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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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überreden wollte.
    Bevor ich jedoch in der Lage war, die Worte meiner Mutter vollständig zu verarbeiten, wurde die zweite Nachricht abgespielt. Mein Herz begann zu rasen wie bei einem Pferd in vollem Galopp. Darius’ Stimme erklang, schien aber von weither zu kommen …
    »Daphne? Bist du da? Wenn du da bist, nimm bitte ab. Mist, wahrscheinlich bist du gerade unterwegs. Ich habe nur wenig Zeit. Das Handy ist geliehen. Morgen bekomme ich ein eigenes, dann gebe ich dir auch die Nummer, unter der du mich erreichen kannst. Ich bin in Deutschland …«
    Ich weiß, dachte ich. Mein Atem stockte, und eine Welle von Traurigkeit überrollte mich. Eigentlich sollten wir gemeinsam dort sein.
    »Ich weiß nicht, wie lange wir noch hier sind. Viel mehr kann ich dir nicht sagen, außer … Na ja, ich vermisse dich. Die Lage hier ist ziemlich … angespannt. Vielleicht ist es ganz gut, dass du nicht mitgekommen bist. Ich vermisse dich, Daphne, aber ich weiß nicht – ach, verdammt noch mal, ich hasse es, mit diesen blöden Maschinen zu sprechen.« Eine Stimme, die Stimme einer Frau, rief ihm etwas zu, und er antwortete ihr so leise, dass ich die Worte nicht verstehen konnte. Kurz darauf sprach er wieder ins Handy. »Hey, ich muss Schluss machen. Ich ruf dich später wieder an.«
    »Du bist ein solches Arschloch!«, schrie ich den Anrufbeantworter an.
    Diese Nachricht brachte unsere Beziehung auf den Punkt. Verpasste Anrufe. Gespräche, die einfach unterbrochen wurden. Geheimnisse. Zweifel. Verlangen – und Lügen. Darius, der für einen anderen Geheimdienst arbeitete, gab sich als Sänger der Band Darius D. C. and the Vampire Project aus. Zurzeit tourten sie durch Europa, jagten dabei von El Kaida inspirierte Terroristen und versteckten sich ihrerseits vor Vampirjägern.
    Seine Ex-Freundin Julie, die Sängerin der Band, war bei ihm. Glaubte er wirklich, dass mir das egal war? Dieses Miststück hatte versucht, mich umzubringen. Ich hatte einige Quellen angezapft, um mir Informationen über Darius’ derzeitige Mission zu besorgen, und mich dabei ganz nebenbei nach Julie erkundigt. Offenbar hatte ihr niemand gesagt, dass sie mich nicht angreifen dürfe, daher wurde der Vorfall offiziell als Missverständnis behandelt. Waren die eigentlich noch ganz dicht? »Und die Mission in Deutschland«, hatte meine Quelle hinzugefügt, »ist eine Frage nationaler Sicherheit.« Nachdem ich mich geweigert hatte, Darius zu begleiten, war es zu spät gewesen, die Agentin auszutauschen. Also war sie weiterhin mit an Bord.
    Wut flackerte in mir auf, und ich dachte: Alles, was er sagt, wird von Lügen schwarz gefärbt. Scher dich zum Teufel, Darius della Chiesa. Wieder lügst du mich an, indem du mir etwas verschweigst. Du kannst gern zurückrufen, aber eher friert die Hölle zu, als dass ich den Anruf annehme.
    Ich war wirklich sauer. Sauer auf Darius. Sauer auf meinen Boss J. Sauer auf Männer im Allgemeinen. Wie heißt es so schön: »Kein Mann ist wert, dass du um ihn weinst, und wenn es einer ist, wird er dich nicht zum Weinen bringen.« Falsch! Jeder Mann zwischen Himmel und Erde wird eine Frau früher oder später zum Weinen bringen. Anfangs sind sie alle noch Dr.Jekyll. O ja, mit dem könnte ich alt werden, denkt man sich dann. Doch ehe man sich’s versieht, verwandelt sich der nette Doktor in den grausamen MrHyde. In letzter Zeit befand sich das gesamte männliche Geschlecht auf meiner Abschussliste. Ich spielte die beiden Nachrichten erneut ab, und sobald Darius’ Stimme erklang, drückte ich auf »Löschen«.
    Wenn ich ihn doch genauso einfach aus meinem Herzen löschen könnte! Dann müsste ich mich nicht ständig selbst belügen, wenn ich behaupte, dass er mich nicht mehr interessiert.

    Inzwischen war es ein Ding der Unmöglichkeit geworden, pünktlich um sechs Uhr zur Besprechung zu erscheinen. Es war nur noch unklar, wie viel ich mich verspäten würde. Aufgrund meiner Eile und meiner schlechten Laune tauschte ich die Uggs gegen meine ausgetretenen Frye Boots, ließ das Schminken ausfallen, nahm meinen Rucksack und eilte wieder hinaus in die eisige Umarmung des Abends. Ich bin zwar über vierhundert Jahre alt, aber ich sehe noch immer aus, als sei ich Mitte zwanzig. Ich wurde als Mensch geboren, aber bereits als Teenager in einen Vampir verwandelt. Mit meinen damals achtzehn Jahren sah ich bereits deutlich älter aus, und die folgenden vier Jahrhunderte brachten mir die intellektuelle Erfahrung und die Weisheit des Alters

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