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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Man fühlte, sozusagen, daß der gesammte Wagenzug, bei einer Schnelligkeit von hundert Meilen die Stunde, auf den Schienen kein Gewicht mehr hatte.
    Und man kam hinüber! Blitzschnell! Von der Brücke sah man nichts. Die Wagen sprangen, kann man wohl sagen, von einem Ufer zum andern hinüber, und der Maschinist konnte seine vorwärts geschleuderte Maschine erst fünf Meilen über der Station hinaus zum Anhalten bringen.
    Kaum aber war der Wagenzug über den Fluß hinaus, als die nun völlig ruinirte Brücke krachend in den Strudel des Medecine-Bow hinabstürzte.
[195]

Neunundzwanzigstes Capitel.
Einiges, was nur auf amerikanischen Eisenbahnen vorkommt.
    An demselben Nachmittag fuhr der Zug ohne Hinderniß weiter, am Fort Sauders vorbei, durch die Enge von Chayenne, und kam noch bis zum Paß Evans. An dieser Stelle ist der höchste Punkt der Eisenbahn auf ihrer ganzen Länge, nämlich achttausendeinundneunzig Fuß oberhalb des Meeresspiegels. Von nun an ging es nur abwärts bis zum Atlantischen Meer auf den unbegrenzten, von der Natur nivellirten Ebenen.
    Hier entsendet die Hauptbahn eine Abzweigung nach Denver-City, der Hauptstadt von Colorado. Dieses Gebiet ist reich an Gold- und Silberminen, und es haben sich bereits über fünfzigtausend Bewohner dort angesiedelt.
    Jetzt hatte man von San Francisco aus dreizehnhundertzweiundachtzig Meilen in drei Tagen und drei Nächten zurückgelegt, und aller Vorausberechnung nach mußten vier Nächte und vier Tage für die Fahrt bis New-York ausreichen. Phileas Fogg hielt sich also innerhalb der vorgezeichneten Fristen.
    Während der Nacht ließ man das Lager Walbah links. Der Lodgepole-Creek floß parallel mit der Bahn längs der geradlinigen Grenze der Staaten Wyoming und Colorado. Um elf Uhr fuhr man in Nebraska neben Sedgwick vorbei, und berührte Julesburgh am südlichen Arme des Platte-Flusses.
    An dieser Stelle fand am 23. October 1867 die Einweihung der Pacific-Bahn statt, deren Oberingenieur der General I.M. Dodge war. Hier hielten die beiden gewaltigen Locomotiven mit den neun Waggons der Eingeladenen, worunter der Vice-Präsident M. Thomas C. Durant; hier erschallte das Beifallklatschen; hier gaben die Sioux und Pawnies das Schauspiel eines kleinen Indianerkriegs; hier sah man das Spiel der Kunstfeuerwerke; hier endlich wurde mittelst einer transportablen Druckerei die erste Nummer des Blattes »Railway-Pioneer« hergestellt. So wurde die Einweihung dieser Riesenbahn gefeiert, die ein Werkzeug des Fortschritts und der Bildung, quer durch die unbewohnten Gegenden zieht, mit der Bestimmung, Städte und [196] Ortschaften, die noch nicht existirten, mit einander zu verbinden. Noch wirksamer als Amphion's Leier, sollte die Pfeife der Locomotive sie bald aus dem amerikanischen Boden hervorwachsen lassen.
    Um acht Uhr Vormittags hatte man das Fort Mac-Pherson hinter sich, welches dreihundertsiebenundfünfzig Meilen von Omaha entfernt liegt. Die Eisenbahn folgte den launischen Krümmungen des südlichen Armes des Platte-Flusses auf seiner linken Seite. Um neun Uhr kam man bei der bedeutenden Stadt North-Platte an, die zwischen den beiden Armen des großen Stromes liegt, welche sich hier vereinigen, um von da an nur eine einzige Pulsader zu bilden, – ein ansehnlicher Nebenfluß des Missouri, in welchen er ein wenig oberhalb Omaha einmündet.
    Nun war man über den hundertsten Meridian hinaus. –
    Herr Fogg und seine Spielgenossen hatten ihr Spiel fortgesetzt, und keiner beklagte sich über die Länge der Fahrt – nicht einmal der Strohmann. Fix hatte anfangs einige Guineen gewonnen, und war schon im Begriff, sie wieder zu verlieren, aber er zeigte sich doch als ebenso leidenschaftlicher Spieler, wie Herr Fogg. Diesem Gentleman lächelte während dieses Vormittags das Glück besonders; es regnete Trümpfe und Honneurs in seine Hand. Eben war er, nachdem er einen kühnen Coup ausgedacht, im Begriff, Pique auszuspielen, als sich hinter der Bank eine Stimme hören ließ:
    »Ich würde Eckstein spielen ...«
    Herr Fogg, Mrs. Aouda und Fix hoben die Köpfe empor.
    Der Oberst Proctor stand hinter ihnen.
    Stamp Proctor und Phileas Fogg erkannten sich sogleich.
    »O! Sie sind's, Herr Engländer, rief der Oberst aus, Sie wollen Pique ausspielen!
    – Und ich spiele es schon, versetzte Phileas Fogg kaltblütig, und warf eine Zehne dieser Farbe hin.
    – Ich aber will haben, daß Eckstein gespielt werde«, versetzte der Oberst Proctor mit gereizter Stimme.
    – Und er machte eine

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