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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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auch noch gedulden können, beschloß Bille. Vermutlich war sie jetzt sowieso viel zu müde, um noch klar denken zu können.
    Trotz aller Vorsätze, am nächsten Tag lange zu schlafen, war sie natürlich um die gewohnte Zeit wach. Die Sonne schien ins Zimmer, und Zottel wieherte so fordernd und lebenslustig, daß Bille mit einem Satz aus dem Bett sprang. Morgentoilette und Frühstück erledigte sie im Schnellverfahren, bald darauf war sie mit Zottel unterwegs nach Groß-Willmsdorf.
    Ihr erster Weg führte zum Schulstall hinüber. Man war übereingekommen, daß die Schulpferde in den großen Ferien nur die letzten zwei Wochen arbeiten und die übrige Zeit ausgiebig Koppelgang haben sollten. Das erlaubte allen Angestellten, in dieser Zeit wenigstens für zwei Wochen in die Ferien zu fahren. Als erster hatte sich Frieder heute morgen auf den Weg gemacht; er wollte nach Nordfriesland, seinen Bruder und dessen Familie besuchen. Die Morgenfütterung hatte er wie versprochen noch erledigt und dann die ganze Bande auf die Koppel geschickt. Eine kleine Herde, denn die Schüler, die ein eigenes Pferd besaßen, hatten ihren Liebling natürlich mit nach Hause genommen.
    Bille, die versprochen hatte auszuhelfen, würde nicht viel Arbeit haben. Sie ging einmal durch die Schulställe, begrüßte Johnny, den Indianer, und Achmed, versprach, am nächsten Morgen pünktlich zum Füttern zur Stelle zu sein, und ritt zum Hof hinüber. Sie ließ Black Arrow mit Zottel zusammen auf die Koppel, sollte der Große ruhig auch einmal einen richtigen Ferientag genießen. Mit San Pietro und den Nachwuchspferden hatte sie genug zu tun.
    Tom arbeitete bereits mit Troilus auf dem Parcours. Daddy sei nach Neukirchen zur Bank gefahren, erfuhr Bille, außerdem habe er ein Treffen mit zwei Herren beim Notar.
    „Komisch, Onkel Paul mußte heute auch zum Notar!“ sagte Bille vielsagend, aber Tom tat, als habe er die Bemerkung nicht gehört.
    Später gingen sie mit San Pietro und Troilus noch ein bißchen ins Gelände. Tom schlug den Weg nach Peershof ein, und Bille wurde bald klar, daß er Bettina entgegenreiten wollte. Sobald sie die Freundin auf ihrer Haflingerstute Sternchen auftauchen sah, verabschiedete sie sich, um das Liebespaar nicht beim gemeinsamen Ausritt zu stören. Die Stunden, die Tom zu Hause verbrachte, waren selten genug.
    „Ich sehe euch später im Stall!“ rief Bille. „Hab noch jede Menge zu tun!“
    Mirko schien ihr heute besonders geistesabwesend zu sein. Auch der alte Petersen war nicht besonders gesprächig, er hielt immer wieder verträumt in der Arbeit inne. Eine seltsame Spannung lag über dem Hof, und Bille hoffte inständig, daß sich das Rätsel nun bald lösen würde.
    Sie beeilte sich, mit ihrer Arbeit fertig zu werden, half Achmed im Schulstall, die Pferde von der Koppel zu holen und zu füttern, und kehrte dann nach Hause zurück. Mutsch hatte den freien Nachmittag damit verbracht, Stachelbeeren zu ernten und sie zu Marmelade und Kuchen zu verarbeiten, und Bille kam gerade recht, um der Mutter beim Kücheputzen und Aufräumen zu helfen. Gemeinsam richteten sie das Abendbrot her, und Bille nahm die Gelegenheit wahr, bei Mutsch noch einmal ein wenig nachzubohren. „Hast du eigentlich mal mit Bruni gesprochen?“ erkundigte sie sich beiläufig, während sie den Salat wusch.
    „Habe ich, ja. Ich glaube, sie sieht die Dinge jetzt in einem anderen Licht.“ Mehr war nicht aus Mutsch herauszukriegen.
    Bille fragte sich, warum alle Erwachsenen in dieser Angelegenheit so schrecklich geheimnisvoll taten. Schließlich war sie kein kleines Kind mehr, sie wurde im Herbst achtzehn und konnte, wenn man sie darum bat, sehr gut den Mund halten. Es mußte wohl etwas mit Huberts überempfindlichem Ehrgefühl zu tun haben, sagte sie sich. Seit dem Rausschmiß hatte er sich völlig zurückgezogen; er hockte zu Hause und ging kaum noch auf die Straße. Es hieß, er habe sich um eine Stellung als Pferdepfleger an mehreren weit entfernten Reitanlagen beworben, doch bisher ohne Erfolg.
    Onkel Paul kam aus dem Geschäft, und sie setzten sich zum Abendessen. Er erkundigte sich betont ausführlich nach Billes Arbeitstag in Groß-Willmsdorf, den Fortschritten beim Zureiten der Jungpferde und der Entwicklung der Fohlen. Dann sprach er mit Mutsch über nicht eingetroffene Lieferungen von Tiefkühlkost und einen Defekt an einer der Kassen.
    Endlich war es Zeit, in den Krug hinüberzugehen. Bille und Mutsch spülten in Windeseile das Geschirr und

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