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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Handrücken. Sie hatte gerade noch Zeit, «Nein» zu murmeln, dann lähmte das Betäubungsmittel ihr Nervensystem, und sie sank in einen Zustand am Rande der Bewusstlosigkeit.
    Er hatte ihr für ihre Größe und ihr Gewicht, über die sie in der Bewerbung so ausführlich Auskunft gegeben hatte, die maximale Dosis verabreicht. Das Ganze hatte nicht einmal eine Minute gedauert. Behutsam brachte er ihren Körper wieder in Position, stellte den Sitz schräger und legte ihr den Sicherheitsgurt wieder an. Ein kleines Kissen vom Rücksitz platzierte er in ihrem Nacken, sodass ihr Kopf nicht von einer Seite zur anderen rollte. Seine Schirmmütze und die Chauffeursjacke verschwanden im Kofferraum.
    Als er aus der Gasse hinausfuhr, sahen sie aus wie ein perfektes Paar, sie war müde und fürsorglich für die Reise gebettet, er saß mit weißem Hemd und dunkler Krawatte aufmerksam am Steuer des stattlichen BMW. Er schätzte, dass ihm sechs bis acht Stunden blieben, bis sie wieder zu sich kam, also genügend Zeit, um sein Ziel zu erreichen. Er fuhr schnittig und selbstbewusst, aber immer am Tempolimit, die Kensington High Street entlang, an Olympia vorbei und weiter nach Hammersmith. Auf der M4 ging es Richtung Westen, und zwei Stunden später war er durch Reading bereits durch. Als er von der Schnellstraße abfuhr, Severn Bridge hinter sich ließ und jenseits von Monmouth einen Feldweg in den Black Hills hinabfuhr, war Deborah immer noch bewusstlos. Nach einigen Meilen kam ein kleines Ferienhaus in Sicht.
    Während der Fahrt hatte sich der Himmel zugezogen und eine dunkelgraue Sturmfärbung angenommen. Die ersten dicken Tropfen von dem, was ein gewaltiger Wolkenbruch zu werden drohte, prasselten ihm auf die Glatze, als er die Tür des Ferienhauses aufschloss.
    Er kehrte zum Auto zurück, tauschte die Lederhandschuhe gegen weiche aus dünnem, hautengen Latex aus und streifte Deborah ebensolche über. Dann hob er sie hoch, trug sie in ein kleines Schlafzimmer im hinteren Souterrain des Ferienhauses, legte sie auf das Bett und ging noch einmal hinaus, um seine restlichen Vorräte zu holen und den BMW in der angrenzenden Scheune zu verstecken.
    Binnen einer Stunde hatte er mit jahrelang trainiertem Geschick alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen. Er hatte das Bett abgezogen und darauf und darunter große, stabile Plastikplanen ausgebreitet. Deborahs leblosen Körper hatte er entkleidet, abgesehen von einer Duschhaube und den Gummihandschuhen. Hand- und Fußgelenke hatte er mit Nylonseilen an dem schweren schmiedeeisernen Bettgestell festgebunden. Die Vorhänge waren zugezogen, nur eine Vierzig-Watt-Glühbirne, die unter einem unpassenden Lampenschirm aus rosa Tüll in der Mitte der niedrigen Decke hing, spendete spärliches Licht.
    Auf einer soliden, schmucklosen Kommode hatte er Papiertücher, ein frisches Paar Handschuhe, eine Schürze, einen Knebel – falls erforderlich – und einen großen Krug mit kaltem Wasser angeordnet. Das Zimmer war nicht geheizt; heulend pfiff der Sturmwind durch die Ritzen des Holzfensterrahmens. Zuletzt legte er die Instrumente auf den Nachttisch, wo sie sie beim Aufwachen sehen würde – Skalpelle, ein Tranchiermesser, eine dünne Drahtschleife mit Holzgriffen, Pinzetten.
    Als alles bereit war, setzte er sich in die rustikale Küche, trank eine Tasse heißen Kaffee und richtete sich aus seinen Vorräten eine leichte Mahlzeit an. Allmählich musste sie zu sich kommen. Sie war festgebunden, die Tür abgeschlossen, und sie konnte sich die Lunge aus dem Hals schreien, ohne dass sie jemand hören würde. Das Ferienhaus lag abgeschieden. Sicher, auf der Karte hatte er gesehen, dass es selbst in diesem entlegenen Landstrich einen Wanderweg gab, aber an diesem zunehmend stürmischen und grauen Abend würde er zweifellos nicht gestört werden. Er konnte seiner Arbeit nachgehen.

4
    Kurz nach siebzehn Uhr, als der Sturm um das Ferienhaus tobte, an den Läden rüttelte und im Kamin heulte, hörte er ein leises Stöhnen. Er wartete geduldig, wohl wissend, dass es bald zu einem Schrei anschwellen würde, der es mit dem fürchterlichsten Heulen des Sturms aufnehmen konnte. Vage war ihm bewusst, dass er die nächsten Stunden unangenehm finden würde, doch er unterdrückte den Gedankengang und zwang sich zur Ruhe. Sie war nur eine Frau, aber Frauen konnten verschlagenere Gegner sein als Männer.
    Mit großer Sorgfalt legte er seine Maske an. Nach einigem Nachdenken war er zu dem Ergebnis gekommen, dass sie

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