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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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tausend Asteroiden verbucht waren. Hunderte entdeckte man, verlor sie und fand sie erneut; sie traten in solchen Schwärmen auf, dass ein verärgerter Astronom sie einmal >Himmelsungeziefer< genannt hatte. Er wäre sehr erschrocken gewesen, hätte man ihm gesagt, dass SPACEGUARD nunmehr eine halbe Million im Auge behielt.
    Nur die fünf Giganten - Ceres, Pallas, Juno, Eunomia und Vesta - hatten Durchmesser von mehr als zweihundert Kilometern; die meisten aber waren bloß etwas zu groß geratene Felsbrocken, die in einem kleinen Park Platz gehabt hätten. Nahezu alle wanderten auf Umlaufbahnen jenseits des Mars; nur die paar, die weit genug sonnenwärts kamen, dass sie möglicherweise für die Erde gefährlich werden konnten, erregten das besorgte Interesse von SPACEGUARD . Und nicht eins unter Tausenden solcher Objekte würde während der ganzen zukünftigen Geschichte des Sonnensystems näher als eine Million Kilometer an die Erde herankommen.
    Das Objekt, das zunächst nach Jahr und Rang seiner Entdeckung als 31/439 katalogisiert wurde, entdeckte man, als es sich noch außerhalb der Umlaufbahn des Jupiters bewegte. Diese Ortung war keineswegs ungewöhnlich, denn viele Asteroiden wanderten bis über den Saturn hinaus und kehrten dann wieder in Richtung auf ihre ferne Herrin, die Sonne, zurück. Und Thüle II, der am weitesten von allen hinausstreunte, wanderte so dicht bei Uranus, dass er sehr leicht ein verloren gegangener Mond dieses Planeten sein konnte.
    Ein Novum war allerdings ein erster Radarkontakt über eine derartige Entfernung; es war klar, 31/439 musste ungewöhnlich groß sein. Aus der Echostarke folgerten die Computer einen Durchmesser von mindestens vierzig Kilometern, einen solchen Giganten hatte man seit hundert Jahren nicht entdeckt. Dass man ihn so lange übersehen hatte, schien unglaublich.
    Dann berechnete man die Umlaufbahn und fand des Ratseis Lösung - nur um auf ein noch größeres Problem zu stoßen. 31/439 bewegte sich nicht auf einer normalen Asteroidenbahn, auf einer Ellipse, die mit der Präzision eines Uhrwerks alle paar Jahre umlaufen wird. Er war ein einsamer Wanderer zwischen den Sternen, der dem Sonnensystem seinen ersten und zugleich letzten Besuch abstattete, denn er bewegte sich so schnell, dass das Gravitationsfeld der Sonne ihn nie würde einfangen können. 31/439 würde blitzschnell an den Umlaufbahnen von Jupiter, Mars, Erde, Venus und Merkur vorbei mit wachsender Geschwindigkeit auf die Sonne zustoßen, sie umkreisen und wieder in unbekannte Fernen hinausschießen.
    In diesem Stadium der Überlegungen blinkten die Computer ihr »He, hallo! Wir haben was Interessantes entdeckt«, und damit erregte 31/439 erstmalig das Interesse der Forscher. Im SPACEGUARD -Hauptquartier schlugen kurzfristig die Wellen der Erregung hoch, und man würdigte den Wanderer zwischen den Sternen rasch eines Namens statt der bloßen Nummer. Schon seit langem hatten die Astronomen das Namenreservoir der griechischen und römischen Mythologie ausgeschöpft; jetzt arbeiteten sie sich durch den hinduistischen Götterhimmel hindurch. Und so wurde 31/439 >Rama< getauft.
    Ein paar Tage lang machten die Nachrichtenmedien einen großen Wirbel um den Besucher, wurden allerdings durch die spärlichen Informationen darin stark behindert. Über Rama waren nur zwei Tatsachen bekannt: seine merkwürdige Umlaufbahn und in etwa seine Größe. Aber auch dies war eine bloße wissenschaftliche Hypothese, die auf der Stärke der Radarechos basierte. Durch das Teleskop wirkte Rama noch immer wie ein blasser Stern der fünfzehnten Größenordnung - also viel zu klein, um als Scheibe sichtbar zu sein. Doch während er auf das Herz des Sonnensystems zustürzte, würde er Monat für Monat heller und größer erscheinen, und ehe er für immer verschwinden würde, hatten die Observatorien im Orbit wohl Gelegenheit, präzisere Daten über seine Form und Größe zu sammeln. Man hatte Zeit genug, und es war ja durchaus möglich, dass irgendein Raumschiff bei Durchführung seiner normalen Aufgabe nahe genug an ihn herangeführt werden könnte, um gute Fotos zu machen. Ein Rendezvous zum gegenwärtigen Zeitpunkt war höchst unwahrscheinlich: Der Energieaufwand für den physischen Kontakt mit einem Objekt, das mit mehr als hunderttausend Stundenkilometern quer durch die Umlaufbahnen der Planeten raste, war viel zu groß.
    So vergaß die Welt Rama bald wieder. Nicht so die Astronomen. Ihre Erregung wuchs im Lauf der Monate, als der

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