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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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loswerden, wenn ihm tatsächlich das Geld ausgeht.»
    «Ich werde die australischen Behörden informieren.»
    «Nein, nicht in Australien, hier. Der Onkel hat sein hiesiges Haus behalten und an Vics Eltern vermietet, als er auswanderte.»
    Fenwick und Cooper schrien gleichzeitig: «Haus!» – «Wo?»
    «Irgendwo hier in der Gegend, wo er aufgewachsen ist. Aber Sie können sicher sein, dass er dort nicht ist!»
    «Aber er könnte dem Haus einen Besuch abstatten, der alten Zeiten wegen.»
    «Unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich, Chief Inspector – der Mann ist ein Profi.»
    «Ja, und zwar ein kranker Profi, wie Sie sagen, und ganz allein. Es wird interessant sein herauszufinden, ob sein gesunder Menschenverstand darunter gelitten hat.»
    «Ich kümmere mich sofort darum, Sir. Wir wissen den Namen des alten Mannes. Wir werden es bald gefunden haben.»
    «Wie? Er ist vor zwanzig Jahren ausgewandert.» Bayliss sah den gedrungenen Polizisten fragend an.
    Cooper konnte sich einen Anflug von Aufschneiderei nicht verkneifen – das war er seiner Ehre schuldig.
    «Wir haben unsere Möglichkeiten. Einwohnermeldeamt, Grundbucheinträge, alte Wählerverzeichnisse. Es wird nicht lange dauern.»
    «Und die alten Schulunterlagen, Sergeant. Vergessen Sie nicht, dass wir die auch noch haben. Wenn das Haus gefunden ist, leiern Sie die vollständige Prozedur an.»
    Um ein Haar wäre Cooper in Habachtstellung gegangen.
    Fenwick kümmerte sich um die Formalitäten. Es erforderte eine enorme Überzeugungskraft, aber schließlich willigte Bayliss ein, eine offizielle Aussage zu machen, an einem Phantombild Rowlands mitzuarbeiten und – aus Gründen der Eliminierung – seine Fingerabdrücke nehmen zu lassen – vorausgesetzt, das alles konnte in einer neutralen Umgebung geschehen, wo keine Möglichkeit bestand, dass ein Beobachter ihn identifizierte.
     
    Im letzten Augenblick zauderte Bayliss und blieb noch einmal stehen.
    «Seien Sie vorsichtig, Chief Inspector. Vic ist brillant in seinem Job. Wenn er wieder töten will, hat er seine Pläne schon gemacht – er ist ein gewissenhafter Planer.»
    Fenwick nickte und wollte sich abwenden, aber Bayliss hielt ihn mit zweifelnder Miene am Ärmel fest.
    «Tragen Sie eine Waffe, Fenwick. Er wird eine haben. Lassen Sie Ihre Jungs nicht mit Holzknüppeln gegen ihn antreten; er würde sie abstechen, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen.»
    Fenwick nickte knapp, und dann wandte er sich zum Gehen.

33
    Es war schwül. Langsam ging er die South Street entlang, durch das Canon Gate und weiter über die Canon Lane zu den Klöstern. Touristenscharen tummelten sich im kühlen Schatten und studierten Hinweisschilder und Gedenktafeln. Junge Mädchen zwängten sich in die bogenförmigen Nischen zu der Grünanlage namens Paradise hin, um sich zu sonnen, obwohl ihre Arme und Gesichter nach dem Sommer schon gut gebräunt waren.
    Er ging nicht zu schnell, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und betrat schließlich die Kathedrale. Im Innern herrschte reger Betrieb, was für seine Zwecke ideal war. Er lächelte einer der freiwilligen Helferinnen zu und setzte sich auf eine der Holzbänke in dem langen, schmalen Kirchenschiff. Gerüste von Restaurierungsarbeiten verdarben das Panorama, aber er bemerkte, dass sie bereits abgebaut wurden.
    Hinter ihm lag das Hauptportal an der Westseite, rechts der Gang nach Süden und die kleine angrenzende Kapelle. Die Sonne schien durch die Südfenster herein und warf wellenähnliche Muster in Rosa, Blau und Grün auf den Steinboden. Links von ihm verlief ein weiterer Gang gerade nach Norden, schattenhaft und düster. Er neigte den Kopf und sah an den Purbeck-Marmorsäulen vorbei zu dem schlichten Steingewölbe hinüber. Die mustergültige normannische Architektur entging ihm; er nahm nur das ärgerliche Hindernis in Gestalt der zierlichen Steinkanzel zur Kenntnis, die sich vor dem Chor in perfektem Gleichgewicht in das Kirchenschiff wölbte.
    Langsam schritt er den Nordgang ab, würdigte Holtsts Grab keines Blickes und schlenderte weiter zu der Kapelle am äußersten östlichen Ende der Kathedrale. Es gab wenige Stellen, die sich auf den ersten Blick als Versteck eigneten, und keine, die freie Sicht durch das Kirchenschiff gewährte. Ungeduldig kehrte er durch den Südgang zurück, zwang sich aber, seine müßige Gangart beizubehalten.
    Die romanischen Fresken, den erstaunlichsten Kunstschatz der Kathedrale mit ihrer fast neunhundertjährigen Geschichte, beachtete

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