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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Augenblicklich wurden die vier Ruder senkrecht emporgehoben; das an die Harpune befestigte Seil, welches auf dem Vordertheil lag, rollte sich äußerst schnell ab, und die Schaluppe wurde fortgezogen, während Johnson sie geschickt leitete.
    Der Wallfisch entfernte sich von der Brigg und schwamm in der Richtung der treibenden Eisberge; während einer halben Stunde trieb er so. Als die Schnelligkeit des Thieres abzunehmen schien, wurde das Seil allmälig beigezogen und sorgfältig aufgerollt; der Wallfisch erschien bald wieder auf der Meeresoberfläche, schlug diese mit seinem fürchterlichen Schwanz, und das von ihm ausgespritzte Wasser fiel als Platzregen auf die Schaluppe nieder. Diese kam rasch heran; Simpson ergriff eine lange Lanze und hielt sich bereit, dem Thiere zu Leibe zu gehen.
    Dieses aber schlüpfte mit größter Schnelligkeit in eine enge Fahrt zwischen zwei Eisbergen. Dahin es zu verfolgen, ward nun äußerst gefährlich.
    »Teufel! rief Johnson.
    – Vorwärts! Vorwärts! Fest, meine Freunde, rief Simpson in unsinnigem Jagdeifer, der Wallfisch ist unser!
    – Aber zwischen die Eisberge können wir ihm nicht folgen, erwiderte Johnson, und hielt die Schaluppe an.
    – Ja! ja! schrie Simpson.
    – Nein! nein!« riefen einige Matrosen.
    Während dessen war der Wallfisch zwischen zwei Eisberge gerathen, welche von den Wellen und dem Wind getrieben, zusammenzufahren strebten.
    Die bugsirte Schaluppe drohte in diese gefährliche Enge hineingezogen zu werden; da sprang Johnson mit einem Beil in der Hand auf’s Vordertheil, und hieb den Strick entzwei.
    Es war hohe Zeit. Die beiden Berge fuhren mit unwiderstehlicher Gewalt zusammen und zerdrückten das Thier.
    »Verloren! rief Simpson.
    – Gerettet! erwiderte Johnson.
    – Wahrhaftig! rief der Doctor, der keine Miene verändert hatte, das verlohnte der Mühe zu sehen!«
    Die zertrümmernde Gewalt dieser Berge ist enorm.
    Wie es hier erging, geschieht es häufig in jenen Meeren. Scoresby erzählt, es seien im Laufe eines einzigen Sommers in der Bassins-Bai dreißig Wallfische auf diese Art umgekommen; er sah, wie ein Dreimaster binnen einer Minute plattgedrückt wurde.
    Nach einer kleinen Weile kam die Schaluppe wieder zu der Brigg, und an ihren gewöhnlichen Platz auf dem Verdeck.
    »Das ist eine Warnung, sagte Shandon laut, für die Unvorsichtigen, welche sich in die engen Fahrwasser hineinwagen!«
Zwanzigstes Capitel.
Die Insel Beechey.
    Am 25. Juni kam der Forward gegenüber dem Cap Dundas, am nordwestlichen Ende des Prinz-Wales-Landes. Hier nahmen die Schwierigkeiten zu zwischen den zahlreichen Eisblöcken. Das Meer wird hier enger, und die Linie der Inseln Crozier, Young, Day, Lowther, Garret, die wie Befestigungswerke vor einer Rhede liegen, nöthigen die Eisströme, in der Meerenge sich anzuhäufen. Was die Brigg unter andern Umständen an einem Tag geleistet hätte, hielt sie vom 25. bis 30. Juni auf; sie hielt an, fuhr wieder zurück, wartete die günstige Gelegenheit ab, um die Insel Beechey nicht zu verfehlen, verbrauchte viel Kohlen, indem sie während des Anhaltens nur ihr Feuer mäßigte, ohne es je ganz ausgehen zu lassen, um zu jeder Stunde bei Tag und Nacht mit Dampf versehen zu sein.
    Hatteras kannte ebensowohl, wie Shandon, den Bestand der Vorräthe; aber da er sicher darauf rechnete, auf der Insel Beechey Brennmaterial zu treffen, so wollte er nicht aus Sparsamkeit eine Minute verlieren; er war in Folge seiner Abschweifung in den Süden sehr verspätet, und obwohl er die Vorsorge gehabt, aus England seit Anfang April abzufahren, so war er doch jetzt nicht weiter voran, als die vorausgehenden Expeditionen zu derselben Zeit.
    Am 30. gewahrte man das Cap Walker, an der nordöstlichen Spitze des Prinz-Wales-Landes; es ist der äußerste Punkt, welchen Kennedy und Bellot nach einem Ausflug durch ganz Nord-Sommerset am 3. Mai 1852 wahrnahmen. Bereits im Jahre 1851 war der Kapitän Ommaney bei der Expedition Austin so glücklich, daselbst seine Mannschaft mit Proviant versehen zu können.
     

    Dieses sehr hohe Cap ist durch seine rothbraune Farbe merkwürdig; man kann bei hellem Wetter von hier aus bis an den Eingang der Wellington-Straße sehen. Gegen Abend erblickte man das Cap Bellot, welches durch die Bai Mac Leon vom Cap Walker getrennt ist. An dieser Stelle besteht die Küste aus gelblichem Kalkstein von sehr runzeligem Aussehen; sie ist durch enorme Eisblöcke geschützt, welche die Nordwinde auf die imposanteste Weise hier aufschichten.

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