René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
als René mir erzählt hat, dass er Sondertraining macht mit Pedro Gonzalez. Da hatte er ein paar Kilo runter, die Fitnesswerte waren besser. Ich dachte, vielleicht ist er jetzt auf dem richtigen Weg, aber es hat nur ein paar Wochen angehalten. In Hamburg ist mir dann endgültig klar geworden, dass mehr dahinter steckt und dass er dabei ist, sein Leben zu ruinieren. Die Sara hat ihm in Hamburg zum Geburtstag eine Torte geschenkt mit Spielkarten und Würfel
drauf, aus Zucker. Da habe ich noch gedacht: Oh Gott, wenn das Mädchen wüsste ... Die kam da so ganz frisch rein.
Wenn René in einer Nacht so viel Geld verspielt hat, wie wir in mehreren Jahren verdient haben, dann war es schwierig, nicht durchzudrehen. An sein Spielkapital durfte aber niemand ran. Ich war öfter verzweifelt. Ein paar Mal bin ich hier umgekippt, weil ich das nicht mehr ausgehalten habe. Dann haben wir uns gesagt, dass wir da jetzt alle durch müssen. Dass er da durch muss, dass er tief fallen muss. Mit Reden ging ja nichts mehr, der musste richtig auf die Schnauze fallen. Mein Mann hat zu ihm gesagt: ›Wenn einer Krebs hat, geht er zum Arzt und lässt sich helfen.‹ Und René hat geantwortet: ›Wenn einer Krebs hat, weiß er, dass er Krebs hat.‹ Er war der Meinung, dass er nicht krank sei.
Wir haben ihm gesagt, dass er spielsüchtig ist, und versucht, ihn in Therapien hinein zu bringen. Aber das hat ihn nicht interessiert. Wir haben ihm auch Geld weg genommen, damit er es nicht verspielt. Es hat alles nichts genützt. Er hat sich wie ein Junkie verhalten und sich jeder Kontrolle entzogen.«
Noch eine Tasse Kaffee, noch eine Zigarette. Neben Heike Schnitzler sitzt jetzt René, er hört mal gelangweilt, mal interessiert zu, wirkt dabei so, als rede seine Mutter von jemandem, den er nicht kenne. Er ist der älteste Sohn, der immer im Mittelpunkt stand, weil er Fußball spielen konnte wie wenig andere. Jetzt steht er immer noch im Mittelpunkt, wegen seiner Spielsucht, die die ganze Familie belastet. Heike Schnitzler verwaltet die Schulden ihres Sohnes. Diese liegen bei rund 150 000 Euro.
»Manchmal kam er an mit einem Batzen Geld, wir wussten dann nicht genau, wo das herkam. Einmal kam er von diesem Paul, dem Wettpaten, das habe ich aber erst
später erfahren. Da saßen wir abends auf der Couch, und er hat geflachst: ›Braucht ihr Geld? 10 000 oder mehr?‹ Und dann hat er ganze Bündel mit 500ern rausgeholt, 24 000 Euro insgesamt. Ich habe gefragt: ›Wo hast du das Geld her?‹ ›Ich habe was gemacht‹, hat er geantwortet. Da frage ich: ›Ist das was Illegales?‹ Dann hat er gesagt: ›Nein, das ist nicht so ganz illegal. Das ist nicht so schlimm.‹ Er hat das gefeiert, dass er Kohle hatte. Aber nach ein, zwei Tagen war sie wieder weg.
Wenn er gewonnen hatte und wir das mitbekommen haben, habe ich ihm meistens gesagt: ›René, bitte, gib mir das Geld, damit kann ich Rechnungen bezahlen.‹ Dann sind wir ein paar Posten durchgegangen und René hat entschieden, was wichtig zu bezahlen sei und was nicht. Da war die Autorate dabei, Handyrechnungen, seine private Krankenversicherung. Arztrechnungen sind auch aufgelaufen ohne Ende, die waren ihm aber nicht wichtig. Und jetzt kommen die Gläubiger und klingeln hier an unserer Tür. Ich schäme mich dafür. Wir mussten uns viel kümmern, um vieles wieder gerade zu biegen. Wir haben einiges bezahlt von seinen Schulden. Das ganze Leben lang mussten wir mehr für ihn tun als für unsere anderen Kinder.«
Die Eltern hatten sich schon früher gefragt, ob alles okay sei mit ihrem Sohn. Er war anstrengend, schon im Grundschulalter.
»Er hat die Familie immer in Bewegung gehalten. Wenn er rein kam, war Unruhe hier. Die anderen haben immer zurück gesteckt deswegen. Er betrat den Raum, die Kleinen saßen zum Beispiel hier, und im Vorbeigehen hat er die geschubst. Ich sag: ›Was machst du da?‹ Und er: ›Ich hab doch gar nichts gemacht‹, als ob er wirklich nicht wisse, was er da gerade getan hat. René war nie so aggressiv, dass er jemanden
verprügelt hätte. Aber einen Schlag in die Seite, so was hat er immer gemacht. Oder er hat etwas geschmissen.
Er war dominant, absolut dominant. Bei einer psychologischen Untersuchung sollte er unsere Familie als Tiere malen. Er war der Adler, der über allen schwebte. René sieht sich als König der Familie, so hat das dann der Psychologe interpretiert. Die anderen Familienmitglieder waren für ihn etwas Nichtssagendes.
Er verstand es tatsächlich
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