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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Oberst Stamp Proctor, jenen Amerikaner, welcher bei dem Meeting zu San Francisco sich so gröblich gegen Phileas Fogg benommen hatte. Mrs. Aouda zog sich, um nicht bemerkt zu werden, rasch vom Fenster zurück.
    Dieser Umstand beunruhigte die junge Frau in hohem Grade. Sie hatte sich an den Mann angeschlossen, der, so kühl er auch war, ihr doch jeden Tag die vollständigste Hingebung zu erkennen gab. Ohne Zweifel war ihr die ganze Tiefe des Gefühls, welches ihr Retter ihr einflößte, noch nicht [187] faßlich; sie nannte es nur noch Dankbarkeit, aber ohne daß sie's wußte, umfaßte es bereits weit mehr als dies. Darum wurde ihr auch das Herz beklommen, als sie den ungeschliffenen Mann erkannte, mit welchem Herr Fogg früher oder später über sein Verhalten abrechnen wollte. Offenbar war der Oberst Proctor nur durch Zufall auf diesen Zug gekommen, aber er war nun einmal da, und man mußte um jeden Preis verhindern, daß Phileas Fogg seinen Gegner nicht zu Gesicht bekam.
    Als der Zug sich wieder in Bewegung gesetzt, benutzte Mrs. Aouda einen Augenblick, wo Herr Fogg eingeschlafen war, um Fix und Passepartout in Kenntniß zu setzen.
    »Dieser Proctor ist beim Zug! rief Fix. Nun, so beruhigen Sie sich, Madame, ehe er mit Herrn Fogg zu thun bekommt, wird er es mit mir zu thun haben! Es scheint mir, bei alledem, daß ich das schwerste Unrecht erlitten habe.
    – Und dazu noch, fügte Passepartout hinzu, mache ich mir mit ihm zu schaffen, trotzdem daß er Oberst ist.
    – Herr Fix, versetzte Mrs. Aouda, Herr Fogg wird es Niemand zukommen lassen, ihn zu rächen. Er ist, wie er gesagt hat, fähig, wieder nach Amerika zu kommen, um den Beleidiger aufzusuchen. Wenn er also den Oberst Proctor bemerkt, können wir nicht hindern, daß er mit ihm zu thun bekommt, was beklagenswerthe Folgen haben kann. Darum darf er ihn nicht sehen.
    – Sie haben Recht, Madame, ein Zusammentreffen könnte alles verderben. Sieger oder besiegt, Herr Fogg würde dadurch aufgehalten, und ...
    – Und, setzte Passepartout hinzu, darum ist es den Gentlemen des Reformclubs zu thun. Binnen vier Tagen sind wir zu New-York! Wenn nun mein Herr während der vier Tage nicht aus seinem Waggon kommt, läßt sich hoffen, daß der Zufall ihn nicht mit diesem verdammten Amerikaner zusammen bringen wird. Aber wir werden ihn schon abzuhalten verstehen ...«
    Die Unterhaltung wurde abgebrochen. Herr Fogg war aufgewacht, und schaute durch das beschneite Fenster auf das Feld hinaus. Aber später, und ohne daß sein Herr Fogg oder Mrs. Aouda es hörte, sprach Passepartout zu dem Agenten:
    »Würden Sie wirklich sich für ihn schlagen?
    [188] – Ich werde alles aufbieten, ihn lebend nach Europa zu bringen!« erwiderte einfach Fix mit entschiedenem Ton.
    Passepartout fühlte, daß ihn ein Schaudern überlief; aber seine Ueberzeugung in Beziehung auf seinen Herrn wankte nicht.
    Und jetzt, gab es wohl ein Mittel, um Herrn Fogg in seiner Wagenabtheilung festzuhalten, damit er von jedem Zusammentreffen mit dem Oberst abgehalten würde? Es konnte nicht schwer fallen, da der Gentleman kein unruhiger Kopf und wenig neugierig war. Jedenfalls glaubte der Polizei-Agent das Mittel gefunden zu haben, denn nach einer kleinen Weile sprach er zu Phileas Fogg:
    »Die Stunden hier auf der Eisenbahn sind doch recht lang und langweilig.
    – In der That, erwiderte der Gentleman, aber sie gehen doch vorüber.
    – An Bord der Packetboote, versetzte der Agent, pflegten Sie Ihr Spielchen Whist zu machen?
    – Ja, erwiderte Phileas Fogg, aber hier wäre das schwierig. Ich habe weder Karten, noch Mitspieler.
    – O! Karten werden wir schon zu kaufen bekommen. Auf den amerikanischen Waggons giebt es alles zu kaufen. Und was Mitspieler betrifft, wenn vielleicht, Madame ...
    – O gewiß, mein Herr, erwiderte lebhaft die junge Frau, ich verstehe Whist. Es gehört ja zur englischen Erziehung.
    – Und ich, fuhr Fix fort, bilde mir sogar ein, gut zu spielen. Nun, also wir drei und ein Strohmann ...
    – Nach Ihrem Belieben«, mein Herr, erwiderte Phileas Fogg, der froh war, sein Lieblingsspiel selbst auf der Eisenbahn zu spielen.
    Passepartout wurde abgeschickt, den Stewart aufzusuchen, und brachte bald zwei vollständige Kartenspiele, Marken und ein mit Tuch beschlagenes Tischchen. Es fehlte nichts, und das Spiel nahm gleich sei nen Anfang. Mrs. Aouda verstand Whist zu Genüge, so daß ihr der strenge Phileas Fogg sogar darüber Complimente machte. Der Polizei-Agent war besonders stark darin,

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