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Reise nach Ixtlan.

Reise nach Ixtlan.

Titel: Reise nach Ixtlan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Pflanzen zu lernen.
    »Ich möchte jetzt sehr gern ein Stück gehen«, sagte er. Ich glaubte, daß er absichtlich das Gesprächsthema wechselte, um mir nicht antworten zu müssen. Ich wollte ihm nicht durch mein Beharren lästig werden.
    Er fragte mich, ob ich ihn auf eine kurze Wanderung in die Wüste begleiten wolle. Ich beeilte mich ihm zu sagen, daß ich nichts lieber täte als dies.
    »Das wird keine fröhliche Landpartie«, warnte er. Ich sagte ihm, ich hätte ganz  ernsthaft vor, mit ihm zu arbeiten. Ich sagte, daß ich Informationen, alle möglichen Informationen über den Gebrauch medizinischer Pflanzen benötigte und daß ich bereit sei, ihn für seine Mühe und seinen Zeitaufwand zu bezahlen.
    »Sie werden für mich arbeiten«, sagte ich, »und ich werde Ihnen einen Lohn  bezahlen.«
    »Wie viel würdest du mir bezahlen?« fragte er - in seiner verbindlichen Art war er  bereits zu einer vertrauteren Anrede übergegangen. Ich bemerkte einen Anflug von Habgier in seiner Stimme.
    »Was immer du für angemessen hältst«, sagte ich.
    »Belohne mich für meine Zeit. mit deiner Zeit«, sagte er.
    Mir schien, daß er ein höchst wunderlicher Mensch war. Ich sagte, ich verstehe nicht, was er meinte. Er antwortete, es gebe über Pflanzen nichts zu sagen, daher sei es für ihn unvorstellbar, von mir Geld anzunehmen.
    Er sah mich durchdringend an.
    »Was machst du da in deiner Tasche?« fragte er mißbilligend. »Spielst du mit deinem Stecken?«
    Er bezog sich darauf, daß ich mir auf einem kleinen Block in den riesigen Taschen meiner Windjacke Notizen machte. Als ich ihm dies sagte, lachte er herzlich.
    Ich sagte, ich wolle ihn nicht stören, indem ich vor seinen Augen schriebe. »Wenn du schreiben willst, dann schreib«, sagte er. »Du störst mich nicht.« Wir wanderten durch die nah gelegene Wüste, bis es fast dunkel war. Die ganze Zeit zeigte er mir keinerlei Pflanzen, auch sprach er nicht über sie. Wir machten einen Augenblick halt, um uns unter ein paar großen Büschen auszuruhen. »Pflanzen sind etwas sehr Sonderbares«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Sie sind lebendig, und sie empfinden.« Im gleichen Augenblick, als er dies sagte, schüttelte ein starker Windstoß die Büsche des uns umgebenden Wüsten-Chaparral. Sie raschelten. »Hörst du das?« fragte er mich und legte die rechte Hand ans Ohr, wie um besser zu hören. »Die Blätter und der Wind stimmen mir zu.«
    Ich lachte. Mein Freund, der uns miteinander bekannt gemacht hatte, hatte mir schon geraten, mich vorzusehen, weil der alte Mann sehr exzentrisch sei. Die Zustimmung der Blätter hielt ich für eine seiner exzentrischen Launen.
    Wir wanderten noch einige Zeit umher, aber noch immer zeigte er mir keine Pflanzen, noch pflückte er welche. Er streifte nur durch die Büsche, wobei er sie sanft berührte. Dann blieb er stehen, setzte sich auf einen Felsblock und sagte, ich solle es mir bequem machen und mich umschauen.
    Ich bestand darauf, mit ihm zu sprechen. Ich ließ ihn nochmals wissen, daß mir viel daran liege, etwas über Pflanzen, besonders über Peyote zu erfahren. Ich überredete ihn, gegen eine gewisse finanzielle Vergütung mein Informant zu werden. »Du brauchst mich nicht zu bezahlen«, sagte er. »Du kannst mich alles fragen, was du willst. Ich will dir sagen, was ich weiß, und dann will ich dir sagen, was du damit anfangen kannst.« Er fragte mich, ob ich mit dieser Vereinbarung einverstanden sei. Ich war begeistert. Dann fügte er geheimnisvoll hinzu: »Vielleicht gibt es über Pflanzen nichts zu lernen, weil es über sie nichts zu sagen gibt.« Ich verstand nicht, was er damit meinte. »Was sagtest du?« fragte ich. Er wiederholte den Satz dreimal, und dann wurde die ganze Umgebung vom Dröhnen eines niedrig fliegenden Düsenjägers erschüttert.
    »Da! Die Welt hat mir gerade zugestimmt«, sagte er und legte die linke Hand ans Ohr.
    Ich fand ihn sehr komisch. Sein Lachen war ansteckend. »Bist du aus Arizona, Don Juan?« fragte ich, im Bemühen, die Unterhaltung wieder auf seine Tätigkeit als mein Informant zu lenken.
    Er sah mich an und nickte bestätigend. Seine Augen wirkten müde. Ich konnte das Weiße unter seinen Pupillen sehen. »Bist du dort geboren?«
    Wieder nickte er, ohne zu antworten. Es erschien als eine Geste der Zustimmung, doch es wirkte auch wie das nervöse Kopfschütteln eines Menschen, der nachdenkt. »Und woher stammst du?« fragte er. »Ich komme aus Südamerika«, sagte ich. »Das ist groß. Du

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