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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Felix vor einem Spiegel entdeckte, einen korpulenten Mann mittleren Alters, der mit einer schrillen Fistelstimme Brünnhildes Part mitsang.
    Als Fleur zum ersten Mal Felix’ hohe Stimme gehört hatte, hatte sie gedacht, er hätte irgendein entsetzliches Problem. Doch sie hatte bald erfahren, daß er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, mit dieser merkwürdigen Stimme in Kirchen und Kathedralen zu singen. Manchmal gingen Johnny und sie in die St. Paul’s Cathedral oder in die Westminster Abbey, um ihn die Abendandacht singen zu hören. Sie sahen ihn dann in seinen weißen Rüschen feierlich in der Prozession mitgehen. Vereinzelt bekamen sie ihn auch im Frack zu Gesicht, wenn er bei einer Aufführung von Händels Messias oder Bachs Matthäuspassion mitsang.
    Fleur gefiel Felix’ Stimme nicht, und die Matthäuspassion fand sie totlangweilig. Doch sie saß immer in der vordersten Reihe, applaudierte begeistert und stimmte in Johnnys Bravorufe mit ein. Denn Fleur verdankte Felix sehr viel. Zwar konnte sie in der Zeitung nachlesen, wann Gedenkgottesdienste stattfanden – aber Felix war über die Beerdigungen im Bilde. Wenn er nicht selber sang, dann kannte er jemanden, der es tat. Und die kleineren, intimeren Beerdigungen waren es, bei denen Fleur stets am erfolgreichsten gewesen war.
    Als Felix sie im Spiegel sah, fuhr er ein wenig zusammen und hörte zu singen auf.
    »Nicht so ganz meine Stimmlage«, rief er über die Musik hinweg. »Ein bißchen zu tief für mich. Wie war der Gedenkgottesdienst?«
    »Gut!« schrie Fleur. Sie ging zum CD-Spieler und stellte die Musik leiser. »Gut«, wiederholte sie. »Recht vielversprechend. Morgen gehe ich mit Mr. Favour zum Lunch.«
    »Oh, gut gemacht«, lobte Felix. »Ich wollte dir eigentlich von der Beerdigung erzählen, bei der wir morgen singen sollen. Ganz nett. Sie haben sich ›Hear My Prayer‹ gewünscht. Aber wenn du schon gebunden bist …«
    »Erzähl mir lieber trotzdem davon. Restlos überzeugt von dieser Familie Favour bin ich nämlich nicht. Ob da wirklich Geld zu holen ist, halte ich noch für fraglich.«
    »Wirklich?«
    »Schreckliche Hüte.«
    »Hm. Hüte sind nicht alles.«
    »Nein.«
    »Was hat Johnny über sie erzählt?«
    »Was hat Johnny über wen erzählt?« Johnnys hohe Stimme schallte durch die Tür. »Vorsicht, Sie Esel! Ja. Auf den Tisch.«
    Ein Mann in Overall betrat den Raum und legte einen großen Gegenstand auf den Tisch, der in braunes Papier gehüllt war.
    »Wollen doch mal sehen!« rief Johnny aus und begann das Papier herunterzureißen.
    »Ein Kandelaber«, sagte Fleur. »Wie hübsch!«
    »Das ist ein Tafelaufsatz«, korrigierte sie Johnny. »Ist er nicht schön?«
    »Was bin ich doch für ein schlaues Bürschchen«, meinte Felix, »daß ich solch ein prachtvolles Ding entdeckt habe.«
    »Ich wette, der hat ein Vermögen gekostet«, sagte Fleur düster. »Ihr hättet das Geld auch für einen guten Zweck ausgeben können.«
    »Und es dir geben? Davon halte ich nichts.« Johnny holte ein Taschentuch hervor und polierte damit den Tafelaufsatz. »Wenn du so dringend Geld brauchst, warum hast du dann den reizenden Sakis verlassen?«
    »Von wegen reizend, ein herrischer Tyrann ist das. Er hat mich herumkommandiert, mich angebrüllt …«
    »… und dir Kostüme von Givenchy gekauft.«
    »Ja, ja, ich weiß«, erwiderte Fleur reuevoll. »Aber ich hätte ihn keinen Augenblick mehr länger ertragen. Und außerdem wollte er mir keine Gold Card geben.« Sie zuckte die Achseln. »Also hatte es keinen Sinn.«
    »Warum irgendeiner von diesen Männern dir je eine Kreditkarte gegeben hat, geht über meinen Verstand«, sagte Felix.
    »Na ja«, parierte Fleur. »Dazu braucht’s ja auch nicht viel, oder?«
    »Touché!« lachte Felix.
    »Aber du hast ihn doch ganz gut ausgenommen, oder?« wollte Johnny wissen.
    »Kleine Stücke, hier und da. Etwas Geld. Aber nicht genug.« Fleur seufzte und zündete sich eine Zigarette an. »Was für eine verdammte Zeitverschwendung!«
    »Das macht ein Pfund in die Fluchdose, vielen Dank«, sagte Felix prompt. Fleur verdrehte die Augen und kramte in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie. Sie blickte auf.
    »Kannst du mir einen Fünfzig-Pfundschein wechseln?«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Felix. »Ich schaue mal in der Dose nach.«
    »Weißt du, Fleur«, sagte Johnny, noch immer polierend, »deine kleinen Stücke belaufen sich vermutlich insgesamt auf etwas, das andere ein Vermögen nennen würden.«
    »Davon kann keine Rede

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