Reitclub Wedenbruck
nur so sprühte vor Unternehmungslust und Arbeitseifer.
Bille und ihre Freunde waren in ihrer Freizeit nun allerdings besonders mit dem wichtigsten und größten Ereignis des Sommers beschäftigt: Joys und Daniels Hochzeit. Das Ehepaar Henrich ließ in Peershof für den Polterabend eine Scheune ausräumen und schmücken. Über zweihundert Gäste wurden erwartet. Die Hochzeit am nächsten Tage sollte dann im kleineren Rahmen gefeiert werden. Nach der kirchlichen Trauung würde es einen Empfang im Peershofer Gutshaus geben und abends ein festliches Essen mit Tanz für die nächsten Verwandten und Freunde. Auch da kam die beachtliche Zahl von über siebzig Personen zusammen, aber das Haus war schließlich groß genug. Für das leibliche Wohl der Gäste würde die Mannschaft eines bekannten Hamburger Hotels sorgen, eine Tatsache, die Frau Fuchs, die Haushälterin, mit Erleichterung aufnahm.
Bille, Tom, Bettina, Florian und Simon, und als Feriengast schließlich auch Nico, probten nun täglich für eine Aufführung am Polterabend, in der sie Daniels und Joys Kindheit, ihre Streiche, Mißgeschicke, Träume und Wünsche darstellten - und schließlich die Zeit ihres Kennenlernens und der ersten Verliebtheit. Wochenlang hatten sie für ihr Stück Material gesammelt und gedichtet. Bille spielte Joy, und Tom, der Größe wegen, sollte Daniel darstellen. Aber auch das gemeinsame Geschenk erforderte eine Menge Arbeit.
Daniel und Joy sollten nach ihrer Hochzeit die oberste Etage des Peershofer Gutshauses beziehen. Drei große Zimmer sowie zwei kleine Studios, zunächst als Büro- oder Hobbyraum gedacht, später einmal vielleicht als Kinderzimmer, eine geräumige Küche, Bad, Toilette und Diele, die durch Einbauen einer Wand zum Treppenhaus hin entstand.
Für diese Diele nun hatten sie sich etwas Besonderes ausgedacht. Sie besaß einen Wandschrank, der so in die Dachschräge eingearbeitet war, daß er darin völlig verschwand und zum Raum hin nur eine große, glatte Fläche zeigte. Statt Knöpfen oder Griffen hatte er zum Öffnen zwei abgerundete Schlitze. Diese Fläche wurde von ihnen nun von oben bis unten mit einer selbstgemachten Fototapete beklebt, einer Montage aus Kinder- und Reitbildern des Paares. Da gab es die typischen Babyfotos neben Fotos mit Schultüte oder vor dem Geburtstagskuchen, Porträts der Lieblingspferde, jede Menge Turnieraufnahmen und was immer sie sich an Schnappschüssen hatten besorgen können. Florian hatte die Schranktüren in seinem Zimmer versteckt, angeblich hatte der Tischler sie noch nicht geliefert, hatte man Joy und Daniel erklärt. In der Nacht vor der Hochzeit mußten sie dann heimlich montiert werden.
„Ich weiß nicht, jetzt haben wir ein tolles Geschenk, eine Aufführung und das Ehrenspalier nach der Trauung, aber irgendein besonderer Gag fehlt uns noch, findet ihr nicht?“
„Ja, ein wirklicher Überraschungseffekt, etwas ganz und
gar Ausgefallenes“, stimmte Bettina Bille zu. „Laß mich mal nachdenken!“
„Vielleicht könntest du Zottel ein Gedicht aufsagen lassen?“ schlug Nico lachend vor. „Oder Moischele das Tablett mit der Hochzeitstorte auf den Sattel montieren!“
„Damit Zottel sie dann frißt!“
„Ja, das wäre allerdings die ideale Höhe für ihn!“
„Kinder, ich glaube, mir fällt da was ein“, mischte sich Tom ins Gespräch. „Ihr müßt zweifellos zugeben, daß unsere beiden Brautleute sehr romantisch veranlagt sind.“
„Romantisch? Was meinst du?“ fragte Bettina.
„Nun, die Hochzeitskutsche mit einem Vierer-Schimmelgespann zum Beispiel.“
„Ach so... ja ja , das stimmt allerdings.“
„Wie wär’s, wenn wir in der Richtung noch einen Zahn zulegen! Das ganze ein bißchen überziehen, meine ich.“
„Und wie willst du das machen?“ fragte Bille.
„Pink. Viel, viel Pink auf die Pferde. Schleifen, Rüschen, Federn, was weiß ich.“
„He! Irre! O ja, das machen wir!“ Bille war begeistert. „Am besten basteln wir große Blumen aus Krepp-Papier. Und Taftschleifen. Mann, Tom, das ist wirklich die Idee!“ Die anderen waren nicht weniger begeistert. Nico und Bettina würden sich gleich am nächsten Tag um die Beschaffung des Materials kümmern. Mirko machte zwar ein saures Gesicht, als er von dem extra Aufputz der Schimmel hörte, aber schließlich wollte er kein Spielverderber sein und erklärte sich mit allem einverstanden.
Am Wochenende darauf fand das große Fest statt. Am Morgen vor dem Polterabend hatte es noch geregnet, aber
Weitere Kostenlose Bücher