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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gefahren der Explosion auszuweichen, deren Wirkungen sich über das Innere des Granitkerns hinaus weiter erstrecken konnten.
    Die Lunte mußte zehn Minuten lang, unserer Berechnung nach, brennen, bevor das Feuer zum Pulver kam. Ich hatte also Zeit genug, um wieder auf das Floß zu kommen.
    Ich rüstete mich, meine Rolle auszuführen, nicht ohne Herzklopfen.
    Nachdem wir rasch ein Mahl eingenommen, begaben sich mein Oheim und der Jäger auf das Floß, während ich am Ufer zurückblieb. Ich war zum Behuf des Anzündens mit einer brennenden Laterne versehen.
    »Geh, lieber Junge, sagte mein Oheim, und komme gleich wieder zu uns.
    – Seien Sie ruhig, versetzte ich, ich werde mich unterwegs nicht aufhalten.«
    Alsbald ging ich zur Mündung der Galerie, öffnete die Laterne und faßte das Ende der Lunte.
    Der Professor hielt seinen Chronometer in der Hand.
    »Fertig? rief er mir zu.
    – Fertig! war die Antwort.
    – Nun denn! Feuer, mein Junge!«
    Rasch zündete ich die Lunte und eilte in vollem Lauf zum Ufer.
    »Einsteigen! rief mein Oheim, und abfahren!«
    Hans stieß uns mit einem kräftigen Druck vom Ufer ab; das Floß kam in eine Entfernung von zwanzig Klaftern.
    Es war ein ängstlicher Augenblick. Der Professor begleitete mit dem Auge den Zeiger des Chronometers.
    »Noch fünf Minuten! sprach er. Noch vier! drei!«
    Mein Puls schlug die halben Secunden.
    »Noch zwei! eine! … Stürze zusammen, Granitbau!«
    Was begab sich darauf? Das Donnergetöse vernahm ich gar nicht. Aber die Form der Felsen sah ich plötzlich vor meinen Augen sich ändern; sie gingen wie ein Vorhang auseinander. Ich gewahrte eine unergründliche Schlucht, die am Ufer klaffte. Das Meer, im Wirbel gedreht, thürmte sich auf zu einer ungeheuren Woge, auf deren Rücken das Floß senkrecht sich erhob.
    Wir wurden alle Drei niedergeworfen. Das Licht wich tiefster Dunkelheit. Ich fühlte, daß der zuverlässige Grund mangelte, nicht meinen Füßen, sondern dem Floß. Ich meinte, es werde untersinken. Doch kam es dazu nicht. Ich hätte gern mit meinem Oheim gesprochen, aber das Tosen des Wassers hätte ihn gehindert mich zu verstehen.
    Trotz dem Dunkel, dem Getöse, der Ueberraschung, der Gemüthsaufregung begriff ich, was vorgegangen war.
    Hinter dem Felsen, der eben zersprengt ward, befand sich ein Abgrund. Die Explosion hatte in diesem zerklüfteten Boden eine Art von Erdbeben verursacht, der Schlund sich geöffnet, und das in einen reißenden Strom umgewandelte Meer riß uns mit fort hinein.
    Ich hielt mich für verloren.
    Eine, zwei Stunden – ich weiß nicht – verflossen dergestalt. Wir schlossen die Ellenbogen an einander, reichten uns die Hände, um nicht aus dem Floß geworfen zu werden. Es setzte die ärgsten Stöße, wenn es an die Wand stieß. Doch traten solche Stöße selten ein, woraus ich schloß, daß die Galerie beträchtlich weiter ward. Es war dies ohne Zweifel Saknussemm’s Weg; aber anstatt denselben allein hinabzusteigen, hatten wir aus Unvorsichtigkeit ein ganzes Meer zur Begleitung.
    Diese Gedanken, begreift man, drangen in unbestimmter, unklarer Form in meinen Geist. Es hielt mir schwer, während dieser schwindelhaften Fahrt, die einem Hinabsturz glich, sie in Verbindung zu bringen. Nach dem Luftstrom, der mir in’s Angesicht blies, zu urtheilen, übertraf die Schnelligkeit die unserer Eilzüge. Eine Fackel anzuzünden, war unter diesen Umständen nicht möglich, und unser letzter elektrischer Apparat war bei der Explosion zerbrochen.
    Ich war daher überrascht, als ich in meiner Nähe plötzlich ein Licht erglänzen sah. Es beleuchtete das ruhige Antlitz unseres Hans. Dem geschickten Jäger war es gelungen, die Laterne anzuzünden, und obwohl die Flamme hin und her flackerte, warf sie doch einige Strahlen in dies fürchterliche Dunkel. Die Galerie war breit. Ich hatte sie richtig geschätzt. Das schwache Licht ließ nicht die beiden Wände auf einmal erkennen. Der Fall des Wassers, auf dem wir so reißend fuhren, übertraf den der reißendsten Ströme Amerika’s. Das Floß, manchmal von Wirbeln ergriffen, fuhr dann wie ein Kreisel. Wenn wir einer Wand nahe kamen, hielt ich die Laterne daran, und ich konnte die Schnelligkeit, womit wir fuhren, daraus abnehmen, daß die Vorsprünge wie fortlaufende Linien aussahen. Ich schätzte sie auf dreihundert Kilometer in der Stunde.
    Mein Oheim und ich kauerten mit verstörtem Blick neben dem Stumpf des Mastes, der bei der Katastrophe abgebrochen war, und kehrten der Luftströmung

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