Reise ohne Ende
bei ihnen ein zweites Mal anrichtete, als Gilmarina aus dem Tank kam …« In ihren Augen standen Tränen.
Gilmarina kam zu ihnen gerannt, da sie ihren Namen gehört hatte. »Geh nicht weg, Doran«, bettelte sie. »Bleib hier. Du kannst bei mir in meiner Hängematte schlafen.«
Gildoran lachte. Die Mannschaft wechselte sich inzwischen damit ab, in der Kinderstation zu schlafen, immer einer oder zwei zur gleichen Zeit, aber heute abend war er nicht an der Reihe. »Deine Hängematte würde für mich nicht passen, Kleine.«
»Dann kannst du bei Ramie in ihrer Hängematte schlafen«, sagte Gilmarina. Gildoran sah zu Boden und wurde rot, und Ramie sagte lachend: »Das macht man nicht, Gilmarina. Erwachsene entscheiden selbst, wer bei ihnen schlafen soll.«
»Schläfst du nicht bei Gildoran?« fragte Gilmarina beharrlich. Ramie brach in schallendes Gelächter aus.
»Solche Fragen stellt man nicht, Kleine.«
»Ich schon«, sagte Gilmarina. »Du hast es ja gehört.«
»Dann will ich es anders sagen«, sagte Gilramie. »Solche Fragen werden von Erwachsenen nicht beantwortet , wenn sie das nicht wollen, und ich will nicht. Verstehst du das, Kleine? Wenn außerdem Gildoran hier unten bei mir schlafen würde, obwohl er nicht an der Reihe ist, dann wäre Gilmerrit allein, weil Doran nämlich in ihrem Zimmer schläft.«
»Die arme Gilmerrit«, sagte Marina, vom Thema abgelenkt. »Ihre Hand tut weh, nicht?«
»Manchmal, vielleicht. Nicht besonders. Sie denkt aber, daß die Leute die ganze Zeit nur ihre Hand ansehen, und das macht sie unglücklich«, sagte Gilramie.
Gilmarina sagte: »Die arme Merrit. Gib ihr einen Kuß von mir, Doran, und sag ihr, sie soll nicht traurig sein, weil ich sie nämlich liebhabe.«
»Ich auch, Kleine«, sagte Gildoran, hob das Kind auf und küßte es. »Ich auch.«
Und doch ging Gildoran ungern weg. Nachdem er sich von Gilmarina verabschiedet hatte, lief er nur schleppend durch den Gang zum Fahrstuhl, da er eine weitere Szene befürchtete. Als er in ihr gemeinsames Quartier kam und im Halbdunkel erkannte, daß Gilmerrit schlief, war er dankbar und lief leise auf Zehenspitzen, weil er fürchtete, sie aufzuwecken.
Doch dann sah er in einem Lichtschein vom Gang her das Blut. Er rannte zu ihr und drehte sie um. Sie hatte sich direkt über der verbrannten, nutzlosen Klaue tief das Handgelenk zerschnitten, und das Bett, das sie teilten, war blutgetränkt.
Während des Jahres, in dem er Kapitän gewesen war, hatte er gelernt, schnelle Entscheidungen zu treffen. Er brauchte nur Sekunden, um festzustellen, daß sie zwar bewußtlos, aber noch am Leben war. Sekunden später hatte er sich über die Gegensprechanlage mit Gilnosta und Gilban in Verbindung gesetzt, die in wenigen Augenblicken bei ihm waren. Gilrushka von der Psychologie folgte ihnen wenig später.
»Wenn sie beide Hände hätte gebrauchen können, wäre sie tot«, sagte Gilnosta und band den Arm fester ab. »Sie konnte nicht tief genug schneiden, um eine Arterie zu erreichen. Es geht ihr ganz gut, Doran. Sie hat nicht soviel Blut verloren, daß man sich darüber Gedanken machen müßte, aber es muß genäht werden. Wir müssen eine Bahre herschaffen und sie in die Krankenabteilung bringen.«
Gildoran ging hinter ihnen her und dachte grimmig, daß es nicht soweit gekommen wäre, wenn sie beide Hände gebrauchen könnte.
»Wenn überhaupt jemand daran schuld ist, dann bin ich das in gewissem Sinn«, sagte Gilrushka, die neben Gildoran stand, während die Ärzte Merrits Arm vernähten. »Ich hätte mich mehr um sie kümmern müssen, mir darüber klarwerden sollen, in welchem Zustand sie sich befand. Es ist ihr gelungen, ihren Pflichten so gut nachzukommen, daß ich dachte, sie würde nur wild daherreden, um deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, da sie befürchtete, du würdest sie wegen Gilramie verlassen. Ich hätte trotzdem merken müssen, wie verzweifelt sie war.« Sie sah, selbst voller Verzweiflung, auf die bewußtlose Frau herab. »Das schlimmste ist ja, daß wir jetzt, da ein Planet erschlossen werden soll, die eine volle Arbeitskraft nicht entbehren können, die für den Tank notwendig ist. Es wäre für sie jetzt am besten, wenn wir sie in den Regenerationstank stecken würden, bevor sie das Bewußtsein wiedererlangt. Wenn sie ein Jahr in elektronischem Schlaf liegen würde, könnte es ihr gelingen, all ihre emotionellen Probleme in ihrem Unterbewußtsein zu integrieren – von der Tatsache ganz zu schweigen, daß mit einer
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