Reitclub Wedenbruck
Petersen suchen“, sagte er mit ungewohnter Würde. „Der Posten würde mich eigentlich mehr interessieren.“
Hans Tiedjen ging zu seinem ehemaligen Pferdepfleger hinüber und streckte ihm die Hand hin. „Hubert“, sagte er lächelnd, „ich habe gehofft, daß Sie sich so entscheiden würden!“
Bille, Bettina und Florian schrieen zugleich begeistert auf und lösten damit bei allen herzliches Gelächter aus.
Hubert wurde feuerrot, aber darauf achtete nun niemand mehr, denn Hans Tiedjen ging zu seinem Platz zurück und ergriff wieder das Wort.
„Nachdem das geklärt ist, möchte ich dem Vorstand des Reitvereins empfehlen, Mirko Petrovich als Leiter der Anlage einzusetzen. Für seine Qualifikation kann ich mich verbürgen.“
Der Vorschlag wurde angenommen. Bille bedauerte zwar, Mirko nun nicht mehr in Groß-Willmsdorf um sich zu haben, aber sie mußte sich eingestehen, daß der neue Posten seinen Fähigkeiten besser gerecht wurde. Außerdem war sie ja nun auch Mitglied im Reitverein Wedenbruck und konnte im Stall aus und ein gehen, wie sie wollte, und Mirko jederzeit um Rat fragen.
„Unsere beiden Lehrlinge“, fuhr Hans Tiedjen fort, „haben sich bereit erklärt, bei uns in Wedenbruck zu bleiben. Diesmal allerdings mit einem regulären Lehrvertrag und einer besseren Bezahlung. Dafür werden sie jeweils einen Teil ihrer Lehrzeit in Groß-Willmsdorf verbringen - damit sie am Schluß auch wirklich mit einer umfassenden Ausbildung und guten Zeugnissen dastehen.
Bleibt die Frage des Reitunterrichts. Da habe ich euch einen Vorschlag zu machen, der manchen vielleicht überraschen wird, er gilt auch zunächst - in beiderseitigem Einverständnis - für ein Probejahr. Mich kostet er einen weiteren qualifizierten Mitarbeiter, pardon, eine Mitarbeiterin, die aber demnächst heiraten wird und dann nur noch halbtags arbeiten möchte. Sie soll es euch selbst sagen.“
Joy stand auf, sie war ein bißchen verlegen und strich sich mit einer unsicheren Geste die Haare aus dem Gesicht. Daniel zwinkerte ihr aufmunternd zu.
„Ja, also ich glaube, Sie kennen mich hier alle. Aber was nicht alle wissen: Ich habe während meiner Ausbildung in der Landwirtschaft nebenher meine Bereiter- und Reitlehrerprüfung gemacht. Das war nicht schwierig, da meine Eltern ein Gestüt besitzen und ich praktisch von klein auf zu Hause gelernt und später auch mitgearbeitet habe. Wenn alle einverstanden sind, würde ich meine Arbeit einer landwirtschaftlichen Assistentin in Groß-Willmsdorf gegen die eines Reitlehrers im Reitclub Wedenbruck eintauschen.“
Der zustimmende Applaus machte eine Abstimmung überflüssig. Bille stand auf und lief zu Joy hinüber, um sie zu umarmen und ihr zu gratulieren. Dann ging sie zu Onkel Paul und fiel ihm um den Hals.
„Onkel Paul, du bist wie immer der Größte! Ich bin wahnsinnig stolz auf dich. Und erleichtert. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte endlich alles seine Ordnung gefunden.“
Rosa Schimmel
Zunächst begannen in der Reitanlage beim Ferienpark umfassende Umbauarbeiten. Die Boxen wurden vergrößert und ein zweiter Stall gebaut, Fenster in den vorhandenen eingefügt und die Wände isoliert; außerdem bekam der Raum eine besondere Belüftung. Auch an der Reithalle gab es einiges zu verbessern, hier mußte ebenfalls mit großen Fenstern Licht in den Raum gebracht werden, und eine kleine Zuschauertribüne schuf man ebenfalls.
Die Wedenbrucker nahmen an der Entwicklung in „ihrem“ Reitclub nun regen Anteil. Am Wochenende spazierte man hinaus und überzeugte sich von den Fortschritten des Umbaus. Dann wurden die Pferde auf der Koppel besucht, um zu sehen, ob sie zugenommen und sich weiter erholt hatten. Eine kleine Vereinszeitung, im Groß- Willmsdorfer Büro getippt, gezeichnet und kopiert, und nicht viel größer als ein Doppelfaltblatt, unterrichtete die Mitglieder über alles Wissenswerte, so über den Kauf zweier weiterer Islandponys für den Schulbetrieb, einer Holsteiner Stute und eines Wallachs aus Polen.
Reitunterricht für die Feriengäste wurde vorerst nur auf dem neu geschaffenen Außenplatz gegeben. Hier trainierten auch die jungen Wedenbrucker Reiter, die bisher ihre Pferde in weit entfernten Ställen hatten unterbringen müssen. Bis die Boxen fertiggestellt waren, blieben die Pferde auch nachts auf der Koppel, vor Regengüssen durch einen Offenstall geschützt, den ein paar Wedenbrucker an einem Wochenende zusammengezimmert hatten - allen voran Hubert, der neuerdings
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