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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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flüsterte er.
    Deborah schlug die Augen auf und blickte in seine. Nun sah er keinen Widerstand mehr, sondern nur noch blankes Entsetzen. Sie befand sich gefährlich dicht an der Grenze zwischen Vernunft und der Flucht in den Irrsinn; er musste sie von dort weglocken, oder er lief Gefahr, zu viel Zeit zu vergeuden, um das Nötige in Erfahrung zu bringen.
    «Debbie», gurrte er, «teuerste Debbie. Du musst nicht solche Angst vor mir haben. Ich will dir nicht zu sehr wehtun – eigentlich würde ich liebend gern ganz darauf verzichten.»
    Er unterstrich seine Worte mit einem beschwörenden Blick und wurde mit einem Ausdruck der Verblüffung belohnt. «Hör mir genau zu. Du bist nur hier, weil du etwas weißt, das ich wissen muss. Es ist ein Geheimnis, in das du mich einweihen musst, wenn du lebend hier rauskommen willst.»
    Wieder lag Verwirrung in ihrem Gesicht, aber auch ein Anflug von Kampfgeist. Er hatte ihr die Hoffnung als ein Tau hingeworfen, an dem sie sich vom Abgrund ihrer wahnsinnigen Angst hochhangeln konnte.
    «Was … was wollen Sie von mir?» Ihre Stimme klang eingerostet, trocken und brüchig. « Sagen Sie es mir! Ich weiß nichts Wichtiges; Sie haben die Falsche entführt. Bitte lassen Sie mich gehen. Sie können nicht mich meinen, Sie …» Sie verstummte, als er ihren Kiefer wieder fester umfasste.
    «Hab Geduld, Liebste. Ich weiß, dass du es bist, verstehst du, weil ich meine Hausaufgaben gemacht habe und ganz sicher bin.»
    «Aber ich habe Ihnen doch gesagt, ich weiß nichts. Ich bin eine ganz normale Frau. Bitte lassen Sie mich gehen. Ich kann Ihnen nichts sagen, was ich nicht weiß.» Ihr Ton wurde umso nachdrücklicher, je mehr ihre Überzeugung wuchs, dass sie einem schrecklichen Irrtum zum Opfer gefallen war, und mit dieser Überzeugung ging eine trotzige Entrüstung einher. «Sie können mich nicht einfach hier festhalten!» Sie sah, dass es draußen dunkel war. «Meine Kinder kommen von der Schule nach Hause. Sie müssen mich gehen lassen. Ich bin nicht die, die Sie wollen!»
    Er schenkte ihren Einwänden keine Beachtung, entließ sie aus seinem Klammergriff und wollte gehen.
    «Hören Sie zu!», kreischte sie. « Warum hören Sie mir nicht zu? Verdammt, kommen Sie zurück!» Mit katzenhafter Schnelligkeit war er wieder beim Bett, kniete sich über sie und schlug sie mit der flachen Hand immer wieder auf beide Wangen, so heftig, dass ihr Kopf bei jedem Schlag von einer Seite auf die andere geschleudert wurde.
    «Sei still! Ich habe dir gesagt, dass du diejenige bist, die ich wollte. Noch ein Ton, und ich nähe dir wirklich die Lippen zusammen. Ich habe dich gewarnt. Du kannst die Antworten, die ich von dir will, ebenso gut aufschreiben wie aussprechen.»
    Sie sah ängstlich, aber stumm zu ihm auf. Die Prügel hatten sie gefügig gemacht. Er glitt vom Bett und verließ ohne ein weiteres Wort das dunkle Zimmer.
    Deborah zitterte vor Kälte und Angst; Tränen liefen ihr über die geschwollenen Wangen. Sie war einer blinden Panik nahe, aber in ihrem Innern meldete sich eine leise Stimme der Vernunft und sagte, dass ihre einzige Überlebenschance darin bestand, klar zu denken. Eine ganze Weile starrte sie einfach nur in die Luft. Und dann zwang sie sich, darüber nachzudenken, was eigentlich mit ihr geschehen war.
    Sie konnte sich vage an die Zugfahrt und den charmanten Chauffeur erinnern, der sie abgeholt und durch den dichten Verkehr gelenkt hatte. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus, als sie sich fragte, ob er im Verlauf der Entführung getötet worden war. Dann kam ihr der grauenhaftere Gedanke, dass er darin verwickelt sein könnte, dass die beiden womöglich unter einer Decke steckten. Deborahs Denkvermögen setzte aus. Sie wollte nicht an ihn denken, und schon gar nicht daran, was er ihr antun könnte. Als sie die Augen aufschlug, war ihr Blick als Erstes auf Messer und Skalpelle gefallen; das Bild hatte sich exakt in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie konnte sich vorstellen, wie er die Gerätschaften mit gezierten Bewegungen hob und ihr die Haut in Streifen vom Körper löste. Oder würde er zustechen? Sie hatte solche Messer in der Küche – scharf wie Rasiermesser, um Steaks zu schneiden, Fisch zu filettieren, hartes Gemüse in Streifen zu hacken. Sie wusste, was man mit Messern anrichten konnte.
    Ein seltsam wimmerndes Geräusch ertönte, und sie versuchte dahinter zu kommen, was das war. Als ihr aufging, dass sie ihr eigenes Stöhnen gehört hatte, ergab sie sich mit einem

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