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Reisetagebuecher

Reisetagebuecher

Titel: Reisetagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Pferde einzeln hintereinandergespannt, flächige Dampfer auf der Seine, die Balkone teilen die Häuser in die Quere und verbreitern diese flächigen Querschnitte der Häuser, die flachgedrückten breiten Kamine, die zusammengelegten Zeitungen das gestrichelte Paris:

    die aus den flachen Kaminen herauswachsenden hohen dünnen Kamine (mit den vielen kleinen blumentopfartigen), die äußerst stummen alten Gaskandelaber, die Querstriche der Jalousien, denen sich in den Vorstädten die gestrichelten Schmutzabdrücke auf der Hauswand anfügen, die dünnen Leisten auf den Dächern, die wir in der rue Rivoli sahen, das gestrichelte Glasdach des Grand Palais des Art, die strichweise geteilten Fenster der Geschäftsräume, die Gitter der Balkone, der aus Strichen sich bildende Eifelturm, die größere Strichwirkung der Seiten- und Mittelleisten der Balkontüren gegenüber unsern Fenstern, die Sesselchen im Freien und die Kaffeehaustischchen, deren Beine Striche sind, die goldspitzigen Gitter der öffentlichen Gärten Betrachtung über Warenhäuser

    wie leicht Grenadine mit Seltz beim Lachen durch die Nase geht (Bar vor der Opera comique) Nachahmenswertes: Cafe Biard, herumfahrende Händler,

    Duval, die Züge in der Bahnhofshalle sind im Freien

    Peitschenhieb am Boulev.

    Max hat Schnupfen

    aufheben einer Spielmarke, damit man sie nicht bekommt

    Aeroplan

    Perronkarte, dieser rohe Eingriff ins Familienleben ist unbekannt rue de Clery steigt in den Himmel und fällt in ihn.

    16
    Colonel Arthur Boucher

    La france viktorieuse dans la guerre du demain. L'auteur ancien chef des operations militaires a 1'Etat major de l'armee demontre que si la France etait ataquee elle saurait se defendre avec la certitude absolue de la victoire

    Allein im Lesezimmer mit einer schwerhörigen Dame der ich mich als sie anderswohin schaute, nutzlos vorgestellt habe und die den von mir angezeigten Regen draußen für noch weiter andauernde Schwüle hält. Sie legt Karten nach einem seitwärts liegenden Buch in das sie angestrengt schaut, den Kopf auf die zur Faust geschlossene Hand gestützt, in der wohl 100 noch unverbrauchte kleine beiderseitig bedruckte Miniaturkarten liegen. Neben mir den Rücken mir zugewendet liest ein alter schwarzgekleideter Herr die Münchner neuesten Nachrichten. - Ein starker dickflüssiger Regen. - Gefahren mit einem jüdischen Goldarbeiter. Er ist aus Krakau, etwas über 20 Jahre alt, war 2 1/2 Jahre in Amerika, hat jetzt in Paris 2 Monate gelebt und nur 14 Tage Arbeit gehabt. Schlecht gezahlt (nur 10 fr täglich) schlechter Geschäftsboden. Wenn einer neu in eine Stadt kommt, weiß er nicht, was seine Arbeit wert ist. Schönes Leben in Amsterdam. Lauter Krakauer. Man weiß jeden Tag was in Krakau neues ist, denn immer fährt einer hin oder kommt einer von dort. Gassenlang wird nur polnisch gesprochen. Großer Verdienst in New York, denn dort verdienen alle Mädchen viel und können sich putzen. Damit kann sich Paris nicht vergleichen, der erste Schritt auf die Boulevards zeigt das. Aus New-York weggefahren, weil seine Leute doch hier sind und weil sie ihm geschrieben haben, wir leben in Krakau und verdienen auch, wie lange wirst Du eigentlich noch in Amerika bleiben? Ganz richtig. Begeisterung für das Leben der Schweizer. Das müssen ja riesenstarke Leute werden, wenn sie so auf dem Land leben und Viehwirtschaft treiben. Und die Flüsse! Die Hauptsache ist doch, daß man nach dem Aufstehn in fließendes Wasser kommt. - Er hat langes, geringeltes, nur gelegentlich von den Fingern durcharbeitetes Haar, starken Glanz in den Augen, langsam gekrümmte Nase, Höhlungen unten in den Wangen, amerikanisch geschnittenen Anzug, zerfranstes Hemd, überhängende Socken. Sein Koffer ist klein, er trägt ihn aber beim Aussteigen wie eine Last. Sein Deutsch unruhig gemacht von englischen Betonungen und Wendungen, der Jargon kann sich ausruhn so stark ist das Englische. Lebhaftigkeit nach der durchfahrenen Nacht. "Sie sind ein Österreicher? Ja Sie haben auch so einen Regenkragen. Das haben alle Österreicher. " Ich beweise durch Vorzeigen der Ärmel daß es kein Kragen sondern ein Mantel ist. Er bleibt weiter dabei, daß alle Österreicher Krägen haben. Sie werfen ihn so über. - Er wendet sich dabei zu einem Dritten und zeigt ihm wie sie das machen. Er tut so, als befestige er etwas hinten am Hemdkragen, zuckt mit dem Körper um zu sehn ob es hält, zieht dann dieses etwas zuerst über den rechten, dann über den linken Arm

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