Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
ihm gerne Glauben.
    – Ei, mein Herr, man kann aus der Meeresfärbung noch eine andere Belehrung schöpfen.
    – Wirklich?
    – Ja, Herr Clawbonny, und wahrhaftig, wenn der Forward nichts als ein Wallfischfahrer wäre, so hätten wir, glaub’ ich, gewonnen Spiel.
    – Aber ich sehe doch, erwiderte der Doctor, von einem Wallfisch nicht die geringste Spur.
    – Richtig! Aber es wird nicht lange dauern, so werden wir einen sehen, ich sag’s Ihnen voraus. Es ist ein merkwürdig gutes Vorzeichen für einen Wallfischjäger, wenn er unter diesem Breitegrad solche grüne Streifen antrifft.
    – Und weshalb? fragte der Doctor, welchen solche von Leuten des Faches gemachte Bemerkungen lebhaft interessirten.
    – Weil man in diesen grünen Wassern, erwiderte Simpson, weit mehr Wallfische zu fischen bekommt.
    – Und aus welchem Grunde, Simpson?
    – Weil sie darin reichlichere Nahrung finden.
    – Sind Sie dieser Thatsache gewiß?
    – O! Hundertmal, Herr Clawbonny, habe ich die Erfahrung im Bassins-Meer gemacht; und ich sehe nicht ein, warum es nicht in der Melville-Bai ebenso sein sollte.
    – Sie sollen Recht haben, Simpson.
     

    – Und sehen Sie, erwiderte dieser, indem er sich über das Geländer beugte, schauen Sie her, Herr Clawbonny.
    – Nun, versetzte der Doctor, man könnte es für das Kielwasser eines Schiffes halten!
    – Das ist ja, erwiderte Simpson, eine fette Substanz, welche der Wallfisch hinter sich läßt. Glauben Sie mir, das Thier, von welchem dieselbe herrührt, muß nicht weit davon entfernt sein!«
    Wirklich, die Atmosphäre war von einem starken Laichgeruch durchdrungen. Der Doctor betrachtete nun aufmerksam den Meeresspiegel, und es dauerte nicht lange, so fand die Voraussagung des Harpuniers seine Bestätigung. Foker’s Stimme ließ sich vom Mast herab vernehmen.
    »Ein Wallfisch, rief er, unter’m Wind zu uns!«
    Alle schauten in der angegebenen Richtung; eine Meile von der Brigg entfernt sah man einen Wasserstrahl ein wenig aus dem Meere heraussprudeln.
    »Da ist er ja! Da ist er! schrie Simpson, dessen Erfahrung unmöglich irren konnte.
    – Er ist wieder verschwunden, erwiderte der Doctor.
    – Man würde ihn wohl zu finden wissen, wenn es nothwendig wäre«, sagte Simpson bedauernd.
    Aber, zu seinem großen Erstaunen, und obwohl kein Mensch die Bitte gewagt hätte, gab Hatteras Befehl, das Wallfischboot fertig zu machen; es war ihm ganz recht, seiner Mannschaft diese Zerstreuung zu gewähren, und selbst auch einige Tonnen Oel zu bekommen.
    Vier Matrosen verfügten sich in das Boot; Johnson, am hintersten Platz, hatte es zu leiten; Simpson, die Harpune in der Hand, stand vorn. Der Doctor ließ sich nicht abhalten, die Expedition mitzumachen. Das Meer war ziemlich ruhig. Das Boot fuhr rasch ab und befand sich nach zehn Minuten eine Meile weit von der Brigg.
    Der Wallfisch, nachdem er abermals Luft geschöpft, war von Neuem untergetaucht; aber er kam bald wieder an die Oberfläche und spritzte fünfzehn Fuß weit die Mischung von Dünsten und Schleim, welche aus seinen Luftlöchern entweicht.
    »Dort, dort!« rief Simpson, und wies auf einen Punkt achthundert Yards von der Schaluppe.
    Diese fuhr rasch auf das Thier los, und die Brigg, welche es ebenfalls bemerkt hatte, kam mit schwachem Dampf heran.
    Das ungeheure Thier verschwand und kam wieder zum Vorschein, wie die Wellen es trieben, so daß man seinen schwärzlichen Rücken sah; ein Wallfisch schwimmt nicht schnell, wenn er nicht verfolgt wird, und dieser wiegte sich in gleichgiltiger Ruhe.
    Die Schaluppe fuhr still heran, dem Strome der grünen Wasser folgend, deren dunkle Beschaffenheit das Thier hindert, seinen Feind zu sehen. Es ist immer ein ängstlicher Anblick, wenn man eine schwache Barke den Kampf mit solchen Ungeheuern unternehmen sieht: dieses mochte etwa hundertunddreißig Fuß messen, und man trifft nicht selten zwischen dem zweiundsiebenzigsten und achtzigsten Breitegrad Wallfische, die über hundertundachtzig Fuß groß sind. Die Berichte alter Schriftsteller von siebenhundert Fuß großen Thieren gehören in’s Reich der Fabeln.
     

    Die Eisberge fahren zusammen. (S. 150.)
     
    Nicht lange, so war die Schaluppe nahe bei dem Wallfisch. Simpson winkte mit der Hand, die Ruder hielten inne, der gewandte Harpunier schwang und schleuderte seine Harpune mit kräftiger Hand. Die mit widerhakiger Spitze versehene Waffe drang in die dichte Fettschichte. Das verwundete Thier warf seinen Schwanz rückwärts und tauchte unter.

Weitere Kostenlose Bücher