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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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Prolog

    Sommer vor vierzehn Jahren

    Chris ...
    Der Frauenschwarm. Der feuchte Traum aller wild schlagenden Mädchenherzen. Groß, durchtrainiert – eine richtige Sportskanone. Sein Lächeln ließ den härtesten Eisberg von Lehrerin schmelzen. Sein Charme war legendär.
    Mit einem halb vollen Bierglas in der lässig abgewinkelten Hand schob er sich gut gelaunt durch die Menge und begrüßte grinsend die lachenden und tanzenden Gäste.
    Seine Gäste.
    Mehr als ein Mädchen verfolgte mit konzentriertem Blick, hungrigen Augen und geröteten Wangen seinen Weg quer durch das große Wohnzimmer seiner Eltern. Dabei wurde jede Konkurrentin, die das Glück hatte, mit ihm sprechen zu dürfen, mit einem eifersüchtigen Blick bedacht. Gierig wurden seine knackig-sitzenden Jeans in Augenschein genommen – und natürlich auch der athletische Oberkörper in seinem engen T-Shirt, dessen kurze Ärmel wie bei James Dean an den Schultern hochgerollt waren und eine eckige Zigarettenschachtel beherbergten. Von wem die weiblichen Gäste heute Nacht träumen würden, stand außer Zweifel.
    Schüchtern in eine Ecke gelehnt, ein Glas mit Cola in der Hand, stand sie atemlos in der von Zigarettenrauch und Alkohol geschwängerten Luft und fragte sich wohl schon zum tausendsten Mal, wie sie hierhergekommen war ... wie es das Schicksal bewerkstelligt hatte, dass Chris sie ... tatsächlich sie ... gefragt hatte, ob sie auch zu seiner „Sturmfreie-Bude-Party“ kommen wolle. Stotternd hatte sie darauf ein verdrücktes „Ja“ hervorgebracht, bevor sich ihre Gedanken überschlugen.
    Sie hatte vorher natürlich schon seit geraumer Zeit einige wenige aus ihrer Klasse prahlen hören, sie seien zu der berüchtigtsten Party des Jahres eingeladen, auf der nur ausgewählte Gäste erscheinen durften. Mit unerfüllter Sehnsucht in ihrem Herzen hatte sie daraufhin unrealistischen Tagträumen nachgehangen, in denen sie wie Aschenputtel den lang ersehnten Ball besuchen durfte, um mit dem gut aussehenden Prinzen zu tanzen.
    Es war ihr allerdings auch schmerzhaft bewusst gewesen, dass sie allein durch ihre Sonderstellung in der Klasse keine noch so geringe Chance auf eine Einladung hatte. Dafür war sie als Klassenbeste viel zu uncool – und zu unbeliebt. Als Chris sie dann doch fragte, hatte sie das Gefühl, kurz vor dem Hyperventilieren zu stehen.
    Um an diesem Abend hierherkommen zu dürfen, hatte sie einiges ausgestanden. Da sie ihre Eltern nicht belügen wollte – und sie ihr sowieso nicht abgenommen hätten, dass sie bei der Pyjamaparty einer Freundin eingeladen worden war, da sie schlicht und ergreifend keine einzige Freundin hatte –, hatte sie ihnen eine harmlose Variante dieser Feier beschrieben und zwei Tage lang auf stur gestellt, bis ihre entnervten Eltern endlich nachgegeben hatten.
    Wider alle Vernunft glimmte jetzt, da sie als stille Beobachterin im schummrigen Licht weniger Lampen dastand, ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihrer Brust auf ... dass sie nämlich durch dieses Privileg vielleicht endlich von ihren Mitschülern akzeptiert und in die Klassengemeinschaft integriert werden würde – was ihr bisher nicht zuteil worden war.
    Nervös strich sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen und anschließend automatisch über die kantige Stahlkonstruktion, die ihre Zähne bedeckte.
    Resigniert seufzte sie. Die verhasste Spange hatte sich leider nicht wie durch ein Wunder in der letzten halben Stunde in Nichts aufgelöst. Es war schrecklich, sich beim Lächeln immer wie der Beißer aus den James-Bond-Filmen mit Roger Moore vorzukommen.
    Während Will Smith über die sündhaft teure Stereoanlage von Chris' Vaters den Auftritt der Men In Black zelebrierte, wischte sie sich wie so oft eine ihrer feuchten Handflächen an ihrer Jeans ab – die Einzige, die sie neben einer ganzen Reihe von altbackenen Stoffhosen besaß, und ihre erste Wahl, als sie sich heute zu diesem besonderen Anlass angezogen hatte. Dann zupfte sie nervös am Saum ihres weiten T-Shirts, das ihre von Hormonen aufgepumpten Brüste leider nur unbedeutend kaschierte. Es war manchmal nicht leicht, ein gut entwickelter Teenager zu sein.
    Automatisch strich sie sich prüfend über ihr Haar. Okay, alles noch da, wo es sein sollte, beruhigte sie sich herzklopfend. Sie konnte nicht mehr zählen, wie oft sie schon nach dem einzigen Augenpaar Ausschau gehalten hatte, nach dem sie sich insgeheim verzehrte. Vielleicht blickte er zufällig in ihre Richtung – damit sie ihm ein Lächeln von

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