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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wurde am Ufer angebunden; übrigens war die Mündung der Galerie kaum zwanzig Schritte von da, und wir begaben uns, ich voran, unverzüglich dahin.
    Die fast kreisrunde Oeffnung hatte etwa fünf Fuß Durchmesser; der dunkle Tunnel war in lebendig Gestein gebrochen und durch ausgeworfene Gegenstände, welche durch denselben ihren Weg gefunden, geglättet; unten reichte sie an den Boden, so daß man ohne Schwierigkeit hinein konnte.
    Wir gingen erst ganz horizontal, als uns nach sechs Schritten der Weg durch einen ungeheuren Felsblock versperrt war.
    »Verdammter Block!« rief ich zornig, als ich mich plötzlich durch ein unübersteigliches Hinderniß gehemmt sah.
    Wir mochten suchen, wie wir wollten, rechts und links, oben und unten, es fand sich kein Zugang, keine Spaltung. Ich fühlte mich sehr herabgestimmt und wollte die Wirklichkeit des Hindernisses nicht gelten lassen. Ich bückte mich nieder, schaute oben über den Felsblock. Kein Zwischenraum, überall dieselbe Schranke von Granit. Hans beleuchtete mit der Lampe die Wand allerwärts, aber sie zeigte nirgends eine Lücke. Man mußte darauf verzichten, hier weiter zu kommen.
    Ich hatte mich auf den Boden gesetzt; mein Oheim ging mit großen Schritten auf und ab.
    »Aber wie ging’s denn Saknussemm? rief ich.
    – Ja, sagte mein Oheim, ist er durch diesen Felsen gehemmt gewesen?
    – Nein, nein, fuhr ich lebhaft fort. Dieses Felsstück hat, sei’s in Folge eines Erdbebens oder einer magnetischen Einwirkung, den Gang plötzlich versperrt. Offenbar hat diese Galerie früher der Lava einen Weg zum Abfluß gegeben, und die Auswurfgegenstände hatten darin Spielraum. Sehen Sie, es sind frische Ritzen da an der Granitdecke; diese sind durch ungeheure Steine, die sich durchzwängten, entstanden, als wenn Riesen daran gearbeitet hätten; eines Tages hat ein stärkerer Druck diesen Block hineingedrängt, und mit demselben, wie mit einem Gewölbeverschluß, den ganzen Weg versperrt. Dieses Hinderniß, welches Saknussemm nicht vorfand, ist später dahin gekommen. Wir müssen es beseitigen, sonst verdienen wir nicht das Ziel des Mittelpunkts zu erreichen!«
    So sprach ich; des Professors Seele war ganz in mich eingedrungen. Der Entdeckungstrieb beseelte mich; ich vergaß darüber die Vergangenheit, verachtete die Zukunft. Es existirte für mich nichts mehr auf der Erdoberfläche; Städte und Land, Hamburg und die Königsstraße zogen mich nicht mehr an, und mein armes Gretchen mußte glauben, ich sei im Schoße der Erde für immer vergraben!
    »Nun! fuhr mein Oheim fort, wir wollen mit Spitzhaue und Steinbrecher uns Bahn machen! die Wand sprengen!
    – Sie ist zu hart dafür und zu dick!
    – Aber …
    – Wir haben ja Pulver! Machen wir eine Mine und zersprengen den Block!
    – Ja Pulver!
    – Es handelt sich nur darum, ein Loch in den Fels zu hauen!
    – Hans! an’s Werk!« rief mein Oheim.
    Der Isländer holte alsbald von dem Floß eine Spitzhaue, womit er das Loch für die Mine aushauen konnte. Es war das keine geringe Arbeit. Es handelte sich um eine Oeffnung, die fünfzig Pfund Schießbaumwolle fassen konnte, deren Treibkraft viermal so stark ist, als die des Kanonenpulvers.
    Ich war erstaunlich aufgeregt. Während Hans die Arbeit verrichtete, war ich meinem Oheim behilflich, eine lange Lunte zu fertigen.
    »Wir werden durchdringen! sagte ich.
    – Ja durchdringen«, wiederholte mein Oheim.
    Zu Mitternacht war unsere Minenarbeit fertig, die Ladung mit Baumwolle in die Höhlung gebracht, und die durch die Galerie laufende Lunte endigte außen.
    Ein Funke war im Stande, die fürchterliche Vorrichtung in Thätigkeit zu versetzen.
    »Auf Morgen«, sagte der Professor.
    Ich mußte mich wohl fügen, und noch fünf volle Stunden warten!
Fußnoten
    1 15,000 Kilometer.
Einundvierzigstes Capitel.
Eine Explosion.
    Der folgende Tag, 27. August, war für diese unterirdische Reise von der größten Bedeutung. Ich kann nicht an denselben zurückdenken, ohne daß mir vor Entsetzen das Herz bebt. Von diesem Moment an hatte unsere Vernunft, unser Urtheil, unser Erfindungstalent nichts mehr bei der Sache mitzusprechen, wir sollten ein Spielball der in der Erde wirkenden Naturkräfte sein.
    Um sechs Uhr waren wir bei der Hand. Der Moment war gekommen, mittels Pulver einen Weg durch die Granitrinde zu bahnen.
    Ich bat mir die Ehre aus, die Mine anzuzünden. Darauf sollte ich zu meinen Gefährten auf das gar nicht abgeladene Floß eilen, um das Weite zu suchen. So suchten wir den

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