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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nun? sagte Michel.
    – Warte ein wenig, erwiderte Barbicane. Man hat auch berechnet, daß bei seiner Sonnennähe, seinem der Sonne am nächsten kommenden Stand, die Erde eine achtundzwanzigtausendfach größere Hitze auszustehen haben würde, als in unserem Sommer. Aber diese Hitze, welche die Erdstoffe zu Glas zerschmelzen und die Gewässer in Dunst aufzulösen fähig sein würde, hätte einen dicken Ring von Gewölk gebildet, welches die übermäßige Hitze gemindert haben würde. Daraus ergiebt sich eine Ausgleichung zwischen der Kälte der Sonnenferne und der Hitze der Sonnennähe, und ein vermuthlich erträgliches Mittelmaß.
    – Aber wie hoch schätzt man die Temperatur der Planetenräume? fragte Nicholl.
    – Früher, erwiderte Barbicane, hielt man diese Temperatur für äußerst niedrig. Indem man das wachsende Sinken des Thermometers berechnete, rechnete man Millionen von Graden unter Null heraus. Fourier, ein Landsmann Michel’s und berühmter Gelehrter der Akademie der Wissenschaften, hat diese Zahlen auf richtigere Maße zurückgeführt. Ihm zufolge sinkt die Temperatur des Weltraums nicht unter sechzig Grad herab.
    – Pöh!
    – Das ist, fuhr Barbicane fort, ungefähr die in den Polargegenden, auf der Insel Melville oder auf dem Fort Reliance, beobachtete Temperatur, nämlich sechsundfünfzig hunderttheilige Grad unter Null.
    – Es bleibt noch zu beweisen, sagte Nicholl, daß Fourier sich nicht bei seinen Schätzungen geirrt hat. Irre ich nicht, so schätzt ein anderer Franzose, Pouillet, die Temperatur des Raumes auf hundertundsechzig Grad unter Null. Darüber wollen wir das Richtige feststellen.
    – Nicht in diesem Augenblick, erwiderte Barbicane, denn die direct auf unser Thermometer wirkenden Sonnenstrahlen würden im Gegentheil eine sehr hohe Temperatur ergeben. Aber wenn wir auf dem Mond angekommen sind, während der vierzehntägigen Nächte, welche abwechselnd auf seiner Oberfläche stattfinden, werden wir Zeit genug haben, dieses Experiment zu machen, denn unser Trabant bewegt sich im leeren Raum.
    – Aber was verstehst Du unter leer? fragte Michel, giebt’s etwas absolut Leeres?
    – Der von Luft absolut leere Raum.
    – Und worin nichts anderes die Luft ersetzt hat?
    – Ja. Der Aether, erwiderte Barbicane.
    – Ach! Aether, was ist das?
    – Aether ist eine Masse unwägbarer Atome, welche bezüglich ihrer Dimensionen, sagen die Lehrbücher der Molecularphysik, ebenso von einander getrennt sind, wie die Himmelskörper im Weltraum. Ihr Abstand von einander beträgt jedoch nicht ganz ein drei Milliontheil eines Millimeters. Diese Atome bringen durch ihre Schwungbewegung das Licht und die Wärme hervor, indem sie in einer Secunde vierhundertunddreißig Trillionen Schwingungen machen, bei einer Größe von vier bis sechs Zehntausendtheilen eines Millimeters.
    – Milliarden von Milliarden! rief Michel Ardan; man hat also diese Schwingungen gemessen und gezählt! Das Alles, Freund Barbicane, sind Ziffern der Gelehrten, welche das Ohr in Schrecken setzen und dem Geist nichts sagen.
    – Man muß doch gut ziffern können ….
    – Nein! Besser ist vergleichen. Eine Trillion bedeutet Nichts. Ein Vergleichungsgegenstand sagt Alles. Zum Beispiel: Wenn Du mir noch so oft vorsagst, der Massengehalt des Uranus sei sechsundsiebenzigmal so groß, als der der Erde, die Masse Saturn’s sei neunhundertmal größer, Jupiter’s dreizehnhundertmal, der Sonne dreizehntausendmal, so bin ich damit nicht viel weiter. Auch ziehe ich die alten Vergleichungen des
Double Liégeois
weit vor, der ganz einfach aussagt: »Die Sonne ist ein Kürbis von zwei Fuß Durchmesser, Jupiter eine Orange, Saturn ein Api-Apfel, Neptun eine kleine Süßkirsche, Uranus eine dicke Kirsche, die Erde eine Erbse, Mars ein dicker Stecknadelskopf, Merkur ein Senfkorn, Juno, Ceres, Vesta, Pallas bloße Sandkörner! Man weiß wenigstens, woran man sich halten soll!«
    Nach diesem Ausfall Michel Ardan’s gegen die Gelehrten, und diese Trillionen, welche sie in einem Augenblick an einander reihen, schritt man zur Bestattung Trabant’s. Es handelte sich darum, den Leichnam hinauszuwerfen, wie die Matrosen es auf dem Meere machen. Doch, wie Barbicane anempfohlen hatte, verfuhr man dabei rasch, um so wenig Luft als möglich dabei zu verlieren, die durch ihre Elasticität reißend schnell entwichen wäre. Die Bolzen der Oeffnung auf der rechten Seite, die etwa dreißig Centimeter maß, wurden sorgfältig abgeschraubt, indeß Michel in voller

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