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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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herausgekommen war, daß sie nicht sofort alles, womit sie gerade beschäftigt war, fallen gelassen hatte, um sich von ihm umarmen und liebkosen zu lassen – aber ein anderer Teil war hocherfreut. Gilmarina wurde größer und fing nun an, Dinge zu finden, die sie beschäftigten und an denen sie Freude hatte. Sie begann, ihre Energie für das zu verwenden, was sie tun wollte, und brauchte die ständige Bestätigung nicht mehr. Sie war im Grunde jetzt ein Jahr jünger als ihre Spielkameraden in der Station, da sie ein Jahr mit reduzierten Vitalfunktionen im Tank verbracht hatte.
    Trotzdem ist sie noch die intelligenteste von ihnen allen. Außerdem hatte sie glücklicherweise keinen bleibenden emotionellen Schaden davongetragen. In den ersten Monaten nach Abschluß der Behandlung war sie übellaunig gewesen und hatte dazu geneigt, sich anzuklammern und den Puhbären nachzuweinen – ihren Altersgenossen war es schon lange vorher gelungen, mit dem Bewußtsein des Verlustes fertig zu werden –, und hatte immer wieder Bestätigung und Aufmerksamkeit verlangt. Ihr Fuß aber war perfekt nachgewachsen. Sie war barfuß, und er konnte sehen, daß ihr linker Fuß zwar noch stärker rosa gefärbt war als der Rest ihres Körpers (er war noch nicht von der harten Strahlung des tiefen Weltraums gebleicht), sonst aber nicht von ihrem rechten Fuß zu unterscheiden war.
    In einer Ecke der Station hatte Gilbeth, die gerade für Navigation ausgebildet wurde, die vier Achtjährigen um sich versammelt und gab ihnen eine Lektion in elementarer Mathematik und Gleichungen. Sie waren umgeben von Linealen und geometrischen Gerätschaften. In einer anderen Ecke beaufsichtigte Ramie die beiden Fünfjährigen, die Gilmarinas Altersgenossen waren. Sie waren damit beschäftigt, mit Stäben und Platten komplizierte Konstruktionen herzustellen. Ein Kind hatte ein Modell eines Sonnensystems gebaut und es an eine kleine elektronische Batterie angeschlossen, die es langsam und schwerfällig in Bewegung versetzte. Gilrita zupfte Gildoran am Ärmel.
    »Komm, sieh mal! Wie gefällt dir mein Planetarium?«
    »Interessant«, sagte er und kauerte sich auf seine Fersen nieder, um es aus der Nähe anzusehen. »Aber meinst du nicht, daß du zu viele Planeten mit mehreren Monden hast? Fünf ist eine mittelgroße Zahl, und, schau mal, dort hast du einen inneren Planeten mit sieben Monden, was sehr selten ist. Kleine Monde innerhalb der richtigen Grenze neigen dazu, in die Sonne zu stürzen. In stabilen Umlaufbahnen sind es die äußeren Planeten, die mehrere Monde haben.«
    Gilrita runzelte die Stirn und sagte: »Ich mag es, wenn Planeten eine Menge Monde haben, weil man ihnen dann interessantere Umlaufbahnen geben kann. Sieh mal, ich habe einen Planeten mit einer Umlaufbahn, die in entgegengesetzter Richtung verläuft, und einen anderen auf nicht-ekliptischer Ebene.«
    »Zwei Anomalien in einem System?« fragte Gildoran mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Es ist eben ein anomales System«, beharrte sie, und Gildoran lachte. »Es ist dein System. Bau es so, wie du es haben willst. Was hast du denn da, Tallen?« fragte er das andere Kind, und der kleine Junge antwortete: »Ein Schiffsmodell. Siehst du das hier? Es hat einen Synthesizer auf der Brücke, damit der Kapitän etwas dort essen kann, wenn er Hunger hat. Außerdem gibt es da zwanzig Puhbären, damit sie nicht alle auf einmal wütend werden und uns zur gleichen Zeit verlassen.«
    Gildoran sah Ramie über den Kopf des Kindes mit einem verzweifelten Blick an. Trauerten die Kinder noch immer? Gilramie sagte sanft: »Ihr vermißt die Puhbären, nicht wahr, Tallen?«
    Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Warum haben sie uns nicht mehr lieb? Haben sie Giltaro mitgenommen, als sie weggegangen sind?«
    »Nein«, sagte Ramie mit zärtlicher Stimme. »Giltaro ist verletzt worden, wie Gilmarina, nur viel schlimmer – es war so schlimm, daß wir ihn sogar im Regenerationstank nicht wieder gesund machen konnten. Wir haben ihn deshalb in den Kosmos gehen lassen müssen, und den Körper, den er getragen hat, haben wir auf dem Planeten begraben, auf dem er gestorben ist.«
    Wieder staunte Gildoran darüber, daß Kinder diese einfachen Dinge immer wieder hören mußten. Im intellektuellen Bereich lernten sie so schnell, aber mit Kummer und Verlust wurden sie nicht fertig und brauchten ständig Bestätigung. Würde es ihnen jemals gelingen, das Trauma zu überwinden, daß sie Giltaro so jung verloren hatten, daß ihre

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