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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seleniten?
    – Ja, Sonnenfinsternisse, erwiderte Barbicane, wann sich die Centren der drei Gestirne in der nämlichen Linie befinden, die Erde in der Mitte.
     

    Der Leichnam. (S. 67.)
     
    Aber sie sind nur ringförmig, indem die Erde gleich einem vor die Sonnenscheibe gestellten Schirm, den größeren Theil derselben unbedeckt läßt.
    – Und warum, fragte Nicholl, giebt’s keine totale Verfinsterung? Reicht nicht der von der Erde geworfene Schattenkegel über den Mond hinaus?
    – Ja, wenn man die von der Erdatmosphäre bewirkte Brechung der Strahlen nicht berücksichtigt. Nein, wenn man dieselbe in Betracht zieht. Also sei δ 1 die horizontale Parallaxe und
p 1
der halbe scheinbare Durchmesser.
    – O! sagte Michel, ein halb
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Null Quadrat …! Sprich doch, daß es Jedermann versteht, Algebramensch!
    – Nun denn in gewöhnlicher Sprache, erwiderte Barbicane. Da die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde sechzig Erdradien beträgt, so beschränkt sich die Länge des Schattenkegels in Folge der Strahlenbrechung auf nicht ganz zweiundvierzig Radien. Daraus ergiebt sich, daß zur Zeit der Verfinsterungen der Mond sich außerhalb des reinen Schattenkegels befindet, und daß die Sonne ihm nicht allein die Strahlen ihres Randes, sondern auch die ihres Centrums zusendet.
    – Dann, sagte Michel spöttisch, weshalb giebt’s denn eine Finsterniß, da ja keine stattfinden soll?
    – Blos deshalb, weil die Sonnenstrahlen durch die Lichtbrechung geschwächt sind, indem die Atmosphäre, durch welche sie dringen, den größeren Theil derselben verschlingt!
    – Dieser Grund ist befriedigend, erwiderte Michel. Uebrigens, wir werden’s wohl zu sehen bekommen, wenn wir dort sind. – Jetzt sag’ mir, Barbicane, glaubst Du, daß der Mond ein vormaliger Komet sei?
    – Das ist einmal wieder eine Idee!
    – Ja, versetzte Michel mit liebenswürdiger Albernheit, ich habe manchmal Ideen der Art.
    – Aber diese Idee rührt nicht von Michel her, erwiderte Nicholl.
    – Gut! So bin ich ein Ideendieb!
    – Allerdings, entgegnete Nicholl. Nach dem Zeugniß der Alten behaupteten die Arkadier, ihre Vorfahren hätten bereits auf der Erde gewohnt, als sie noch nicht den Mond zum Trabanten hatte. Von dieser Thatsache ausgehend haben manche Gelehrte den Mond für einen Kometen gehalten, den seine Bahn einmal der Erde so nahe brachte, daß er von ihrer Anziehungskraft festgehalten wurde.
    – Und was ist denn Wahres an dieser Annahme? fragte Michel.
    – Nichts, erwiderte Barbicane, und es läßt sich dies durch den Umstand beweisen, daß der Mond keine Spur von der gashaften Umhüllung bewahrt hat, die sich bei den Kometen stets findet.
    – Aber, fuhr Nicholl fort, war es nicht möglich, daß der Mond, bevor er Trabant der Erde ward, bei seiner Sonnennähe so nahe an dieselbe herankam, daß er alle diese Gassubstanzen durch Verdünstung verlor?
    – Möglich wohl, Freund Nicholl, aber nicht wahrscheinlich.
    – Warum?
    – Weil … Meiner Treu’, ich weiß nicht.
    – Ei! rief Michel, wie viele Hundert Bücher lassen sich davon schreiben, was man nicht weiß!
    – Laß das! Wie viel Uhr ist’s? fragte Barbicane.
    – Drei Uhr, erwiderte Nicholl.
    – Wie doch bei der Unterhaltung so gelehrter Leute, wie wir sind, die Zeit hingeht! Sicherlich, ich merke, daß ich zu viel lerne! ich fühle, daß ich zu einem Brunnen werde!«
    Mit diesen Worten schwang sich Michel zur Decke des Projectils empor, »um den Mond besser zu schauen«, wie er angab. Während dessen schauten seine Gefährten durch das untere Fenster in den Raum hinaus. Nichts Neues zu melden.
    Als Michel wieder herabstieg, kam er bei der einen Seitenlucke vorüber, und stieß plötzlich einen Schrei der Verwunderung aus.
    »Was giebt’s denn?« fragte Barbicane.
    Der Präsident trat an das Fenster und gewahrte eine Art von plattem Sack, der einige Meter vom Projectil entfernt schwebte. Der Gegenstand schien unbeweglich, wie die Kugel, folglich war er von derselben Bewegung aufwärts getrieben.
    »Was ist das für eine Maschine? fragte Michel Ardan wiederholt. Ist’s ein im Weltraum schwebender kleiner Körper, den unser Projectil im Bereich seiner Anziehung festhält und es bis zum Mond begleiten will?«
    – »Ich staune nur, erwiderte Nicholl, daß die specifische Schwere dieses Körpers, welche gewiß weit geringer ist, als die der Kugel, ihm gestattet, sich so strenge in ihrem Niveau zu halten!
    – Nicholl, erwiderte Barbicane nach kurzem Besinnen, ich weiß nicht,

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