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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Oberwelt, bewohnte, ist vollständiger Unsinn!
    Eher ließe ich die Existenz eines Thieres gelten, dessen Bau dem menschlichen ähnlich ist, eines Affen der Urzeit, eines Protopitheken. Aber dieser übertraf an Wuchs alle bekannten Maße! Gleichviel! Ein Affe, so unwahrscheinlich auch, ein Affe mag’s sein; aber ein lebendiger Mensch nie!
    Inzwischen hatten wir den klaren und hellen Wald verlassen, stumm vor Erstaunen, gedrückt von Bestürzung. Wir liefen wider Willen. Unser Instinct leitete uns dem Meer Lidenbrock wieder zu, und ein Gedanke brachte mich wieder auf praktischere Beobachtungen.
    Obwohl ich gewiß war, daß wir uns auf völlig unbetretenem Boden befanden, so bemerkte ich mitunter Felsengruppen, deren Form an die von Gretchen-Hafen erinnerte. Dies war übrigens durch die Angaben des Compasses und unsere unwillkürliche Rückkehr auf die Nordseite des Meeres bestätigt. Es war mitunter täuschend ähnlich. Bäche und Wasserfälle stürzten zahlreich aus den Felsvorsprüngen. Ich glaubte das Lager von Surtarbrandur, unsern treuen Hansbach und die Grotte, worin ich wieder zu Besinnung kam, zu erkennen. Hernach etwas weiter wurde ich wieder durch die Gestaltung der Berge, durch einen Bach und die überraschende Zeichnung eines Felsens in den Zweifel zurückgeworfen.
    Ich theilte meinem Oheim mein Schwanken mit. Er schwankte ebenfalls. Er konnte sich in dieser Umgebung nicht auskennen.
    »Offenbar, sagte ich, sind wir nicht bei unserm Abfahrtspunkt gelandet, sondern der Sturm hat uns etwas weiter oberhalb getrieben, und wenn wir uns längs dem Ufer halten, werden wir nach Gretchen-Hafen gelangen.
    – In diesem Falle, erwiderte mein Oheim, ist’s unnütz, diese Untersuchung fortzusetzen, und das Beste wäre, nach unserm Floß zurückzukehren. Aber, Axel, irrst Du Dich nicht?
    – Es ist schwer, ein bestimmtes Urtheil darüber zu fällen, lieber Oheim, denn alle diese Felsen gleichen sich. Ich glaube jedoch das Vorgebirge wieder zu erkennen, an dessen Fuß Hans das Fahrzeug gebaut hat. Wir müssen nahe bei dem kleinen Hafen sein, wenn er nicht schon hier ist.
    – Nein, Axel, wir würden wenigstens unsere eigenen Spuren finden, und ich sehe nichts …
    – Aber ich sehe etwas, rief ich aus, und stürzte auf einen Gegenstand, der im Sande glänzte.
    – Was ist’s denn?
    – Dies«, erwiderte ich.
    Und ich zeigte meinem Oheim einen verrosteten Dolch, den ich aufgehoben hatte.
    »Ah! sagte er, Du hattest also doch diese Waffe mitgenommen?
    – Ich? Keineswegs! Aber Sie …
    – Nein, soviel ich wüßte, versetzte der Professor. Ich habe diesen Gegenstand nie im Besitz gehabt.
    – Das ist aber eigenthümlich!
    – Nein, es ist sehr einfach, Axel. Die Isländer haben oft Waffen dieser Art, und Hans, dem diese angehört, wird sie verloren haben …«
    Ich schüttelte den Kopf. Hans hatte diesen Dolch nie in Besitz.
    »Ist’s vielleicht die Waffe eines urweltlichen Kriegers, rief ich aus, eines lebenden Menschen, Zeitgenossen des riesigen Schäfers? Aber nein! Es ist nicht ein Werkzeug aus dem Zeitalter des Steins! nicht einmal der Bronce! Diese Klinge ist von Stahl …«
    Mein Oheim unterbrach mich bei diesem Gedanken und fügte mit kaltem Tone bei:
    »Beruhige Dich, Axel, und komme zur Vernunft. Dieser Dolch ist eine Waffe aus dem sechzehnten Jahrhundert, ein wirklicher Dolch, wie die Edelleute ihn am Gürtel trugen, um den Gnadenstoß zu geben. Er ist spanischen Ursprungs. Er gehört weder Dir, noch mir, noch dem Jäger, noch auch den menschlichen Wesen, welche vielleicht im Schoße des Erdballs leben!
    – Wagen Sie dies zu behaupten? …
    – Sieh, man hat ihn nicht durch Menschenmord schartig gemacht; seine Klinge ist mit einem Rost bedeckt, der älter ist, als ein Tag, ein Jahr, ein Jahrhundert!«
    Der Professor ereiferte sich wie gewöhnlich und ließ sich durch seine Phantasie fortreißen.
    »Axel, sagte er, wir sind der großen Entdeckung auf der Spur! Diese Klinge liegt hier auf dem Sande seit hundert, zweihundert, dreihundert Jahren, und ist an den Felsen dieses unterirdischen Meeres schartig geworden!
    – Aber sie ist nicht allein gekommen, rief ich aus; es ist Jemand vor uns hier gewesen! …
    – Ja! ein Mann.
    – Und dieser Mann?
    – Dieser Mann hat mit diesem Dolch seinen Namen eingegraben! Dieser Mann hat noch einmal eigenhändig den Weg nach dem Mittelpunkt zeigen wollen! Suchen wir nur!«
    Und mit erstaunlichem Eifer gingen wir längs der hohen Felswand und forschten nach den geringsten

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