René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Sicherheitstechnik führt und 50 Prozent an der Hockeypark-Betriebsgesellschaft hält. In dem Stadion treten regelmäßig Rockstars auf, zuletzt Shakira, Sting und Bryan Adams. Zum FC Wegberg holt Stroinski gute Spieler und bezahlt sie auch. So hat er es bis in die NRW-Liga gebracht. In der Saison 2009/2010, die nun beginnt, möchte der Mäzen
seine Mannschaft dort halten. Die Fünfte Liga ist ein Ziel, das auch Schnitzler sich vorstellen kann.
Stroinski sagt, es sei übertrieben, ihn einen »väterlichen Freund« Schnitzlers zu nennen. Doch zuweilen verhält er sich so, in den eineinhalb Jahren, die der Mittelstürmer in Wegberg spielt und auch noch danach. Er überredet die Trainer seines Vereins, den Jungen mit trainieren zu lassen. Und er gesteht Schnitzler zu, dass der aussteigen darf, falls der Profifußball ihn zurückrufen sollte. Ein paar Anfragen erreichen Schnitzler tatsächlich, aus Belgien mal und aus der Schweiz. Sein früherer Berater Gerd vom Bruch ruft den Gladbacher Ex-Profi Holger Fach an, der im reichen Kasachstan Lokomotiv Astana trainiert. Fach will Schnitzler eine Chance geben. Doch der Wechsel kommt nicht zu Stande. Schnitzler will auch gar nicht weg. Er hat ja gut zu tun im Rheinland.
GROSSGEWINN
Im Hof des Altbaus, den die Familie Schnitzler im Mönchengladbacher Stadtteil Giesenkirchen bewohnt, ist ein kleines Schwimmbecken eingelassen. Es misst sechs mal zwei Meter, ist mit Bankirai-Holz eingefasst und mit blauer Folie ausgelegt. Daneben, in einem kleinen Schuppen, steht die Waschmaschine. Der Swimmingpool wirkt wenig extravagant, außergewöhnlich aber ist seine Geschichte.
Als Schnitzler eine Pokerpartie am Morgen mit einem dicken Plus verlässt, ruft er spontan einen Bauunternehmer an. Er solle gleich mal einen Bagger vorbei schicken, um eine Grube für den Pool auszuheben. Seine Eltern wissen
nichts davon, wundern sich aber schon lange nicht mehr über solche Aktionen.
Bei Schnitzler werden kurze Höhenflüge von deprimierenden Abstürzen beendet, ein Rhythmus, den Zocker kennen. »Zwei Wochen, nachdem ich den Bagger bestellt hatte, musste ich mir von meinen Eltern 20 Euro leihen, damit ich mir was zu essen kaufen konnte. Ich war völlig abgebrannt und wusste nicht, wo ich ein paar Euro herbekommen konnte.«
Die Tage gleichen sich, Sara empfindet es als »völlig krank«, wie ihr Freund inzwischen lebt. »Er hat immer geschlafen bis 17.30 Uhr, dann Training, dann wurde er abgeholt und fuhr zum Pokern. Morgens um neun oder zehn Uhr kam er nach Hause.«
Schnitzler verkehrt in Kerken an der holländischen Grenze, in Krefeld, Viersen und in Mönchengladbach, die Spielhöllen, sagt er, gäbe es noch heute. Beim FC Wegberg-Beeck trainiert er vier Mal die Woche, abends um 19 Uhr, denn fast alle Mitspieler arbeiten tagsüber. Der Stürmer kickt mit Abstand am besten in diesem Team, aber Fußball nimmt er nur als Vorspiel für den Höhepunkt des Tages. Nach dem Training geht Schnitzler so selbstverständlich spielen, wie sein Vater zur Nachtschicht antritt.
»Mir ging es nur schlecht, wenn ich nicht am Zocken war. Wenn ich Zeit hatte, über etwas nachzudenken«, sagt er im Rückblick. Schlafen, frisches Geld beschaffen, trainieren, die Nächte durchspielen, der Ablauf lässt ihm wenig Zeit zum Nachdenken. Er ist hoch verschuldet und vermisst das Gehalt, das er bei St. Pauli bezogen hat. Aber irgendwie gelingt es ihm fast jeden Tag, den nötigen Einsatz für das Glücksspiel aufzutreiben.
Illegale Pokerrunden werben weiterhin damit, dass Schnitzler am Abend komme. Per SMS wird seine Anwesenheit
angekündigt wie ein einmaliges Schnäppchen, das man sich unmöglich entgehen lassen kann. Der bekannte Fisch, er schwimmt wieder.
Im Dezember 2009 aber, es sind noch wenige Tage bis Weihnachten, zeigt Schnitzler sich als gefräßiger Hai. Für diesen Tag ist kein Training angesetzt, und so verabredet Schnitzler sich um 18 Uhr mit Sara in der Stadt. Sie wollen Weihnachtsgeschenke kaufen. Schnitzler ist früher wach als sonst, schon am Mittag. Um 14 Uhr beschließt er, nach Duisburg ins Kasino zu fahren. Schnitzler ruft dafür ein Taxi, wie immer, seit er seinen Führerschein im September abgeben musste. 28 Punkte hatte er in Flensburg angesammelt.
Er hat 1 000 Euro mit, und am Black Jack-Tisch, erinnert sich Schnitzler, habe er sich »schnell auf 6 000 Euro hoch gespielt«. Danach platziert er abwechselnd an drei, vier Roulette-Tischen 14 000 Euro, die zulässige Höchstsumme. »Das war
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