Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
durch die Schüsse gar nicht scheu geworden war; es schien von stattlicher Größe zu sein, und die Jäger freuten sich schon ihrer Beute. Als sie in gehörige Schußweite kamen, feuerten sie, und der Bär, ohne Zweifel tödtlich getroffen, stürzte mit einem gewaltigen Satz zum Fuß des Hügels herab.
Duk rannte hin.
»Den Bär zu erlegen, sagte der Doctor, wird nicht schwer gewesen sein.
– Nur drei Schüsse, erwiderte Bell verächtlich, und er liegt schon auf dem Boden.
– Es ist sogar auffallend, sagte Johnson.
– Sofern wir nicht gerade im Momente kamen, da er Alters halber im Sterben war, versetzte lachend der Doctor.
– Wahrhaftig, alt oder jung, entgegnete Bell, ist es immer gute Beute.«
Während dieses Gespräches kamen die Jäger zu dem Hügel, und fanden zum großen Erstaunen Duk hitzig über dem Leichnam eines weißen Fuchses!
»Ei! Potz tausend, rief Bell, das ist ein starkes Stück!
– Wahrhaftig sagte der Doctor, wir erlegen einen Bären, und ein Fuchs fällt!«
Johnson wußte nickt recht, was er sagen sollte.
»Schön! rief der Doctor mit hellem Lachen und einigem Aerger dabei; abermals die Strahlenbrechung!
– Wie verstehen Sie das, Herr Clawbonny? fragte der Zimmermann.
– Ei! mein Freund, die Strahlenbrechung hat uns, wie über die Entfernung, so auch über die Größe getäuscht, so daß wir unter der Haut eines Fuchses einen Bären zu sehen meinten! So versehen sich oft die Jäger im gleichen Falle! Nun, das haben wir unserer Phantasie zu verdanken.
– Meiner Treu’, erwiderte Johnson, Bär oder Fuchs, man wird ihn gleichwohl verzehren. Nehmen wir ihn mit.«
Aber, als der Rüstmeister das Thier auf seine Schultern laden wollte, rief er:
»Das ist aber noch ein stärkeres Stück!
– Was ist denn? fragte der Doctor.
– Schauen Sie, Herr Clawbonny, hier, dieses Thier trägt ein Halsband!
– Ein Halsband?« versetzte der Doctor, und beugte sich über das Thier.
Wirklich, es war da ein kupfernes Halsband mitten im weißen Pelz zu sehen; der Doctor glaubte eine Inschrift zu bemerken; mit einem Griff machte er es von dem Halse los, woran es seit langer Zeit geschmiedet schien.
(S. 198.)
»Was hat das zu bedeuten? fragte Johnson.
– Das bedeutet, erwiderte der Doctor, daß wir einen Fuchs erlegt haben, der über zwölf Jahre alt ist, meine Freunde, einen Fuchs, den James Roß 1818 gefangen hatte.
– Ist es möglich! rief Bell.
– Ohne allen Zweifel; es ist mir leid, daß wir das arme Thier erlegt haben! James Roß kam während seines Winteraufenthaltes auf den Gedanken, eine Menge weißer Füchse in Schlingen zu fangen; diesen ließ er ein kupfernes Halsband anlegen, mit einer Aufschrift, welche die Namen seiner Schiffe Entreprise und Investigator bezeichnete, und eine Niederlage von Lebensmitteln angab. Diese Thiere streifen, wenn sie ihre Nahrung suchen, über weit ausgedehnte Landstrecken, und James Roß hoffte, es möchte eins von den Thieren einigen Leuten von Franklin’s Expedition in die Hände gerathen. Das erklärt Alles.
– Wahrhaftig, wir wollen es nicht verzehren, sagte Johnson; zudem, ein zwölf Jahre alter Fuchs! Jedenfalls wollen wir sein Fell zum Zeugniß des merkwürdigen Ereignisses aufbewahren.«
Johnson lud das Thier auf seine Schultern. Die Jäger kehrten nach dem Schiff zurück, indem sie sich durch die Sterne orientirten. Ihr Ausflug war doch nicht ganz ohne Ergebniß, sie konnten noch einige Paar Ptarmigans erlegen.
Eine Stunde bevor sie wieder zum Forward kamen, trat ein Naturereigniß ein, das den Doctor im höchsten Grad in Erstaunen setzte: ein wahrer Regen von Sternschnuppen. Man konnte sie auf Tausende schätzen, wie die Raketen bei einem Kunstfeuerwerk, blendend weiß; das Mondlicht war dagegen bleich. Man konnte sich an dem Phänomen nicht satt sehen, das einige Stunden lang dauerte. Als der Doctor sich wieder an Bord befand, brachte er die ganze Nacht damit zu, den Lauf des Meteorzugs zu verfolgen, der erst gegen sieben Uhr früh, inmitten tiefer Stille der Atmosphäre verschwand.
Sechsundzwanzigstes Capitel.
Das letzte Bröcklein Kohle.
Bären zu erjagen, schien durchaus nicht möglich; man erlegte während des 4., 5. und 6. November einige Robben, darauf, als der Wind umschlug, stieg die Temperatur um einige Grade; aber die Schneegestöber begannen von Neuem mit einer Heftigkeit ohne Gleichen. Das Schiff zu verlassen, ward unmöglich, und man hatte große Noth, um die Feuchtigkeit zu beseitigen.
Am 15.
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