Reitclub Wedenbruck
des Unternehmens beträchtlich, alle Beteiligten sehr zufrieden. Bille reckte sich und sah sich um. Wie seltsam die Stille war, nach dem Lärm des Tages! Ein leichter Wind fegte Pappbecher und zerknüllte Servietten vor sich her, auf dem Parcours waren ein paar Helfer noch damit beschäftigt, die Lautsprecher abzubauen und Stühle in den Unterrichtsraum des Schulstalls zurückzutragen. Aus der Ferne klang ein sehnsüchtiges Wiehern herüber und erhielt Antwort aus dem Stall. Eine fast melancholische Stimmung lag über dem Platz, auf dem sich vor einer Stunde noch Reiter und Zuschauer getummelt hatten.
Der letzte Transporter verließ gerade den Hof. Der Beifahrer winkte Bille heftig zu. Es war Karl-Anton, der mit seinem Pferd Dukat heim in die Ferien fuhr. Bille winkte zurück.
Selbst Mini hatte diesmal Groß-Willmsdorf verlassen. Ihre Eltern waren mit dem Zirkus aus Kanada zurückgekehrt und reisten mit ihm nun durch Frankreich. Mini war bereits auf dem Weg nach Hamburg, wo sie den Nachtzug nach Paris besteigen würde. Dort mußte sie noch einmal umsteigen, in den Zug nach Bordeaux, doch das störte die Kleine nicht, sie war das Herumreisen von klein auf gewohnt und freute sich auf die Zeit mit den alten Freunden. Auftreten konnte sie nicht, das hatte der Arzt streng verboten, aber vielleicht war das ganz gut so. So war sie wenigstens gezwungen, sich zu erholen.
„Na? Total erledigt?“ Hans Tiedjen war unbemerkt hinter Bille getreten und legte ihr den Arm um die Schultern.
„Ja. Ist das nicht verrückt, Daddy? Ich bin richtig traurig, daß alle fort sind. Dabei sollte ich doch jetzt erleichtert sein, daß alles so gut geklappt hat, sollte mich auf die Ferien freuen!“
„Das ist gar nicht verrückt. Diese Ruhe nach dem Sturm macht mich auch immer ganz sentimental, als sei etwas unwiderbringlich verloren. Dann fühle ich mich plötzlich alt und... aber nein!“ unterbrach er sich lachend. „Dagegen gibt es schließlich noch die eine oder andere Medizin. Zum Beispiel ein gemütliches Abendessen und ein gutes Glas Wein auf meiner Terrasse. Was hältst du davon?“
„Außerordentlich viel“, beteuerte Bille. „Mit einem guten Essen kann man mich immer augenblicklich in eine positive Stimmung versetzen. Diese Erfahrung hat Simon auch schon gemacht!“
„Na also. Ich denke, Frau Engelke hat sich für uns schon das richtige Menü einfallen lassen. Tom und Bettina sind schnell noch mit ihren Pferden eine Runde ins Gelände gegangen. Wir beiden werden uns mit einem Glas Sekt trösten, bis sie zurück sind.“
„Spitze! Ich fühle mich schon wesentlich besser.“ Eingehakt gingen sie zum Hof hinüber, wo Mirko und der alte Petersen gerade ihren letzten Rundgang durch die Ställe machten. Der Kontrollgang am späten Abend wurde stets von Hans Tiedjen oder Tom besorgt, die von ihren Schlafzimmern direkt über den Ställen aus auch hören konnten, wenn nachts etwas nicht in Ordnung war.
Hans Tiedjen hatte nicht zuviel versprochen; schon als sie das Haus betraten, kam ihnen eine Wolke köstlicher Düfte aus der Küche entgegen. Sie setzten sich auf die Terrasse, die von den letzten Strahlen der Abendsonne vergoldet wurde, und Hans Tiedjen öffnete die versprochene Flasche Sekt.
„Prost, Reiterlein! Auf die hervorragende Arbeit, die du heute und im ganzen vergangenen Jahr geleistet hast!“
„Danke! Diesen schönen Spruch kann ich eigentlich wortwörtlich übernehmen. Danke, Daddy, für alle Arbeit, die du dir mit mir gemacht hast!“
„Ach was. Deine Erfolge sind weit mehr als ein Dank, sie sind die schönste Bestätigung meiner Arbeit, die ich mir vorstellen kann.“
Sie tranken, lehnten sich aufatmend zurück und genossen eine Weile die Stille des Abends, das leise Rauschen der Parkbäume, kaum mehr als ein Flüstern, die schläfrigen Vogelrufe hier und da, das ferne Schnauben und Prusten aus den Pferdeställen unten.
„Übrigens“, nahm Hans Tiedjen das Gespräch wieder auf, „ich habe dir neulich beim Zureiten des Braunen, Peppino, zugesehen. Kompliment, du machst das großartig! Hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, was du nächstes Jahr nach dem Abitur anfangen willst?“
Bille mußte lachen. „Kannst du Gedanken lesen, oder hat Mirko gepetzt? Ja, ich denke darüber nach, mich nur noch mit der Ausbildung von Pferden zu befassen. Und darüber hinaus... aber das ist zu weit vorgegriffen.“
„Erzähle es mir trotzdem!“
„Mich faszinieren die Leute so, die sich mit der
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