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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Frau abschließend eine Beurteilung voller wohlmeinender Klischees erfuhr?
    »Ihre Wohltätigkeitsarbeit war beispiellos – insbesondere ihr Einsatz für den Rainbow Fund und das St. Bride’s Hospiz. Ich denke, viele von uns werden sich an ihre erste Weihnachtsauktion im Greyworth Golf Club erinnern, ein Ereignis, das in all unseren Terminkalendern zu einer festen Veranstaltung geworden ist.«
    Mit Mühe unterdrückte Fleur ein Gähnen. Nahm die Rede dieses Mannes denn gar kein Ende?
    »Und natürlich führt uns die Erwähnung des Greyworth Golf Clubs zu einem weiteren wichtigen Aspekt von Emily Favours Leben. Was manche als ein Hobby beschreiben würden … ein Spiel. Natürlich wissen wir, daß es sich dabei um eine viel ernstere Angelegenheit handelt.«
    Mehrere Anwesende kicherten höflich, und Fleur blickte auf. Wovon sprach er?
    »Nachdem sie Richards Frau geworden war, stand Emily vor der Wahl, eine Golfwitwe oder eine Golfpartnerin zu werden. Sie entschied sich für letzteres. Und trotz der Kränklichkeit, unter der sie litt, entwickelte sie ein beneidenswert beständiges Spiel, wie jeder von uns, der ihren schönen Sieg im Ladies’ Foursome verfolgt hat, bezeugen kann.«
    Golfwitwe oder Golfpartner, dachte Fleur träge. Witwe oder Partner. Na, das ist einfach – die Witwe gewinnt, jedesmal.
    Nach dem Gottesdienst steuerte Richard auf Vorschlag des Vikars auf die Westtür zu, um Freunde und Verwandte zu begrüßen. »Die Leute schätzen es, die Gelegenheit zu bekommen, ihr Beileid persönlich zu bekunden«, hatte der Vikar gesagt. Nun fragte sich Richard, ob das wirklich stimmte. Die meisten Gottesdienstbesucher hasteten an ihm vorbei und stießen eilends undeutliche Sätze des Beileids aus, die wie abergläubische Zauberformeln klangen. Einige blieben stehen, sahen ihm direkt in die Augen, schüttelten ihm die Hand; umarmten ihn sogar. Aber das waren, überraschend oft, Leute, die er kaum kannte: die Repräsentanten von Anwaltskanzleien und Privatbanken; die Ehefrauen von Geschäftsbekanntschaften.
    »Auf ins Lanesborough«, erklärte Lambert gerade wichtigtuerisch auf der anderen Seite der Tür. »Im Lanesborough gibt es Drinks.«
    Eine elegante Frau mit rotem Haar blieb vor Richard stehen und streckte ihm eine blasse Hand entgegen. Des Händeschüttelns müde, ergriff Richard sie.
    »Die Sache ist die«, sagte die Frau, als würde sie eine bereits begonnene Unterhaltung wiederaufnehmen, »daß die Einsamkeit irgendwann ein Ende hat.« Wie vom Schlag gerührt, zuckte Richard zusammen.
    »Was sagten Sie?« begann er. Aber die Frau war schon verschwunden. Richard wandte sich an seinen fünfzehnjährigen Sohn Antony, der neben ihm stand.
    »Wer war das?« erkundigte er sich. Antony zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Lambert und Philippa haben sich über sie unterhalten. Kann sein, daß sie Mum von der Schule gekannt hat.«
    »Woher wußte sie …«, begann Richard und hielt inne. Eigentlich hatte er fragen wollen, woher sie wußte, daß er sich einsam fühlte. Statt dessen wandte er sich lächelnd an Antony und sagte: »Deine Rede hat mir gut gefallen.« Wieder zuckte Antony die Achseln.
    »Aha.« Wie er es unbewußt alle drei Minuten tat, hob Antony die Hand ans Gesicht und rieb sich die Stirn – so daß das dunkelrote Muttermal, das wie eine kleine Eidechse über sein Auge sprang, einen Moment verdeckt war. Alle drei Minuten seines Lebens, wenn er nicht schlief, verbarg Antony sein Muttermal vor den Blicken anderer. Dabei war er Richards Wissen nach nie deswegen aufgezogen worden; zu Hause hatte bestimmt jeder immer so getan, als sei es nicht da. Trotzdem schnellte Antonys Hand mit fast verzweifelter Regelmäßigkeit ans Gesicht und verweilte dort gelegentlich länger, manchmal mehrere Stunden, und schützte die kleine rote Eidechse wie ein wachsamer Schutzengel vor forschenden Blicken.
    »Nun denn«, meinte Richard.
    »Tja«, sagte Antony.
    »Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen.«
    »Ja.«
    Das war’s. Ende des Gesprächs. Wann hatte er aufgehört, sich mit Antony zu unterhalten? Wie hatten sich die bezaubernden und offenen Gespräche mit seinem Sohn mit den Jahren zu leerem Small Talk wandeln können?
    »Gut«, meinte er. »Dann laß uns mal gehen.«
    Bei Fleurs Ankunft war der Belgravia Room im Lanesborough bereits hübsch voll. Sie nahm ein Glas Sekt mit Orangensaft, das ein gebräunter australischer Ober ihr anbot, und steuerte dann geradewegs auf Richard Favour zu. Als sie fast bei

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