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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Anker«, wie die Seeleute sagen, und schwammen im offenen Meere. Das Eisfeld war dem heftigen Anprall des Windes ausgesetzt gewesen; ein Hagel von spitzen Eiszapfen und eisigem Staube überdeckte die benachbarten Felsen. Das wenige Eis, welches noch an der Uferwand haftete, erschien morsch; an den der Brandung ausgesetzten Vorsprüngen hingen lange Seealgen und Büschel von entfärbtem Tang.
    Der Ocean erstreckte sich über Sehweite hinaus, ohne daß eine Insel oder ein neues Land den Gesichtskreis beschränkte. Im Osten und im Westen bildete die Küste zwei Vorsprünge, die sich in sanfter Abdachung in den Wellen verloren; das Meer brach sich an ihrer Spitze, und ein seiner Schaum wurde gleich weißen Tüchern von den Flügeln des Windes fortgeführt; der Boden Neu-Amerikas verschwand also in dem Polarmeer, ohne Zuckung, ruhig und sanft abfallend; er rundete sich zu einer weit offenen Bai ab und bildete eine von den beiden Vorgebirgen begrenzte offene Rhede. Im Mittelpunkte bildete ein vorspringender Felsen einen natürlichen nach drei Richtungen hin geschützten Hafen, der mit der breiten Rinne eines Baches sich in das Land hinein fortsetzte; der gewöhnliche Weg des Schneewassers nach dem Winter und jetzt ein reißender Sturzbach.
     

    Eine freie Wasserstraße nach Norden. (S. 456.)
     
    Nachdem Hatteras sich bezüglich der Küstenbildung unterrichtet hatte, beschloß er, noch denselben Tag die Weiterfahrt vorzubereiten, nämlich die Schaluppe auf’s Meer zu setzen, den Schlitten zu entladen und diesen selbst zu späteren Ausflügen einzuschiffen.
    Das erforderte wohl den Rest des Tages; das Zelt wurde also aufgeschlagen und nach einer kräftigenden Mahlzeit begannen die Arbeiten; während dieser Zeit holte der Doctor die Meßinstrumente, um die hydrographische Lage eines Theils der Bai zu bestimmen.
    Hatteras beeilte die Arbeit; er trieb zur Abreise; er wollte schon das feste Land verlassen und einen Vorsprung gewonnen haben, für den Fall, daß eine andere Gesellschaft an das Meer käme.
    Um fünf Uhr Abends konnten Johnson und Bell die Arme in den Schoß legen. Graziös wiegte sich die Schaluppe in dem kleinen Hafen; ihr Mast war aufgerichtet, der Klüverbaum niedergeholt, und das Focksegel hing an den Leinen; die Nahrungsmittel und die auseinander genommenen Theile des Schlittens waren darin untergebracht; nur das Zelt und einige Lagergeräthe waren am andern Tage einzuschiffen.
    Bei seiner Rückkehr fand der Doctor diese Zurüstungen beendigt. Als er die Schaluppe ruhig, vor dem Winde geschützt, erblickte, kam ihm der Gedanke, den kleinen Hafen zu benennen, und er schlug für ihn den Namen Altamont’s vor.
    Das erregte keine Schwierigkeiten, da es Jeder ganz gerechtfertigt fand.
    Der Hafen wurde folglich »Altamont-Harbour« genannt.

    Nach den Berechnungen des Doctors lag er 87°5’ nördlicher Breite und 118°35’ östlicher Länge von Greenwich, d.h. also nicht mehr drei Grade vom Pol entfernt. Von der Bai Victoria bis nach Altamont’s Hafen hatten die Reisenden zweihundert Meilen zurückgelegt.
Einundzwanzigstes Capitel.
Das offene Meer.
    Am folgenden Morgen beschäftigten sich Johnson und Bell mit der Einschiffung der Lagergeräthe. Um acht Uhr war Alles zur Abfahrt bereit. In dem Augenblicke, da sie diese Küste verlassen wollten, erinnerte der Doctor seine Gefährten an das Auffinden jener Fußspuren, ein Ereigniß, das ihm doch gar nicht aus dem Sinne wollte.
    Wollten jene Menschen den Norden erreichen? Hatten sie irgend ein Hilfsmittel, das Polarmeer zu überschreiten, bei sich? Würde man ihnen auf diesem neuen Wege wieder begegnen?
    Kein Anzeichen hatte seit drei Tagen auf die Anwesenheit jener Reisenden hingedeutet, und wer sie auch waren, gewiß waren sie in Altamont-Harbour nicht gewesen. Das war ein noch von keines Menschen Fuß betretener Ort.
    Trotzdem wollte der Doctor, dem seine Gedanken keine Ruhe ließen, einen letzten Blick über die Landfläche werfen; er erklomm also eine etwa hundert Fuß hohe Anhöhe; dort konnte er nach Süden hin den ganzen Horizont übersehen.
    Oben angekommen brachte er sein Fernrohr vor das Auge. Wie war er aber erstaunt, Nichts zu erkennen, nicht etwa weit draußen in den Ebenen, sondern auch nur auf einige Schritte Entfernung. Das war einzig in seiner Art; er versuchte es von Neuem, endlich sah er das Fernrohr selbst an … das Objectivglas fehlte daran.
     

    »Das Objectivglas!« rief er aus.
    Man begreift, wie plötzlich es in seinem Geiste

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