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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Rädern und dem starken Segelwerk schwankte wenig. Der Stille Ocean rechtfertigte seinen Namen. Herr Fogg war so ruhig, so wenig mittheilsam wie sonst. Seine junge Gefährtin fühlte sich mehr und mehr durch andere Bande, als die der Dankbarkeit an diesen Mann gefesselt. Diese schweigsame, so edelmüthige Natur machte auf sie einen tiefern Eindruck, als sie glaubte, und sie ließ sich fast wider Willen von Gefühlen beschleichen, welche auf den räthselhaften Fogg ohne Einfluß zu sein schienen.
    Auch nahm Mrs. Aouda an den Projecten des Gentleman merkwürdigen Antheil. Sie ward unruhig über die Widerwärtigkeiten, welche den Erfolg der Reise hindern konnten. Sie plauderte oft mit Passepartout, der sich ganz gut darauf verstand, im Herzen der Mrs. Aouda zwischen den Zeilen zu lesen. Dieser wackere Junge hatte jetzt zu seinem Herrn einen wahren Köhlerglauben; er ward nicht müde, die Ehrenhaftigkeit, den Edelmuth, die Hingebung Phileas Fogg's zu rühmen; beruhigte sodann Mrs. Aouda über den Erfolg der Reise, indem er wiederholt versicherte, das Schwierigste sei bereits geschehen, da man nunmehr aus den phantastischen Ländern heraus wieder in civilsirte Gegenden komme, und nun zum Schluß nur noch die Bahnfahrt von San Francisco nach New-York und die Ueberfahrt von New-York nach London zu machen brauche, um diese unmögliche Reise um die Erde ohne Zweifel innerhalb der vorgeschriebenen Zeit zu vollenden.
    Passepartout im Kostüm. (S. 157.)
     
    Neun Tage, nachdem man Yokohama verlassen, hatte Phileas Fogg gerade die Hälfte der Rundfahrt um die Erde zurückgelegt. Der »General Grant« fuhr am 23. November über den hundertundachtzigsten Meridian, wo sich in der südlichen Hemisphäre die Antipoden Londons befinden.
    Von den achtzig Tagen, welche Herrn Fogg zur Verwendung gegeben [160] waren, hatte er bereits allerdings zweiundfünfzig verwendet, und es blieben ihm nur noch achtundzwanzig.
    Passepartout springt auf amerikanischen Boden. (S. 164.)
     
    Aber es ist doch zu bemerken, daß, wenn sich der Gentleman auch, wegen der Verschiedenheit der Meridiane, erst auf der Hälfte des Weges befand, er doch in Wirklichkeit mehr als zwei Drittheil desselben zurückgelegt hatte. Welche nothgedrungene Umwege, in der That, von London nach Aden, von Aden nach Bombay, von Calcutta nach Singapore, von Singapore nach Yokohama! Hätte man sich an den fünfzigsten Parallelkreis, welcher über London zieht, gehalten, so hätte die Entfernung [161] nur zwölftausend Meilen ungefähr betragen, während Phileas Fogg in Folge der Launen der Beförderungsmittel deren etwa sechsundzwanzigtausend zu durchlaufen hatte, wovon er an diesem 23. November ungefähr siebenzehntausendfünfhundert zurückgelegt hatte. Jetzt aber war es nur noch der gerade Weg, und Fix war nicht mehr anwesend, um Schwierigkeiten entgegenzuhäufen!
    An diesem 23. November erlebte auch Passepartout eine große Freude. Wir erinnern uns, daß derselbe eigensinnig darauf beharrt hatte, seine famose [162] Familienuhr unverändert bei der Londoner Zeit zu lassen, indem er alle Uhren der Länder, durch welche er kam, für irrig erklärte. Nun fand er an diesem Tage, obschon er sie niemals weder vor- noch nachgestellt hatte, seine Uhr völlig in Uebereinstimmung mit den Chronometern an Bord. Er triumphirte: »Ich wußte wohl, daß eines Tages die Sonne sich entschließen würde, sich nach meiner Uhr zu richten!« ...
    Passepartout wußte etwas nicht: Wäre sein Zifferblatt, wie das in Italien der Fall ist, in vierundzwanzig Stunden eingetheilt gewesen, so hätte er keinen Anlaß zu triumphiren gehabt, denn die Zeiger seines Instruments hätten, als es an Bord neun Uhr Vormittags war, auf neun Uhr Abends gewiesen, d.h. die einundzwanzigste Stunde seit Mitternacht, – und das ist genau der Abstand Londons vom hundertundachtzigsten Meridian.
    Passepartout spottete darüber, was ihm einmal Fix von den Meridianen und der Sonne vorgeschwatzt hatte. Hätte er ihn aber damals gerade an Bord getroffen, so hätte er ohne Zweifel über etwas anderes mit ihm abgerechnet.
    Wo befand sich nun damals Fix? ...
    Er war gerade an Bord des »General Grant.«
    Der Agent hatte sich bei seiner Ankunft zu Yokohama unverzüglich zum englischen Consul begeben, wo er auch endlich den Verhaftsbefehl vorfand, welcher bereits vierzig Tage zuvor ausgestellt von Bombay aus ihm nachgeeilt, und von Hongkong aus auf demselben Carnatic, an dessen Bord man ihn vermuthete, abgeschickt worden war. Welch ein

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