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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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betreten, glaubte seine Landung mit einem gewagten Sprung besten Styls ausführen zu müssen. Als er aber auf den wurmstichigen Bretterboden des [165] Quais herabkam, wäre er beinahe durch und durch gedrungen. Ganz bestürzt über die Art, wie er auf dem neuen Continent »Fuß gefaßt«, stieß der brave Junge einen entsetzlichen Schrei aus, der eine ganze Schar Kormorane und Pelikane aufscheuchte, welche auf diesen beweglichen Quais hausen.
    Sowie Herr Fogg ausgestiegen war, erkundigte er sich nach der Abfahrt des nächsten Bahnzuges nach New-York. Da dieses erst um sechs Uhr Abends war, so hatte er einen vollen Tag auf die Hauptstadt Californiens zu verwenden. Er ließ für sich und Mrs. Aouda einen Wagen kommen, auf dessen Bock Passepartout Platz nahm; und das Fuhrwerk rollte, um drei Dollars den Cours, zum International-Hôtel.
    Von seinem erhabenen Sitze herab betrachtete Passepartout neugierig die große amerikanische Stadt: breite Straßen, niedrige, der Linie nach gereihte Häuser, Kirchen und Tempel von angelsächsischer Gothik, ungeheure Docks, Lagerhäuser wie Paläste, theils aus Holz, theils aus Ziegelsteinen; in den Straßen zahlreiche Fuhrwerke, Omnibus, Rinnenschienenwagen, – und auf den Trottoirs scharenweise nicht allein Amerikaner und Europäer, sondern auch Chinesen und Indier, – kurz, die Bestandtheile einer Bevölkerung von mehr als zweimalhunderttausend Bewohnern.
    Passepartout war von diesem Anblick ganz überrascht. Er dachte noch an die märchenhafte Stadt von 1849, die Stadt der Banditen, Brandstifter und Mörder, die herbeiströmten, um Goldbarren zu gewinnen, nur der ungeheure Sammelplatz aller Herabgewürdigten und Ausgestoßenen, wo man um Goldstaub spielte, den Revolver in der einen Hand, in der anderen einen Dolch.
    Aber diese goldene Zeit war vorüber; San Francisco hatte jetzt das Aussehen einer großen Handelsstadt. Der hohe Thurm des Stadthauses mit seinen Wächtern beherrschte alle diese in rechten Winkeln sich durchschneidenden Straßen und Baumgänge, zwischen welchen grüne Plätze einen heitern Anblick gewährten; sodann eine chinesische Stadt, welche aus dem Himmlischen Reich in eine Schachtel mit Spielzeug verpflanzt schien. Keine Sombreros mehr, keine Rothhemden nach Art der Goldjäger, keine Indier mit Federn, sondern Seidenhüte und schwarze Kleider, wie viele Gentlemen von verzehrender Thätigkeit. Einige Straßen, unter anderen Montgommery, waren mit glänzenden Magazinen umgeben, worin man die Producte der ganzen Welt ausgelegt fand.
    [166] Als Passepartout beim International-Hôtel anlangte, kam es ihm vor, als sei er nicht aus England herausgekommen.
    Im Erdgeschoß befand sich ein ungeheurer Schenkplatz, worin Jedermann unentgeltlich bedient wurde. Getrocknetes Fleisch, Austernsuppe, Zwieback und Chester wurden ausgetheilt, ohne daß der Gast die Börse zu ziehen hatte; er brauchte nur den Trunk zu bezahlen, Ale, Porter oder Xeres, wenn er Lust dazu hatte. Das kam dem Passepartout sehr amerikanisch vor.
    Die Restauration im Hôtel war angenehm. Herr Fogg und Mrs. Aouda nahmen an einer Tafel Platz, und wurden von Negern in schönstem Schwarz auf Tellern und Schüsseln aus Liliput reichlich bedient.
    Nach dem Frühstück verließ Phileas Fogg in Begleitung von Mrs. Aouda das Hôtel, um sich auf dem Bureau des englischen Consuls seinen Paß visiren zu lassen. Auf dem Trottoir stieß er auf seinen Diener, der ihn fragte, ob es nicht klug sei, bevor man den Zug der Pacific-Bahn besteige, sich mit einigen Dutzend Carabiner Enfield oder Revolver Colt zu versehen. Passepartout hatte von Sioux und Pawnies reden hören, welche die Bahnzüge überfallen und einholten. Herr Fogg hielt es zwar für eine unnöthige Vorsicht, doch ließ er ihm frei zu thun, wie es ihm beliebte. Darauf ging er auf das Bureau des Consular-Agenten zu.
    Noch hatte er keine zweihundert Schritte gemacht, als er »zufällig« auf Fix stieß. Dieser stellte sich äußerst überrascht. Wie? die Herren Fogg und Fix hatten die Fahrt über das Stille Meer mit einander gemacht, ohne sich an Bord zu begegnen? Jedenfalls fühlte sich Fix nun sehr geehrt, dem Gentleman, welchem er soviel verdankte, zu begegnen, und da ihn seine Geschäfte nach Europa zurückriefen, so würde es ihn unendlich freuen, seine Reise in so angenehmer Gesellschaft fortzusetzen.
    Herr Fogg erwiderte, die Ehre wäre nur auf seiner Seite, und Fix – dem es sehr darum zu thun war, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, – bat ihn um

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