Reisetagebuecher
und Fächer in Bewegung - Lachen eines Kindes in der Höhe - Programm verklebt durch einen Reklamezettel -
eine ältere Dame im Männerorchester - Poltrone - Ingresso - Orchester in einer Ebene mit dem Zuschauerraum - Reklame von Lancia aufgenommen in die Plafonddekoration eines Salons - alle Fenster der Rückwand offen - großer starker Schauspieler mit zart getupften Nasenlöchern, deren Schwarz auffallend bestehen bleibt, wenn auch die Ränder des zurückgebogenen Gesichtes im Licht verschwimmen - Mädchen mit hohem dünnen Hals läuft mit kurzen Schritten und steifen Ellenbogen aus dem Zimmer und läßt die zum hohen Halse passenden hohen Stöckel ahnen.
Überschätzung des Lachens, denn vom nichtverstehenden Ernstsein zum Lachen ist es weiter als vom eingeweihten Ernstsein - Bedeutung jedes Möbelstückes - 5 Türen in beiden Stücken für jeden Fall - Nase und Mund eines Mädchens niedergeleuchtet von den gemalten Augen. - Herr in der Loge öffnet beim Lachen den Mund bis zu einem rückwärtigen Goldzahn, der dann den Mund ein Weilchen so offen hält. Auf andere Weise nicht zu erreichende Einheit zwischen Bühne und Zuschauerraum, wie es jene ist, die sich für und gegen den Zuschauer bildet, der die Sprache nicht versteht
- Junge Italienerin mit sonst jüdischem Gesicht das sich im Profil ins Unjüdische verschiebt - Wie sie aufstand die Hände zur Brüstung vorstreckte und nur der schmale Körper zu sehen war ohne die Verbreiterung der Arme und Schultern, wie sie zu den Fensterpfosten die Arme ausbreitete, wie sie sich mit beiden Händen an einem Pfosten festhielt im Zugswind wie an einem Baum. - Sie las eine Detektivbrochure, um die sie ihr kleiner Bruder lange umsonst gebeten hat. - Ihr Vater nebenan mit scharf gekrümmter Nase während ihre an der gleichen Stelle eben sanft darum jüdischer gebogen war - sie sah mich öfters an, aus Neugierde ob ich mit meinem lästigen Hinsehn nicht doch endlich aufhören möchte - ihr Kleid aus Rohseide - dicke große duftende Dame neben mir die ihr Parfum mit dem Fächer in der Luft verteilt - ihr vieles Fleisch hält es im flachen Fuß nicht aus und steigt gleich hinter den Zehen in die Höhe - ich fühle mich neben ihr eintrocknen - im Gepäckraum hat der Blechschirm der Gasflamme die Form eines flachen Mädchenhutes - unterhaltend verschiedene Gitter in den Häusern - unter den Bogen der Einfahrt zur Skala haben wir sie gesucht und waren gegenüber ihrer einfachen abgekratzten Fassade über diesen Irrtum auch dann nicht erstaunt als wir auf den Platz hinaustraten - wachsende Billigung des sich ins Innere der Stadt hin steigernden Verkehrs bis man auf dem Domplatz nichts sieht als langsam das Denkmal Vittorio Emanuels umfahrende Elektrische, sich abwendet und ein Hotel sucht - Freude über die Verbindung zwischen den 2 Zimmern, die durch eine Doppeltür hergestellt ist. Jeder kann eine Tür öffnen. Max hält dies auch für Ehepaare passend. - Zuerst einen Gedanken niederschreiben, dann vorlesen, nicht vorlesend schreiben, da dann nur der im Innern vollzogene Anlauf gelingt, während das weiter 12
noch zu schreibende sich losmacht. - Gespräch über Scheintod und Herzstich an einem Kaffeehaustischchen auf dem Domplatz. Mahler hat auch den Herzstich verlangt. Die beabsichtigte Zeit des Aufenthaltes in Mailand schrumpft unter diesem Gespräch trotz eines kleinen Widerstandes von meiner Seite sehr zusammen. - Der Dom belästigt mit seinen vielen Spitzen. -
Entwicklung des Entschlusses nach Paris zu fahren: der Augenblick in Lugano ber dem Excelsior, Reise nach Mailand infolge des nicht ganz freiwilligen Einkaufes der Karten nach Mailand über Porte Ceresio, von Mailand nach Paris aus Angst vor der Cholera und aus dem Verlangen nach Belohnung für diese Angst. Überdies Berechnung der financiellen und zeitlichen Vorteile dieser Reise
I Rimini - Ostende - Genua Nervi (Prag)
II Oberital. Seen, Mailand (Prag) Genua (Schwanken zwischen Locarno u. Lugano) III Maggiore auslassen, Lugano Mailand, Städtereise bis Bologna
IV in (Lugano) Lugano - Paris
V Lugano - Mailand (mehrere Tage) - Maggiore
VI in Mailand: direkt nach Paris (ev. Fontainebleau)
VII ausgestiegen in Stresa damit bekommt die Reise zum erstenmal einen guten Rückblick und Vorblick, sie ist
ausgewachsen und wird deshalb um die Taille gefaßt - so klein wie in der Galerie habe ich Menschen niemals gesehen - Max behauptet, die Galerie sei nur so hoch, als man auch im Freien Häuser sieht, ich
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