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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
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als sie sah, was los war, half sie ihm sogar noch, Golden Boy einen Breiumschlag zu machen. Später hat der Arzt gesagt, in dieser Nacht sei aus der Grippe eine Lungenentzündung geworden. Daran ist Mutter gestorben!“ Carol schluchzte leise. „Das kann ich Vater nie vergessen, niemals! Wie konnte ihm ein Pferd mehr bedeuten als unsere Mutter!“
    „So kannst du es nicht ausdrücken, Carol!“, warf der Bruder ihr vor. „Nimm doch Vernunft an! Vater hatte doch keine Ahnung, wie es wirklich um Mutter stand. Schließlich hat ihr Tod ihn mindestens ebenso mitgenommen wie uns.“ Er machte eine Pause. „Im vorigen Januar war es ein Jahr, dass Mutter tot ist“, murmelte er und wandte sich ab, damit wir das Zucken in seinem Gesicht nicht bemerkten.
    „Mir ist es, als sei es gestern gewesen“, murmelte Carol düster. Doch ehe sie noch etwas sagen konnte, kamen drei Reitschüler aus dem Haus auf uns zu.
    „Sprecht mit ihnen nicht darüber!“, bat Don Babs und mich mit gepresster Stimme. „Familienkummer sollte man niemals vor anderen ausbreiten.“
    „Kein Wort davon kommt über unsere Lippen“, versprach ich, und Babs nickte mit traurigem Gesicht.
    In diesem Augenblick kam Tante Di mit einem Einkaufskorb auf den Hof.
    „Guten Tag, ihr Lieben“, begrüßte sie uns fröhlich, dann schaute sie verblüfft in die Runde. „Nanu! Ist etwas los? Warum schaut ihr so betrübt? Wo ist denn euer Vater?“
    „Er macht einen kurzen Ausritt auf Golden Boy“, erwiderte Don. Er gab sich alle Mühe, es möglichst gleichmütig klingen zu lassen. „Inzwischen sollen wir schon mit dem Springunterricht anfangen.“
    Die Reitschüler sattelten ihre Pferde, und gemeinsam ritten wir auf den Übungsplatz. Hier stellte Don die Trainingsgatter auf die niedrigste Höhe ein, kaum vierzig Zentimeter über dem Boden. Carol ließ die Schüler eine Reihe bilden und nacheinander im Schritt vorsichtig darübergehen.
    Heute Morgen hatte es sich ein Apfelschimmel offenbar in den dicken Kopf gesetzt, Ärger zu machen. Jedenfalls warf er den Kopf unwirsch nach allen Seiten und versuchte wütend, die Gebiss-Stange abzuschütteln. Dann wollte er aus der Reihe ausbrechen, und auf einmal setzte er zu einem kurzen Galopp an und nahm zwei der niedrigen Hindernisse mit einem Satz.
    Dies schien mehreren anderen Pferden zu gefallen, und sie taten es dem Gefährten nach. Carol rief Angela Dane, die Reiterin des aufsässigen Grauen, zu sich in die Mitte.
    „Du darfst nicht zwei auf einmal überspringen“, warf sie ihr vor. „Du weißt doch, dass du langsam eines nach dem anderen überschreiten sollst!“
    „Entschuldige, Carol“, sagte das Mädchen zerknirscht, „aber ich weiß wirklich nicht, was heute in Blenheim gefahren ist. Ziemlich forsch ist er ja immer, aber heute ist es schlimmer als sonst. Ich kann ihn einfach nicht zurückhalten.“
    „Das sehe ich“, bestätigte Carol. „Und ich weiß auch, dass du schon manchmal Schwierigkeiten mit ihm hattest. Deshalb hast du ihm ja auch eine Stangen-Trense angelegt.“
    Während Angela das bestätigte, ritt Don heran. Er hatte die letzten Worte gehört.
    „Hast du es schon einmal mit einer Vulkanit-Gebiss-Stange versucht?“, fragte er.
    „Allerdings“, sagte Angela. „Aber genutzt hat es auch nichts.“
    „Dann müssen wir es mit einem Halbmond aus Gummi versuchen.“ Damit packte Don den Grauen beim Zügel und führte ihn zur Geschirrkammer. Seit er wieder im Dienst war, schien er allen Kummer und alle Sorgen vergessen zu haben. „Komm schon her!“, rief er dem Pferd munter zu.
    Babs und ich sahen uns etwas unbehaglich an. Fast schämten wir uns, dass wir so blendender Laune waren. Dabei nahmen wir ehrlich Anteil und spürten deutlich, dass wir der Familie Rowlands noch viel näher gekommen waren, seit sie uns einen Einblick in ihr Familiengeheimnis erlaubt hatte.

Während Don und Angela dem Pferd Blenheim eine neue Gebiss-Stange verpassten, ging der Reitunterricht weiter. Babs und ich wurden eingespannt; wir mussten die Abstände zwischen den niedrigen Gattern verändern, sodass Schritte und Sprünge von Mal zu Mal anders ausgeführt werden konnten. Dadurch wurden die Pferde angeregt, jedes Mal wieder Augenmaß zu beweisen und die Kraft des Absprungs zu ändern.
    Durch einfaches Umlegen der Hindernisse konnten wir sie auf die Höhe von fünfundachtzig Zentimetern bringen. Als wir gerade fertig waren, kehrten Don und Angela mit Blenheim zurück, und nun stellten wir drei Gatter so

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