber die Schritte seines Verfolgers ließen sich nicht hören. In seinem Kopf blieb es still.
    Rhodan wartete eine Weile. Dann ging er los. Er hatte sich entschieden, die Konfrontation zu suchen. Wenn sein Verfolger nicht willens war, ihm im Spiegelsaal entgegenzukommen, würde er seine Gründe haben.
    Rhodan hatte das Gefühl, die Zeit liefe ihm davon. Er konnte nicht darauf warten, dass sein Verfolger geruhte, die Verfolgung wieder aufzunehmen.
    Tauschen wir also die Rollen, dachte er.
    Es kostete ihn mehr Zeit, als er gedacht hatte, das Spiegellabyrinth zu verlassen. Zwei oder drei Mal hatte er versucht, den Ausgang zu denken. Aber offenbar funktionierten die Reflektorischen Felder nicht verlässlich auf diese unmittelbare Weise.
    Er stellte sich ihren Wirkmechanismus vor wie den eines komplexen Körpers seines menschlichen Körpers beispielsweise. Auch dort waren die meisten Prozesse dem bewussten Zugriff entzogen oder nur in engen Grenzen manipulierbar.
    Er konnte sich nicht einfach hungrig denken, und wenn er hungrig war, konnte er sich nicht satt denken.
    Hinzu kam, dass sich diese Welt nicht allein aus seinem Geist speiste, sondern auch aus den Gedanken und Gefühlen seines Imagos.
    Das er sich wieder einverleiben musste, wollte er wieder ganz er selbst werden.
    Aber war er nicht er selbst? War er es nicht sogar mehr als je zuvor? Fühlte er sich nicht wie bereinigt?
    Er befand sich auf dem Platz vor dem Glaslabyrinth. Am Himmel standen Io und Ganymed. Er hörte ein Geräusch. Ein Tapsen und Schlurfen und Klacken wie von Holzschuhen. Er sah das Haus, das auf dem Kopf balancierte, die Rutsche und das Gebäude, das einem Elefanten nachempfunden war. Buden öffneten automatisch ihre Läden. Leuchtgirlanden flackerten auf. Er roch türkischen Honig und Lebkuchen, Glühwein und Gurken, den schweren Duft gegrillter Steaks und gebratener Pilze.
    Ein Fahrgeschäft

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