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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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helfe dir.« Sie riß einen Streifen Stoff von ihrem Unterrock, tauchte ihn ins Wasser und wusch die Wunde aus. Während sie den Stoff um den Schnitt wickelte, sah sie zu ihm auf und bemerkte, daß er ihre Brüste anstarrte. Sofort zog sie das Hemd enger zusammen.
    Er sah weg. »Du brauchst nichts zu fürchten. Noch bin ich nicht so tief gesunken wie Crazy Bear, obwohl ich so aussehe wie einer dieser Halunken.«
    Sie war froh, das Thema wechseln zu können. »Du siehst ihnen wirklich ähnlich, Devon — wenn man deine blauen Augen nicht sieht, könnte man dich für einen Indianer halten.«
    Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, daß sie ihn Devon nannte — noch nie in seinem Leben war er bei diesem Namen gerufen worden. »Ich werde mich daran erinnern, wenn ich das nächste Mal in der Wildnis schlafe. Komm jetzt, ehe es dunkel wird sollten wir noch ein paar Meilen weiterkommen.«
    Er trat zu dem Pferd, nahm ein Stück Dörrfleisch aus der Satteltasche und gab es ihr. »Die Indianer nannten dich >Little Bird< — kleiner Vogel. Der Name paßt zu dir, denn du bist so zart gebaut wie ein Vogel.« »Kleiner Vogel.« Ein seltsames Lächeln spielte um ihre Lippen, als würde sie sich über einen höchst privaten Scherz amüsieren.
    »Es ist eine Ehre, daß sie dir einen Namen gegeben haben«, erklärte Devon, als er sie aufs Pferd hob. »Sie tun das nicht oft bei Gefangenen.« Er legte die Arme um sie und nahm die Zügel auf. »Wie heißt du eigentlich wirklich?«
    »Linnet. Du wirst es nicht glauben, aber das ist die englische Bezeichnung für einen Hänfling.«
    »Du meinst...«
    »Genau. Einen kleinen Vogel.«
    Devon lachte herzlich, sie lehnte sich an ihn. »Du bist doch...«
    »Laß mich raten — die ungewöhnlichste Frau, die und so weiter... Obwohl ich nie ganz verstehen werde, was du eigentlich damit meinst.«
    »Es soll heißen, daß du die seltsamste Frau bist, der ich je begegnet bin.«
    Sie wußte nicht, warum diese Feststellung sie so froh machte, aber es war in der Tat so.

2
    Sie ritten schweigend weiter, bis die einbrechende Dämmerung sie zwang, an einem Bach anzuhalten. »Wir werden hier übernachten«, erklärte Devon, als er ihr vom Pferd half.
    Linnet wundert sich selbst darüber, wie selbstverständlich sie seine Hilfe akzeptierte.
    »Bleib hier. Ich gehe ein Stück zurück und versuche herauszufinden, ob wir verfolgt werden. Hast du Angst, eine Weile allein zu bleiben?« Er grinste sie fröhlich an, weil er wußte, wie absurd seine Frage war.
    Als Devon außer Sichtweite war, setzte sich Linnet hin und ruhte sich ein wenig aus. Ihr Kopf juckte, sie kratzte sich und betrachtete dann voller Abscheu den schwarzen, klebrigen Schmutz unter ihren Fingernägeln. Seufzend stand sie auf, um Reisig für ein Feuer zu sammeln.
    Als Devon zurückkehrte, hatte sie bereits das Pferd abgesattelt und ein gemütliches Lager errichtet.
    »Ich habe das Feuer noch nicht angezündet, weil ich nicht sicher war, ob wir das riskieren können.«
    »Sehr gut, aber die Leute von Crazy Bear sind offensichtlich zu faul, um hinter uns herzujagen. Sie haben ja die Kinder, und die wollten sie ja ursprünglich auch.«
    »Crazy Bear — verrückter Bär —, war das der Mann, den du...?«
    »Nein, mein Gegner hieß Gefleckter Wolf.« Er sah sie prüfend an, während er das Feuer anfachte.
    »Es tut mir leid, daß du...«
    »Ach was, darüber brauchen wir nicht mehr zu reden. Es ist vorbei und vergessen. Komm lieber her, damit ich mir die Wunde an deiner Lippe ansehen kann.«
    Sie ging zu ihm und ließ sich zu seinen Füßen nieder. Er berührte vorsichtig ihr Gesicht und strich mit den Fingern prüfend über die Wangenknochen und den Kiefer.
    »Mach den Mund auf«, befahl er.
    Sie gehorchte und sah auf seine Stirn, während er sie untersuchte.
    »Gut. Scheint kein Knochen gebrochen zu sein. Hast du sonst noch irgendwelche Verletzungen? Tut dir was weh?«
    »Meine Rippen, aber die sind nur geprellt.«
    »Laß mich lieber mal nachsehen. Wahrscheinlich sind sie alle gebrochen, und du hast keinen Ton gesagt.« Er hob das zerfetzte Hemd hoch und tastete mit festem Griff über ihren Brustkorb. Als er seine Untersuchung beendet hatte, ließ er sich erleichtert zurücksinken. »Scheint wirklich nichts gebrochen zu sein. Wenn ich’s nicht besser wüßte, würde ich dich wirklich für ein Kind halten. Ich habe ein paar Vögel mitgebracht, die wir braten können — vielleicht bekommst du mit der Zeit ein bißchen Fleisch auf die

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