Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
gebliebenen Leichen im Meer gefunden wurden. Die Obduktionen sind heimlich durchgeführt worden, damit die Virusinfektion nicht ans Tageslicht kommt.«
»Wie viele?«, fragte der General mit dem Toupet.
Coblentz, der einen Arm in der Schlinge trug, schaute starr vor sich hin, weshalb die anderen beiden Männer einen Moment auf eine Antwort warten mussten. »Neunzehn.«
»Und die Kassette?«
»Wurde beim Raketeneinschlag vernichtet.«
Der General zupfte an seinem Ärmel. »Und es war also Erpressung?«
»So ist es. Es lief von dem Moment an schief, als Carabella im Flugzeug versuchte, Weinstaub das Spray mit dem Virus abzunehmen.«
Der General ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken. »Das war es also? Hat Weinstaub der Carabella denn nie den Grund verraten, warum sie die Nähe von Christian Brück suchen sollte?«
»Nein. Weinstaub gab die Anweisungen, und die anderen gehorchten. Brück war für ihn der perfekte Kontakt zum inneren Zirkel des Forschungsprojekts.« Der General überlegte kurz. »Und jetzt? Was ist mit Brück?«
»Brück ist anscheinend ausreichend geschützt gewesen, denn er hat sich nicht infiziert.«
»Aber er weiß etwas. Ebenso wie diese Finnin.«
»Den beiden genügt es, wenn die Wahrheit über Carabellas Anteil am Flugzeugabsturz nie an die Öffentlichkeit dringt. Brucks Ruf war in dem Moment geläutert, als sich herausstellte, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Neuen Morgen und dem Unglück bestand.«
»Und Monsieur Cresson?«
»Er hatte Erfolg. Es ist ihm gelungen, seine Klientin aus dem Kult herauszuholen. Über den Rest weiß er nichts. Und er meidet das Gerichtsverfahren im Anschluss an die Mordermittlungen, weil er nicht unnötig neugierig ist. Der Fall Regus Air wird ein Rätsel bleiben, wie TWA 800, wie Egypt Air 990 und viele andere auch.« Der Oberst machte eine Kopfbewegung in Coblentz' Richtung. »Der Dank für das Gelingen der Operation gilt ihm.«
Coblentz starrte vor sich hin. »Ich brauche euren Dank nicht. Ich habe meine Arbeit getan, weil ich sie mir selbst zur Aufgabe gemacht hatte. Nur Idioten tun solche Dinge auf eine Bitte hin.«
Christian saß am Ende des Stegs und richtete den Blick aufs Meer. Am Horizont waren weiße Segel vor dem blauen Himmel zu erkennen. Er spürte den warmen Wind im Haar und im Gesicht. Er hatte die Hosen hochgekrempelt und hielt einen Laptop auf dem Schoß. Das Aluminiumboot, das am Steg angebunden war, schaukelte im Takt der Wellen hin und her.
Hinter Christians Rücken näherte sich Sara mit ihrer Taucherausrüstung. »Hier steckst du also«, sagte sie lächelnd.
Christian begrüßte sie und richtete den Blick erneut aufs Meer.
»Ich habe dich angerufen, weil ich mich verabschieden wollte«, erklärte Sara. »Ich habe deine Nachricht gehört. Du willst noch einen Tauchgang machen.« Sara stieg ins Boot und legte ihre Ausrüstung hinein.
»Wäre Tina eine echte Künstlerin gewesen, hätte sie diese Landschaft gemalt«, sagte Christian versonnen.
Sara schaute aufs Meer. »Man kann sich kaum vorstellen, dass ihre Auffassung vom Leben so düster gewesen sein soll, wie es ihre Bilder auszudrücken scheinen.« »Die Gemälde sind nicht von ihr. Das FBI hat sie irgendwo machen lassen. Sie verraten nichts über die wahre Tina.«
Sara nickte und sah Christian an. »Die wahre Tina ist diejenige, die dich liebte. Ehrlich liebte.« Christian schwieg.
»Was tust du da?«, fragte Sara mit einer Kopfbewegung zum Laptop in Christians Schoß.
»Ich bin hundertzwanzig Forschungsgruppen im Pharmabereich durchgegangen, weltweit.«
Sara fing an, ihre Ausrüstung anzulegen. »Warum?«
Christian sog langsam die Seeluft ein. Dann sagte er ruhig: »Ich habe nicht vor, aufzugeben. Das Medikament kann hunderttausende Menschen vor dem Elend und dem Tod bewahren. Es gibt nichts, was wertvoller wäre. Aufgeben hieße so viel wie mein Leben wegwerfen. Ich werde Mittel für die weiteren Forschungen auftreiben, so oder so.«
Sara richtete sich im Boot auf und lächelte. »Du wirst also doch nicht aussteigen.« »Zumindest das habe ich in Montenegro gelernt.«
»Ich weiß, dass du die einzig richtige Entscheidung getroffen hast. Ich bin auf deiner Seite.«
»Wann fängt dein Job auf Mauritius an?«
»Nächste Woche. Ich fahre vorher für zwei Tage nach Paris. Der Flug geht am Freitag.« »Das Wasser ist dort wahrscheinlich ein bisschen wärmer und klarer als hier.« »Überhaupt kein Vergleich. Die Unterwasserwelt von Mauritius ist der
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