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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Augen. Einige Male schon hatten sie auf sie gedeutet und sich offensichtlich über sie unterhalten.
    Es dämmerte noch nicht einmal, als die sieben Gefangenen brutal aus dem Schlaf gerissen wurden und zu einem neuen Tagesmarsch aufbrachen. Kurz vor Sonnenaufgang erreichten sie einen Fluß, der ziemlich tief zu sein schien. Grob stießen die Indianer die Kinder ins Wasser.
    »Ich habe Angst, Linnet. Ich mag das Wasser nicht«, jammerte Uly.
    »Ich werde ihn tragen«, versuchte Linnet dem Indianer, der am Ende des Zuges ging, klarzumachen, und verdeutlichte ihre Worte durch Gesten. Er löste die Fesseln, und Ulysses kletterte auf Linnets Schultern.
    Die anderen Kinder hatten den Fluß schon überquert, als Linnet ausglitt und ins Wasser fiel. Sofort kappte einer der Männer das Seil, das sie noch mit den anderen verband — sie wollten es nicht riskieren, alle Gefangenen zu verlieren, nur weil zwei von ihnen mit der Strömung fortgerissen wurden. Linnet mußte all ihre Geschicklichkeit aufbieten, um sich selbst und den wild um sich schlagenden Ulysses heil ans Ufer zu bringen. Nachdem es ihr gelungen war, blieb sie völlig erschöpft im Gras liegen.
    »Linnet! Über was reden die da?« wollte Patsy Gallagher wissen.
    Linnet sah auf. Zwei Indianer deuteten mit wilden Gesten auf sie. Sie riefen den Anführer zu sich, und Linnet konnte erkennen, daß sich sein Gesicht ärgerlich verzerrte. Sie war zu benommen von ihrem Kampf gegen den Fluß, deshalb brauchte sie etwas länger, um zu bemerken, daß sie auf ihre Brust zeigten. Das nasse Kleid klebte an ihrem Körper, und ihr Busen zeichnete sich deutlich un-
    ter dem Stoff ab. Sie kreuzte verlegen die Arme vor der Brust.
    »Linnet!« kreischte Patsy, als ein Indianer wütend auf sie zustürmte.
    Sie hob die Hände, um ihr Gesicht vor dem ersten Schlag zu schützen. Doch den harten Tritten, die auf ihre Rippen zielten, war sie wehrlos ausgeliefert. Sie meinte, vor Schmerzen zu vergehen, als noch mehr Schläge sie trafen.
    Die Indianer schimpften wütend, eine grobe Faust packte sie und drehte sie auf den Rücken. Ihre geprellten, vielleicht gebrochenen Rippen schmerzten bei jedem Atemzug. Der Mann zerriß ihr Kleid und entblößte sie bis zur Taille. Der Anblick, der sich ihm bot, schien ihn noch zorniger zu machen. Er ballte die Hand zur Faust, doch Linnet fiel ihn Ohnmacht, ehe der Schlag ihren Kiefer traf und ihn fast zerschmetterte.
    »Linnet, wach auf!«
    Verwirrt blickte sie um sich und war sich nicht klar darüber, wo sie sich befand.
    »Linnet, sie haben mir erlaubt, für dich zu sorgen. Hier, setz dich und zieh das über. Es ist Johnnies Hemd.«
    »Patsy?« flüsterte Linnet.
    »Ach, Linnet, du siehst schrecklich aus! Dein Gesicht ist ganz geschwollen und...« Das Mädchen schluchzte und half der Freundin auf, während sie ihr das Hemd überstreifte. »Linnet, sag doch was. Geht’s dir besser?«
    »Ich glaube schon. Warum durftest du zu mir kommen? Ich dachte, sie würden einfach weitergehen. Warum waren sie so wütend?«
    »Nun ja, Johnnie und ich glauben, daß sie wahrscheinlich angenommen haben, du wärest auch ein Kind. Als sie dann herausgefunden haben, daß du schon erwachsen bist...«
    »Aber warum durftest du mir helfen?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber ohne dich wären wir gar nicht so weit gekommen. Vielleicht wissen die Indianer das auch. O Linnet, ich hab’ solche Angst!« Das Mädchen warf die Arme um Linnets Nacken, und Linnet mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien.
    »Ich fürchte mich auch«, flüsterte Linnet.
    »Du? Aber du hast doch nie Angst! Johnnie behauptet, du wärst der tapferste Mensch unter der Sonne!«
    Obwohl es ihr weh tat, lächelte sie dem Mädchen zu. »Ich sehe vielleicht tapfer aus, aber in meinem Innersten zittere ich wie Apfelgelee.«
    »Ich auch.«
    Patsy stützte Linnet auf dem Weg zu dem provisorischen Lager der Indianer. Die junge Frau war nicht größer als das zwölfjährige Mädchen. Die anderen Kinder begrüßten sie mit einem kleinen Lächeln. Zum ersten Mal versuchten sie, dem Schrecklichen zu trotzen.
    Früh am nächsten Morgen erreichten sie das Dorf der Indianer. Schmutzige, zerlumpte Frauen kamen angelaufen, um ihre Männer zu begrüßen. Und sie strichen auch den Kindern übers Haar. Der Anführer des Plündertrupps stieß Linnet zu einer Gruppe von Frauen und deutete erbost auf ihre voll entwickelten Brüste.
    Eine der Frauen kreischte erzürnt auf, riß Linnet das Hemd vom

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