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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Eingriffsnarbe, die er selbst mir für den Eintritt in die Widerstandsbewegung zugefügt hat. »Sieht gut aus«, sagt er augenzwinkernd.
    Wir beschließen, hier unser Nachtlager aufzuschlagen. In der Nähe des alten Einkaufszentrums gibt es sauberes Wasser und die Ruinen alter Häuser und Büros, in denen es noch ein paar nützliche Vorräte gab: ein paar Dosen Essen, die zwischen den Trümmern begraben lagen; verrostetes Werkzeug; sogar ein Gewehr, das Hunter zwischen zwei als Haken verwendeten Hirschhufen unter abgebröckeltem Putz gefunden hat. Außerdem hat ein Mitglied unserer Gruppe – Henley, eine kleine ruhige Frau mit langen grauen Locken – Fieber. So kann sie sich etwas erholen.
    Gegen Abend bricht Streit darüber aus, wie es weitergehen soll.
    »Wir könnten uns aufteilen«, sagt Raven. Sie hockt neben der Grube, die sie für das Lagerfeuer ausgehoben hat, und schürt die ersten glühenden Flammenzungen mit dem verkohlten Ende eines Stocks.
    »Je größer die Gruppe, desto sicherer sind wir«, entgegnet Tack. Er hat seine Fleecejacke ausgezogen und trägt nur ein T-Shirt, so dass seine sehnigen Armmuskeln zu sehen sind. Die Tage werden langsam wärmer und der Wald erwacht zum Leben. Wir können spüren, dass der Frühling kommt – wie ein Tier, das sich leicht im Schlaf regt und heißen Atem ausstößt.
    Aber jetzt, da die Sonne tief steht und die Wildnis von langen, dunkelroten Schatten verschluckt wird, ist es kalt. Die Nächte sind immer noch winterlich.
    »Lena«, bellt Raven. Ich zucke zusammen. Ich habe ins aufflackernde Feuer gestarrt und die Flammen beobachtet, die sich um Kiefernnadeln, Zweige und trockene Blätter kringeln. »Guck mal nach den Zelten, ja? Es wird bald dunkel.«
    Raven hat das Feuer in einer schmalen Senke angefacht, durch die früher mal ein Bach geflossen sein muss. Dort ist es ein wenig vor dem Wind geschützt. Sie hat unser Lager in sicherer Entfernung zum Einkaufszentrum und seinen gespenstischen Flächen aufgeschlagen; wie ein gestrandetes außerirdisches Raumschiff ragt das Gebäude über die Baumwipfel, nichts weiter als verbogenes schwarzes Metall um leere Augenhöhlen. Gut zehn Meter weiter, oberhalb der Böschung, hilft Julian dabei, die Zelte aufzubauen. Er hat mir den Rücken zugekehrt. Auch er trägt nur ein T-Shirt. Die drei Tage in der Wildnis haben ihn bereits verändert. Seine Haare sind zerzaust und direkt hinter seinem linken Ohr hat sich ein Blatt verfangen. Er sieht dünner aus, obwohl er eigentlich noch nicht abgenommen haben kann. Das liegt einfach an den zu großen Kleidern, die wir irgendwo für ihn aufgetrieben haben, und am Draußensein, umgeben von ungezähmter Wildnis, die uns ständig daran erinnert, dass wir jederzeit sterben könnten.
    Er bindet ein Seil an einen Baum und zurrt es fest. Unsere Zelte sind alt und schon mehrfach gerissen und wieder geflickt worden. Sie stehen nicht mehr von alleine. Sie müssen abgestützt, zwischen Bäumen aufgespannt und zum Leben erweckt werden wie Segel im Wind.
    Gordo steht neben Julian und sieht ihm anerkennend zu.
    »Braucht ihr Hilfe?« Ich bleibe ein paar Schritte entfernt stehen.
    Julian und Gordo drehen sich um.
    »Lena!« Julians Gesicht leuchtet auf, fällt dann aber gleich wieder in sich zusammen, als er merkt, dass ich gar nicht vorhabe, näher zu kommen. Ich bin diejenige, die ihn hierhergebracht hat, an diesen seltsamen neuen Ort, und jetzt habe ich ihm nichts zu bieten.
    »Wir kommen schon klar«, sagt Gordo. Er hat leuchtend rote Haare, und obwohl er nicht älter ist als Tack, hat er einen Bart, der ihm bis auf die Brust reicht. »Sind gleich fertig.«
    Julian richtet sich auf und wischt sich die Handflächen an seiner Jeans ab. Er zögert, dann kommt er auf mich zu, wobei er sich eine Haarsträhne hinters Ohr streicht. »Es ist kalt«, sagt er, als er etwa einen Meter entfernt ist. »Du solltest besser zum Feuer gehen.«
    »Mir geht’s gut«, sage ich, ziehe jedoch die Ärmel meiner Windjacke über die Hände. Die Kälte ist in mir drin. Mich ans Feuer zu setzen wird nichts nützen. »Die Zelte sehen gut aus.«
    »Danke. Ich glaube, ich hab den Bogen langsam raus.« Sein Lächeln dringt nicht ganz bis zu seinen Augen durch.
    Drei Tage. Drei Tage voller gezwungener Gespräche und Schweigen. Ich weiß, dass er sich fragt, was sich verändert hat und ob es wieder rückgängig zu machen ist. Ich weiß, dass ich ihn verletze. Es gibt Fragen, die er vermeidet, und Dinge, die er sich zu sagen

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