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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Reisekosten Herrn Fogg vollständig ruiniren würden, – so konnte er sich der ärgsten Vorwürfe nicht erwehren.
    Doch machte ihm Herr Fogg nicht den mindesten Vorwurf, und als er den Pier der transatlantischen Packetboote verließ, sprach er nur:
    »Morgen wollen wir weiter fahren. Kommen Sie.«
    Herr Fogg, Mrs. Aouda, Fix, Passepartout setzten über den Hudson und fuhren in einem Fiaker zum Hôtel St. Nicolas in Broadway. Phileas Fogg verbrachte die Nacht in völlig ruhigem Schlaf, aber Mrs. Aouda und seine Begleiter konnten vor Aufregung nicht schlafen.
    Der folgende Tag war der 12. December. Von da an, sieben Uhr [219] Vormittags, bis zum 21., acht Uhr fünfundvierzig Minuten Abends, blieben noch neun Tage, dreizehn Stunden und fünfundvierzig Minuten. Wäre also Phileas Fogg am Abend zuvor mit dem China, einem der besten Segler der Linie Cunard, abgefahren, so wäre er zu der bestimmten Zeit in Liverpool, dann in London eingetroffen!
    Herr Fogg verließ allein das Hôtel, nachdem er sei nem Diener anbefohlen, auf ihn zu warten, und der Mrs. Aouda anzusagen, sie möge sich jeden Augenblick bereit halten.
    Hierauf begab er sich an das Ufer des Hudson, und suchte unter den am Quai oder im Fluß vor Anker liegenden Schiffen achtsam solche, die zur Abfahrt bereit waren. Es hatten wohl mehrere Fahrzeuge die Abfahrtsflagge aufgesteckt und rüsteten sich, morgen mit der Fluth in See zu stechen; denn in dem unermeßlichen und bewundernswerthen Hafen von New-York verfließt kein Tag, wo nicht Hunderte von Fahrzeugen nach allen Weltgegenden abfahren, aber es waren meist Segelbarken, die Phileas Fogg nicht dienlich sein konnten.
    Bereits schien sein letzter Versuch zu scheitern, als er höchstens eine Kabellänge vor der Batterie ankernd ein feingeformtes Handelsfahrzeug gewahrte, einen Schraubendampfer, dessen Rauchwolken zeigten, daß es sich zur Abfahrt rüstete.
    Phileas Fogg fuhr in einem Nachen hinüber zur Henrietta, deren Rumpf von Eisen, die oberen Theile sämmtlich von Holz waren. Der Kapitän befand sich an Bord. Phileas Fogg stieg auf das Verdeck und fragte nach demselben; er erschien sogleich.
    Es war ein Fünfziger, eine Art Seewolf, der nicht aussah, als sei er gefällig. Starke Augen, kupferfarbige Haut, rothe Haare, dicker Hals – keine Spur von einem Weltmann.
    »Der Kapitän? fragte Herr Fogg.
    – Der bin ich.
    – Ich bin Phileas Fogg, aus London.
    – Und ich Andrew Speedy, aus Cardiff.
    – Sie sind im Begriff abzufahren? ...
    – In einer Stunde.
    – Sie haben Ladung nach ...
    – Bordeaux.
    [220] – Und sie besteht?
    – Aus Steinen im Bauch. Kein Frachtgut, nur Ballast.
    – Haben Sie Passagiere?
    – Die nehm' ich nicht. Niemals. Waare, die den Raum füllt und räsonnirt.
    – Ihr Schiff fährt gut?
    – Elf bis zwölf Knoten. Die Henrietta kennt man.
    – Wollen Sie mich nebst drei Personen nach Liverpool überfahren?
    – Nach Liverpool? Warum nicht nach China?
    – Mein Reiseziel ist Liverpool.
    – Nein!
    – Nein?
    – Nein. Mein Reiseziel ist Bordeaux, und dahin fahre ich.
    – Macht der Preis nichts aus?
    – Nichts.«
    Der Ton des Kapitäns gestattete keine Erwiderung.
    »Aber wer ist Rheder der Henrietta? versetzte Phileas Fogg.
    – Rheder bin ich selbst, erwiderte der Kapitän. Das Schiff ist mein eigen.
    – Ich mieth' es Ihnen ab.
    – Nein.
    – Ich kauf's Ihnen ab.
    – Nein.«
    Phileas Fogg verzog keine Miene. Indessen, die Lage war bedenklich. Zu New-York war's anders als in Hongkong, und der Kapitän der Henrietta ein anderer Mann, als der Patron der Tankadere. Bisher überwand der Gentleman alle Hindernisse mit Gold. Diesmal wollte es nicht gelingen.
    Und doch galt es ein Mittel, zu Schiffe über den Ocean zu kommen – sofern nicht im Ballon, – was sehr abenteuerlich, und eben nicht ausführbar war.
    Es schien jedoch, Phileas Fogg hatte eine Idee. Er sagte zum Kapitän:
    »Nun, wollen Sie mich nach Bordeaux mitnehmen?
    – Nein, und wollten Sie mir zweihundert Dollars zahlen!
    – Ich zahle Ihnen zweitausend.
    – Für die Person?
    – Für die Person.
    [221] – Und es sind Ihrer vier?
    – Vier.«
    Nun rieb sich der Kapitän Speedy die Stirne. Achttausend Dollars verdienen, ohne seine Fahrt zu ändern, das verlohnte wohl, seinen Widerwillen gegen alle Art von Passagieren bei Seite zu setzen. Uebrigens sind Passagiere zu zweitausend Dollars keine Passagiere mehr, die können als kostbares Frachtgut gelten.
    »Ich fahr' um neun Uhr ab, sagte einfach der Kapitän Speedy,

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