Requiem für eine Sängerin
viel älter als Rowland. Die wenigen Haare, die er noch auf dem Kopf hatte, waren grau, ebenso das alberne Ziegenbärtchen am Kinn. Er hatte eine schriftliche Befugnis dabei, einen Ausweis der Firma und einen Führerschein. Er war umgänglich, aber genervt von Coopers Fragen, und konnte es kaum erwarten, weiterzumachen.
«Sind Sie allein hier?»
«Im Moment, ja. Im Lauf der Woche waren andere hier, und Alec sollte jeden Moment eintreffen, er hilft mir. Aber im Wesentlichen bin ich derjenige, welcher. Ich teste gerade die Level und muss damit fertig sein, bis die Solisten eintreffen.»
«Haben Sie die Privatnummer von Ihrem Boss?»
«Natürlich nicht! Wieso sollte ich? Wir haben außerhalb der Firma nichts miteinander zu tun.» Er hatte einen leichten Midlands-Akzent, der umso ausgeprägter wurde, je mehr er sich aufregte.
«Na gut, aber laufen Sie nicht weg. Ich muss vielleicht noch einmal mit Ihnen reden.»
Cooper machte seine Meldung; der Mann schien echt zu sein, aber sie versuchten trotzdem, einen seiner Vorgesetzten zu erreichen. Sämtliche Trompeter waren ebenfalls überprüft worden, und Fenwick gingen die Verdächtigen aus. Er konnte nicht glauben, dass Rowland einfach im Publikum auftauchen würde. Er schlug eine weitere Suche nach Sprengstoff vor und ging sich mit Cooper beraten.
Jason MacDonald war an dem Fall dran. Genauer gesagt, er konnte die Sache in der Kathedrale nicht vergessen. Obwohl sein erster Artikel unterdrückt worden war, wurde er das Gefühl nicht los, dass sich hier eine sensationelle Schlagzeile anbahnte, und ihm war auf quälende Weise bewusst, dass er der einzige Journalist war, der davon wusste.
Es war leicht gewesen, im Chaos beim Eintreffen des Chors in die Kathedrale zu gelangen, und während sich die Polizei die Zeit bis zur Mittagspause vertrieb, lag er gut versteckt im dunklen Schatten des schmalen Gangs hinter einem restaurierten Grab und döste gelegentlich ein, schreckte aber immer wieder hoch und sah auf die Uhr.
Harper-Brown, der Assistant Chief Constable, traf kurz vor Beginn der Nachmittagsprobe unangemeldet ein. Er verbarg seine Nervosität angesichts der Verantwortung an der Spitze einer komplexen und gefährlichen Operation hinter einem Übermaß an Jovialität. Es ärgerte Fenwick, dass der Trick bei Polizisten und Organisatoren gleichermaßen zu wirken schien, obwohl er ihn so leicht durchschauen konnte. Harper-Brown steckte in einer selbst geschaffenen Falle. Er konnte das wahre Ausmaß der Gefahr nicht eingestehen, nachdem er Fenwicks Theorie zuvor verworfen hatte, aber ebenso wenig konnte er leugnen, dass das nächste potenzielle Opfer eines Serienmörders, von dem sie nach dem Bombenanschlag jede Spur verloren hatten, in weniger als sechs Stunden vor mehr als dreihundert Leuten öffentlich auftreten würde.
Hinzu kam, dass Fenwick ihn mit seinem wissenden Gesichtsausdruck nervös machte. Harper-Brown unterhielt sich einige Zeit mit zwei Männern, Blite und einem, den Fenwick nicht kannte, und als er sich dem Chief Inspector näherte, wirkte er sichtlich entspannter.
«Was meinen Sie, wie es ablaufen wird, Andrew?»
Die Anrede machte Fenwick sofort wachsam.
«Ich glaube, Sie haben getan, was unter den Umständen möglich war, Sir. Es war nicht gerade hilfreich, dass Hunderte Musiker ständig herumgelaufen sind und überall Taschen und Mäntel liegen gelassen haben, aber das Team scheint jetzt den Überblick zu haben. Ich habe kaum mit dem anderen Mann gesprochen, der mit Blite arbeitet – er bleibt für sich –, aber ich schätze, er hat Ihnen alles Wichtige gesagt.»
Der Assistant Chief Constable sah unbehaglich drein. «Ja, ja, er ist recht zuversichtlich.»
Fenwick musterte die eindrucksvolle Gestalt seines Vorgesetzten in seiner Uniform und fügte mit Bedauern hinzu: «Manchmal kam es zu Spannungen mit den Musikern. Es wäre anständig, wenn Sie dem Dirigenten, dem Leiter und dem Vorsitzenden des Organisationskomitees für ihre Mitarbeit danken würden, Sir.»
«Natürlich, ich werde tun, was ich kann.» Es folgte eine Pause, in der Fenwick es nicht über sich brachte, dem Chief in die Augen zu sehen. «Oh, übrigens, da wir Rowland nicht gefunden haben, habe ich noch einige Männer herbeordert. Sie werden gerade eingeteilt. Haben Sie Vorschläge, wo man sie am besten einsetzen könnte? Campbell, der, ähem, hiesige Mann, und Blite haben alles unter Kontrolle, aber selbstverständlich ist Ihr Rat stets willkommen.»
Campbell und Blite
Weitere Kostenlose Bücher