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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Betrübniß den Hund zum Hinauswerfen fertig machte. Die Fensterscheibe, durch einen starken Hebel in Bewegung gesetzt, der den Druck der inneren Luft überwand, drehte sich rasch vermittelst seiner Charnière, und Trabant flog hinaus. Es entwichen kaum einige Elementartheilchen Luft, und es ging dabei so rasch her, daß Barbicane später kein Bedenken hatte, sich auf diese Weise noch anderer unnützer Trümmer zu entledigen.

Sechstes Capitel.
Fragen und Antworten.
    Am 4. December wiesen die Chronometer auf fünf Uhr früh Morgens nach irdischer Berechnung, als die Reisenden nach vierundfünfzigstündiger Fahrt erwachten. Der Zeit nach waren sie erst um fünf Stunden und vierzig Minuten über die Hälfte der für die Fahrt angezeigten Dauer hinaus; von dieser Fahrt aber hatten sie schon beinahe sieben Zehntel zurückgelegt. Dieser eigenthümliche Umstand war der regelmäßigen Abnahme ihrer Geschwindigkeit zuzuschreiben.
    Wenn sie die Erde von ihrem Fußbodenfenster aus beobachteten, erschien sie ihnen nur noch wie ein dunkler Flecken in einem Meer von Sonnenstrahlen. Keine Sichelform, kein aschfarbenes Licht mehr. Am folgenden Tag um Mitternacht, gerade zur Zeit des Vollmonds, mußte die Erde Neulicht haben. Oben näherte sich der Mond mehr und mehr der Linie ihrer Fahrt, so daß das Projectil zu der festgesetzten Stunde mit ihm zusammentreffen mußte. Ringsumher war das schwarze Himmelsgewölbe mit glänzenden Punkten besäet, welche langsam ihre Stelle zu ändern schienen. Aber bei der bedeutenden Entfernung schien ihre verhältnißmäßige Größe nicht geändert. Sonne und Sterne erschienen gerade so, wie man sie von der Erde aus schaut. Der Mond zeigte sich um ein Beträchtliches größer; aber mit ihren Fernröhren, welche überhaupt nicht weit reichten, vermochten die Reisenden noch nicht auf seiner Oberfläche ausgiebige Beobachtungen anzustellen, topographische oder geologische Eigenthümlichkeiten zu erkennen.
    So verfloß denn auch die Zeit in fortgesetzten Unterhaltungen. Man plauderte vom Mond überhaupt, wobei jeder zum Besten gab, was er an Kenntnissen Besonderes hatte, Barbicane und Nicholl stets ernst, Michel Ardan stets phantastisch. Das Projectil, seine Lage und Richtung, die Zwischenfälle, welche eintreten konnten, die Vorsichtsmaßregeln, welche ein bevorstehender Fall auf den Mond erforderlich machte – dies alles bot unerschöpflichen Stoff zu Muthmaßungen.
    Eben beim Frühstück rief eine auf das Projectil bezügliche Frage Michel’s eine merkwürdige Beantwortung von Seiten Barbicane’s hervor.
    Michel, in Voraussetzung, das Geschoß werde, während es mit seiner furchtbaren Geschwindigkeit in voller Bewegung war, zu einem plötzlichen Innehalten veranlaßt, wünschte zu wissen, welche Folgen ein solcher Anhalt haben würde.
    »Aber«, erwiderte Barbicane, »ich sehe nicht ein, wie das Projectil zu einem Innehalten veranlaßt werden könnte.«
    – Nehmen wir den Fall an, erwiderte Michel.
    – Ein solcher Fall könnte nicht wirklich werden, versetzte der praktische Barbicane, sofern nicht die treibende Kraft in Abgang kommen sollte. Allein dann würde seine Geschwindigkeit allmälig abnehmen, ein plötzlicher Stillestand würde nicht eintreten.
    – Angenommen, es stoße wider einen Körper an.
    – Was für einen Körper?
    – So ein Bolide, welchem wir begegnet sind.
    – Dann, sagte Nicholl, würde das Projectil in tausend Stücke zersplittert, und wir mit.
    – Noch besser, versetzte Barbicane, wir würden lebendig verbrannt.
    – Verbrannt! rief Michel. Wahrhaftig! Ich bedauere, daß der Fall nicht eingetreten ist, »um es mit anzusehen«.
    – »Und Du würdest es erlebt haben, erwiderte Barbicane. Man weiß jetzt, daß die Wärme nur eine Modification der Bewegung ist. Wenn man Wasser siedet, d.h. wenn man seine Wärme vermehrt, so bedeutet das, man vermehrt die Bewegung seiner Elementartheilchen.
    – Nun! sagte Michel, das ist ja eine geniale Theorie!
    – Und eine richtige, mein werther Freund, denn sie erklärt alle Erscheinungen des Wärmestoffs. Die Hitze ist nur eine Bewegung der Elementartheile, eine bloße Schwingung der Theilchen eines Körpers. Wenn man einen Zug zum Stillestehen bringt, so hält der Zug an. Aber was wird aus der Bewegung, welche ihn trieb? Sie verwandelt sich in Wärme, und der hemmende Zügel wird heiß. Warum schmiert man die Achse der Räder mit Fett? Um sie zu hindern, in Hitze zu kommen, in Betracht, daß die durch die Umwandlung verlorene

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