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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ungeheuern Segel wurden aufgehißt und vom Winde getrieben glitt das Gefährt über die gefrorene Schneedecke mit einer Schnelligkeit von vierzig Meilen die Stunde.
    Omaha ist vom Fort Kearney in gerader Linie höchstens zweihundert Meilen entfernt, welche, wenn der Wind anhielt, in fünf Stunden zurückgelegt werden konnten. Kam kein hindernder Zwischenfall vor, so mußte der Schlitten um ein Uhr Nachmittags zu Omaha anlangen.
    Welche Fahrt! Dicht widereinander gepreßt, konnten die Reisenden nicht miteinander reden. Die durch die Schnelligkeit gesteigerte Kälte hätte ihnen das Wort abgeschnitten. Der Schlitten glitt über die Oberfläche der Ebene so leicht, wie ein Boot über das Wasser, – wenigstens bei hohler See. Strich der Wind über die Erde hin, so schien es als werde der Schlitten durch seine Segel, die weit ausgebreiteten Flügeln glichen, vom Boden gehoben. Mudge beim Steuer hielt sich in gerader Linie, und hinderte mit einer Bewegung die Abschweifungen, wozu das Fahrzeug neigte. Die Segel waren voll vom Winde gebläht. Die Schnelligkeit des Schlittens ließ sich nicht mathematisch berechnen, aber gewiß betrug sie nicht weniger als vierzig Meilen in der Stunde.
    »Wenn nichts zerbricht, sagte Mudge, so werden wir anlangen!« Und es war Mudge darum zu thun, in der bestimmten Zeit anzulangen, denn Herr Fogg hatte ihn durch eine tüchtige Prämie gespornt.
    Der Wiesengrund, welchen der Schlitten in gerader Linie durchschnitt, war eben wie eine Meeresfläche; er glich einem ungeheuern zugefrorenen See. Die Eisenbahn auf diesem Theil des Gebietes zog von Südwest gegen Nordwest über Grand-Island, Columbus, die bedeutendste Stadt in Nebraska, Schuyler, Tremont, dann Omaha. Sie führte längs dem rechten Ufer des Platte-River. Der Schlitten, welcher die Sehne zu dem von der Eisenbahn beschriebenen [214] Bogen fuhr, schnitt also bedeutend ab. Mudge brauchte nicht zu fürchten, vom Platte-River an seiner kleinen Biegung bei Vermont aufgehalten zu werden, weil er zugefroren war. Also war der Weg frei von allen Hindernissen, und Phileas Fogg hatte also nur zwei Unfälle zu fürchten: Beschädigung des Gefährtes, Umschlagen des Windes oder Windstille.
    Aber der Wind wehte nicht gelinder; im Gegentheil so kräftig, daß er den Mast bog, der durch seine eisernen Bänder hinlänglich befestigt war.
    Mrs. Aouda, sorgfältig in Pelzwerk und ihre Reisedecke eingewickelt, war möglichst gegen die strenge Kälte geschützt. Passepartout, dessen Gesicht so roth war, wie die Sonnenscheibe, wenn sie von Nebel verdeckt ist, schlürfte die scharfe Luft mit Behagen. Auf Grund seiner unverwüstlichen Zuversicht hatte er wieder Hoffnung gefaßt. Anstatt Vormittags zu New-York einzutreffen, sollte man Abends anlangen, aber es war noch einigermaßen zu besorgen, es möge nicht vor Abfahrt des Packetbootes nach Liverpool sein.
    Passepartout bekam sogar einmal Lust, seinem Verbündeten Fix die Hand zu drücken. Er vergaß nicht, daß der Polizei-Agent selbst den Segelschlitten verschafft hatte und damit das einzige Mittel, zu Omaha zeitig anzukommen. Aber aus einem unbestimmten Vorgefühl blieb er bei seiner gewöhnlichen Rückhaltung. Jedenfalls aber gab's eine Thatsache, die Passepartout nie zu vergessen fähig war, das Opfer, welches Herr Fogg, ohne sich zu besinnen, gebracht hatte, ihn aus den Händen der Sioux zu befreien. Daran hatte derselbe Vermögen und Leben gesetzt ... Nein, solch ein Opfer ist unvergeßlich!
    Während so jeder der Reisenden sich anderen Betrachtungen hingab, flog der Schlitten über die unermeßliche Schneedecke. Wenn es mitunter über Bäche, Flüsse und Nebenflüsse des Little-Blue-River ging, merkte man's nicht. Die Felder und Gewässer lagen unter einer gleichförmigen Schnee- und Eisdecke. Die Ebene war durchaus menschenleer; sie lag wie eine unbewohnte Insel zwischen der Union-Pacific-Bahn und der Abzweigung, welche Kearney mit St. Joseph verbinden soll: kein Dorf, keine Station, nicht einmal ein Fort. Von Zeit zu Zeit sah man blitzschnell einen Baum vorüberfliegen, dessen weißes Geweig unter des Windes Gewalt sich bog. Mitunter flogen Trupp wilder Vögel in gleicher Richtung. Bisweilen auch sah man Wölfe der Prairien in zahlreichen Truppen, abgemagert und ausgehungert, dem Trieb ihrer reißenden Natur gemäß, an Schnelligkeit mit dem Schlitten wetteifern. [215] Dann griff Passepartout zum Revolver, um auf die nächsten zu feuern. Hätte da ein Zufall den Schlitten gehemmt, so wären die

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