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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu einem Stall werden.
    – Aber wenigstens, sagte Michel Ardan, hätten wir einen Esel mitnehmen können, nur ein kleines Thier, so muthig und geduldig, wie das, worauf der alte Silenus so gerne ritt! Ich bin ein Freund dieser armen Esel! Diese Thiere sind wohl in der ganzen Schöpfung am meisten zurückgesetzt. Man behandelt sie nicht nur bei Lebzeiten mit Schlägen, sondern auch noch nach dem Tod!
    – Wie so? fragte Barbicane.
    – Weil man, sagte Michel, aus ihrer Haut Trommelfelle macht.
    – Barbicane und Nicholl konnten sich bei dieser abgeschmackten Bemerkung des Lachens nicht erwehren. Aber ein Schrei ihres munteren Genossen stimmte sie anders.
    Derselbe hatte sich über Trabant’s Lager gebückt, und richtete sich auf mit den Worten:
    »Gut! Trabant ist nicht mehr krank.«
    – »Ach! sagte Nicholl.
    – Nein, fuhr Michel fort, er ist verendet. Das ist, fuhr er kläglich fort, doch bedauerlich. Ich fürchte sehr, arme Diana, daß Du auf dem Mondgebiet keine Sprößlinge mehr bekommen wirst!«
    Wirklich hatte der unglückliche Trabant seine Wunden nicht zu überleben vermocht. Er war mausetodt. Michel Ardan blickte verstört seine Freunde an.
    »Nun tritt die Frage ein, sagte Barbicane, was sollen wir in den achtundvierzig Stunden, die wir noch haben, mit dem Hund anfangen?«
    – Wir können ihn allerdings nicht bei uns behalten, erwiderte Nicholl, aber unsere Fensterlucken, deren Läden mit Charnieren geschlossen sind, lassen sich öffnen. Wir machen eine auf und werfen den Leichnam hinaus.
    Der Präsident überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ja, das müssen wir thun, aber mit äußerster Vorsicht.«
    – Weshalb? fragte Michel.
    – Aus zwei Gründen, die Dir einleuchten werden, erwiderte Barbicane. Erstens, von der im Projectil enthaltenen Luft darf so wenig wie möglich entweichen.
    – Aber wir erneuern ja diese Luft!
    – Nur zum Theil. Wir ergänzen nur den Sauerstoff, lieber Michel, – und in dieser Hinsicht haben wir aufzupassen, daß unser Apparat denselben nicht so reichlich liefere, denn dieses Uebermaß würde in bedenklicher Weise Störungen unseres Gesundheitszustands herbeiführen. Aber den Stickstoff erneuern wir nicht, welchen die Lungen nicht einathmen, und der vollständig bleiben muß. Dieser Stickstoff nun würde durch die Lucken rasch entweichen.
    – O! es ist Zeit, den armen Trabant hinauszuwerfen, sagte Michel.
    – Ich stimme bei, aber verfahren wir rasch.
    – Und der zweite Grund? fragte Michel.
     

    Trabant hinausgeworfen. (S. 59.)
     
    – Zweitens darf die außen befindliche, äußerst große Kälte nicht in das Projectil dringen, wollen wir nicht erfrieren.
    – Doch, die Sonne …
    – Die Sonne wärmt wohl unser Projectil, das ihre Strahlen aufsaugt, aber nicht den leeren Raum, in welchem wir uns eben bewegen. Wo keine Luft ist, ist auch ebenso wenig Wärme als Licht verbreitet, und da, wohin die Sonnenstrahlen nicht direct fallen, ist’s ebenso kalt wie dunkel. Diese Temperatur ist daher nicht höher, als die von den Strahlen der Sterne herrührende, d.h. diejenige, welche der Erdball haben würde, wenn die Sonne nur einen Tag erlöschte.
    – Das ist aber nicht zu fürchten, versetzte Nicholl.
    – Wer weiß? sagte Michel Ardan. Uebrigens, geben wir auch zu, daß die Sonne nicht erlösche, ist’s nicht möglich, daß die Erde sich von ihr entferne?
    – Gut! sagte Barbicane, das sind wieder Michel’s Ideen!
    – So! fuhr Michel fort, ist’s nicht bekannt, daß die Erde im Jahre 1861 durch den Schweif eines Kometen gegangen ist? Denken wir uns nun einen Kometen von größerer Anziehungskraft, als die der Sonne ist, so wird die Bahn der Erde sich nach dem Wandelstern hin ausbiegen, und die Erde wird so weit als sein Trabant hinweggezogen werden, daß die Sonnenstrahlen nicht mehr auf ihre Oberfläche einwirken können.
    – Das könnte wohl wirklich geschehen, erwiderte Barbicane, aber die Folgen einer solchen Aenderung in der Bahn möchten wohl nicht so fürchterlich sein, als Du annimmst.
    – Und warum?
    – Weil dann immer noch auf unserem Erdball Kälte und Wärme sich im Gleichgewicht halten würden. Man hat ausgerechnet, daß, wenn die Erde im Jahre 1861 vom Kometen wäre mit fortgezogen worden, sie bei seiner weitesten Entfernung von der Sonne nicht eine sechzehnfach größere Wärme empfunden haben würde, als die ist, welche wir vom Monde bekommen, welche im Brennpunkt der stärksten Linsen concentrirt, durchaus keine merkbare Wirkung äußert.
    –

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