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Reiseführer Barcelona

Reiseführer Barcelona

Titel: Reiseführer Barcelona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regis St. Louis , Anna Kaminski , Vesna Maric
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war der Plan revolutionär, denn bis zu dem Zeitpunkt war es verboten, das Areal zwischen Barcelona und Gràcia zu bebauen, da es sich um Militärgelände handelte. Das Bebauungsverbot war der Grund für die hohe Konzentration von Fabriken im Stadtgebiet (vor allem in Barceloneta) und in den umliegenden Städtchen wie Gràcia, Sant Martí, Sants und Sant Andreu (all diese Orte hat die Stadt schon lange „geschluckt“).
    Insbesondere der Eixample entwickelte sich zu einem Viertel der Wohlhabenden, wo Grundstücks- und Immobilienspekulanten offen ihren Geschäften nachgingen. Ihnen fielen vor allem die ursprünglich geplanten Parks zum Opfer. Das wohlhabende Bürgertum zahlte viel Geld für noble, repräsentative Wohnhäuser, viele davon entstanden im Stil des Modernisme.
    Barcelonas Höhenflug ließ sich anscheinend nicht stoppen. 1888 war die Stadt Schauplatz der Weltausstellung. Die Ausstellung zog über zwei Millionen Besucher an, doch erlangte sie weder die internationale Aufmerksamkeit noch den finanziellen Erfolg, den man sich von ihr erhofft hatte.
    Gegen Ende des Jahrhunderts zeichnete sich immerhin ein modernes Stadtbild in Barcelona ab, z. B. mit der Rambla de Catalunya und der Avinguda del Paral.lel, die beide 1888 angelegt wurden. Auch der Arc de Triomf und das Kolumbusdenkmal Mirador de Colom fallen in diese Zeit (obwohl Kolumbus mit Barcelona nicht viel zu tun hatte und die Stadt kaum Triumphe feiern konnte!).
    Viele gotische Meisterwerke entstanden in der Mitte des 14. Jhs., einer Zeit großer Leiden in Barcelona. Als 1333 die Weizenernte ausfiel, starben bei der daraus resultierenden Hungersnot 10 000 Menschen – ein Viertel der Stadtbevölkerung. In den 1340er-Jahren suchte die Pest die Stadt heim; unter den vielen Opfern waren auch vier der fünf Stadträte.
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DIE WIEDERGEBURT KATALONIENS
    In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. lief das Leben in Barcelona relativ ruhig und friedlich ab, doch von einer verschlafenen Politik konnte in dieser Zeit wahrlich keine Rede sein. Die relative Gelassenheit und der wachsende Wohlstand ebneten den Weg für das Wiederaufleben katalanischen Gedankenguts.
    Die sogenannte Renaixença (Renaissance) spiegelte das neu erwachte Selbstbewusstsein Barcelonas und seiner Einwohner wider. Der Blick richtete sich sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Politiker wie Akademiker beschäftigten sich mit ehemaligen katalanischen Institutionen und Rechtssystemen und forderten deren Wiederbelebung. Mittel- und Oberschicht entdeckten die katalanische Sprache neu; eine zeitgenössische katalanische Literatur entstand.
    1892 forderte die Unió Catalanista (Katalanische Union) in einem Dokument, der Bases de Manresa , die Wiedereinsetzung der Corts Catalans. 1906 formierte sich die Solidaritat Catalana (Katalanische Solidarität, eine Nationalbewegung). Sie zog eine heterogene Schar von Katalanen an, die sich keineswegs alle als Nationalisten fühlten.
    Ihren vielleicht dynamischsten Ausdruck fand die katalanische Renaissance in der Welt der Kunst. In Barcelona entwickelte sich der Modernisme, die katalanische Form des Jugendstils. Während das restliche Spanien stagnierte, bildete Barcelona den Nährboden für eine hochkreative Avantgarde, die einen engen Kontakt zu Paris pflegte. Der junge Picasso begann hier seine Weltkarriere und verbrachte anregende Stunden in der Künstlerkneipe Els Quatre Gats.
    Ein ziemlich böses Erwachen folgte dem kurzen, unsinnigen Krieg, den Spanien 1898 mit den USA führte. Dabei verlor das Land nicht nur seine gesamte Kriegsflotte, sondern auch seine letzten Kolonien (Kuba, Puerto Rico und die Philippinen). Der Verlust der Kolonien fügte Barcelonas Wirtschaft schweren Schaden zu.
    Barcelona spielte schon immer eine Vorreiterrolle: Hier erschien die erste gedruckte Tageszeitung Spaniens, gab es das erste Kino, das erste öffentliche Telefon und die erste Flugverbindung (nach Mallorca). Außerdem entstand hier die zweite Stadtbahn der Welt – nur London war schneller.
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CHAOS
    Barcelonas Proletariat wuchs rasch immer weiter an. Die Einwohnerzahl betrug im Jahr 1800 rund 115 000 und erreichte hundert Jahre später über 500 000, 1930 überschritt sie die Million. Anfang des 19. Jhs. verzeichnete die Stadt eine gewaltige Zuwanderung von armen Bewohnern aus den ländlichen Gegenden Kataloniens und anderen spanischen Regionen. Bei einer solchen Entwicklung waren Unruhen fast schon

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