Reiseführer Barcelona
mal besser, mal schlechter ergangen, von der goldenen Ära der Corts Catalanes (einem frühen Parlament) im 14. Jh. bis zu den schwarzen Tagen des Bürgerkriegs und der Franco-Zeit. Barcelona hat stets viel Wert auf seine Unabhängigkeit gelegt, was die Stadt oft in Konflikt mit dem Königreich Kastilien brachte. Dieser Gegensatz setzt sich bis heute fort und drückt sich in einem Verlangen nach mehr Autonomie, zum Teil sogar nach Unabhängigkeit, von Spanien aus.
1991 wurden im Carrer de Sant Pau in El Raval die Überreste von 25 Leichen von etwa 4000 v. Chr. gefunden. Damals war ein großer Teil von El Raval eine Bucht und auf dem Hügel (Mont Tàber) neben der Plaça de Sant Jaume gab es vielleicht eine jungsteinzeitliche Siedlung.
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ALTE STÄMME, RÖMER, WESTGOTEN & FRANKEN
Als Erste betraten wahrscheinlich Steinzeitstämme aus den Pyrenäen die Szene, gefolgt viel später – im 3. Jh. v. Chr. – von den iberischen Laetanern, die auf dem heutigen Montjuïc eine Siedlung errichteten. Von ihnen ist nur wenig bekannt, man weiß aber z. B., dass sie ihre eigenen Münzen prägten. Die dokumentierte Geschichte der Stadt beginnt eigentlich erst mit den Römern, als während der Herrschaft von Kaiser Augustus die Siedlung Barcino (das spätere Barcelona) gegründet wurde.
Der Kern der römischen Siedlung lag auf dem Gebiet der späteren mittelalterlichen Stadt, dem heutigen Barri Gòtic. Auf dem Mont Tàber wurde ein Tempel errichtet. Nach den Überresten der Stadtmauer, nach Säulen und Gräbern zu urteilen, entwickelte sich Barcino zu einer lebendigen, geschäftigen Provinzstadt. Wie der gallorömische Poet Ausonius beschreibt, herrschte Wohlstand in Barcino, der vor allem auf der Landwirtschaft im Hinterland und dem Fischfang basierte. Austern standen in jener Zeit regelmäßig auf dem römischen Speiseplan. Wein, Olivenöl und garum (eine ziemlich salzige Fischpaste, das Lieblingsgewürz der Römer) wurden in Hülle und Fülle produziert und konsumiert.
Als das Römische Reich zerbrach, bekam auch Hispania (wie die Römer die Iberische Halbinsel nannten) die Folgen zu spüren. Es ist kein Zufall, dass die meisten erhaltenen römischen Relikte nur bis ins 4. Jh. zurückreichen. Gleich zu Anfang brachten Germanen, später dann romanisierteWestgoten und andere Völker Tod und Zerstörung in die Stadt. In der Folgezeit zogen Eroberer in mehreren riesigen Wellen über ganz Spanien hinweg.
711 landeten arabische Truppen unter dem Heerführer Tariq bei Gibraltar (arabisch für „Berg des Tariq“). Ohne größeren Widerstand brachten sie fast die ganze Halbinsel in ihre Gewalt und marschierten bis nach Frankreich. Erst bei Poitiers konnten die Franken unter Karl Martell das arabische Heer aufhalten.
Die Mauren besetzten zwar Barcelona, schienen auf diese Eroberung jedoch keinen besonderen Wert zu legen. In arabischen Chroniken wird die Stadt zwar erwähnt, aber die Mauren konzentrierten sich schon bald auf den Ausbau ihrer weiter südlich gelegenen Verteidigungslinie am Riu Ebro.
801 befreite Ludwig der Fromme, der spätere fränkische Herrscher, die Stadt. Barcelona war nun Grenzstadt in den Spanischen Marken, einer labilen Pufferzone südlich der Pyrenäen, die Ludwig von den comtes (Grafen) regieren ließ.
Die erste Schutzpatronin Barcelonas, Santa Eulàlia (290–304), starb während der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian den Märtyrertod. Ihren Tod führten 13 Arten der Folter herbei (eine für jedes ihre Lebensjahre), u. a. wurde sie in einem mit Glas gefüllten Fass herumgerollt, ihr wurden die Brüste abgeschnitten und sie wurde gekreuzigt. Auf einigen Gemälden ist sie mit einem Tablett in der Hand dargestellt, auf dem ihre abgeschnittenen Brüste liegen.
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EIN HAARIGER BEGINN
Die Spanische Mark stand unter fränkischer Herrschaft, doch die wahre Macht lag in den Händen lokaler Potentaten. Einer dieser Herrscher hieß Guifré el Pelós (Wilfried der Haarige). Sein Beiname bezog sich übrigens nicht etwa auf seinen Bartwuchs, sondern auf seine ungewöhnliche Körperbehaarung. 878 gewannen er und sein Bruder die Kontrolle über fast alle katalanischen Grafschaften, wodurch Guifré zum Volkshelden avancierte. Für die Katalanen ist der stark behaarte Mann der „Vater der Nation“ (sofern man Katalonien als Nation bezeichnen kann). Er begründete eine knapp fünf Jahrhunderte währende Dynastie, die sich fast völlig unabhängig von
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